Wuesten - Tierparadiese unserer Erde
verkrusteten, tischebenen Boden mit der Struktur einer Raufasertapete auf. Sie besteht aus Myriaden loser Steine. In etlichen Regionen formen jedoch auch Tafelberge und Tischfelsen das Landschaftsbild, die aus ihrem Verwitterungsschutt herausschauen.
Im Dünensand hält sich das Wasser der seltenen Niederschläge besser. Die Dünen saugen es auf wie ein Schwamm und geben wesentlich weniger durch Verdunsten wieder ab als die Hammada. Dort dringt das Wasser oft gar nicht in die Bodenkruste ein, sondern steigt als Dampf in die Luft auf. So erreichen Pflanzen in den Dünentälern das Grundwasser eher und sie wachsen dort relativ geschützt. In der Sahara gibt es das Phänomen, dass von verwandten Tierarten die eine in der Hammada und die andere im Erg lebt. So durchstreifen die sehr hell gefärbten Dünengazellen (
Gazella leptoceros
) zu zweit oder in kleinen Trupps vor allem die Sandmeere. Die ähnliche, aber bräunlichere Dorcasgazelle (
Gazella dorcas
) sucht in gleicher Weise in der Steinwüste neue Weidegründe. Beide Arten äsen in der Dämmerung und nachts an Kräutern, Sträuchern und Bäumen sowie an Gräsern. Doch bevorzugt jede Art eine andere Hauptnahrungspflanze. Für die Dorcasgazelle ist das die Akazie
Acacia tortilis
, deren Blätter auch in Trockenzeiten noch sehr saftig und eiweißreich sind. Im Erg hat es die Dünengazelle besonders auf die fleischigen Blätter des Strauchs
Nitraria retusa
abgesehen.
Tagsüber versuchen beide Arten sich vor der Sonne zu schützen. Gegen Überhitzung kühlt ein Gefäßgeflecht im Nasenraum das Blut mit der Atemluft. Zusätzliches Wasser benötigen die Gazellen nicht, denn sie kommen mit der Flüssigkeit der Pflanzennahrung aus. Für das Gehen im weichen Sand hat die Dünengazelle schuhartig breite Hufe. Sie lassen sich weit spreizen, so dass das Tier nicht so tief einsinkt. Die übrigen Gazellenarten Nordafrikas haben wesentlich schmalere Hufe. Beide Gazellen, sowohl Männchen als auch Weibchen, tragen jeweils ein kaum geschwungenes Gehörn. Das der Dünengazelle ist etwas länger, dazu trägt sie lange, abstehende Eselsohren.
Wassertiere in der Wüste
Wo immer Wasser offen zutage tritt und leicht salzig ist, findet sich eine der extremsten Lebensformen überhaupt, das Salinenkrebschen
Artemia salina
. Selbst in den Salzlaken der Schotts können diese Kiemenfußkrebse existieren, und zwar so zahlreich, dass sie das Wasser rot färben. Die erwachsenen Krebschen werden etwa 1 cm lang und wirken wie zarte, durchsichtige Asseln von leuchtend rötlicher Farbe. Sie ernähren sich von organischen Resten und Algen, die sie, auf dem Rücken schwimmend, mit einer langen Reihe von Blattbeinpaaren aus dem Wasser filtern. Die Beine dienen der Fortbewegung und tragen zugleich auch Kiemen. Fällt das Gewässer trocken oder wird es zu salzig, sterben die Krebse. Doch überdauern die winzigen, bräunlichen Eikapseln die Trockenzeiten – unter Umständen jahrelang.
Nur ganz wenige Amphibien trotzen den Wüstenverhältnissen, denn zum Laichen benötigen sie unbedingt offenes Wasser, das obendrein nur wenig Salz enthalten darf. So bevölkert die Wasserstellen und Bewässerungssysteme der Oasen im Westen der Sahara die Berberkröte (
Bufo mauritanicus
). Ihr Muster aus graugrünen Flecken auf heller Haut ähnelt dem der in Europa heimischen Wechselkröte (
Bufo viridis
), die ebenfalls in Oasen südwärts bis zum Hoggar-Gebirge vorkommt. Meist ist die Wechselkröte sogar der einzige Lurch in den Oasen. Zum Laichen genügen ihr brackige Tümpel, die wenige Wochen Wasser führen. Außerhalb der Laichzeit besiedeln beide Arten Wasserrohre und Bewässerungsflächen. Oder sie graben sich an feuchten Stellen ein und jagen nachts Bodeninsekten, Hundertfüßer und Asseln. Im Gewässer erbeuten sie vor allem Mückenlarven sowie Eintagsfliegen- und Libellenlarven.
Auch der handgroße, grüne Seefrosch (
Rana ridibunda
) hat es bis in einige Oasenteiche geschafft. Er braucht jedoch ständig offenes Wasser für seinen gefräßigen Lebensunterhalt.
Fische in der Wüste?
Im algerischen Hoggar-Gebirge gibt es auf 1000–2000 m Höhe schattige Schluchten und Täler, die dauerhaft Wasser führen. In der Oase Iherir sowie in den bis mehrere Meter tiefen Gueltas von Issakarassene leben einige Fischarten isoliert vom nächsten Flusssystem, das hunderte von Kilometern entfernt liegt. Alle diese Fische stellen kaum Ansprüche an die Wasserqualität. Für Wissenschaftler ist das isolierte Vorkommen von
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