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Wuestenfeuer in Seinem Blick

Wuestenfeuer in Seinem Blick

Titel: Wuestenfeuer in Seinem Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Radley
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ihrem ausgestreckten Arm. Tief unter ihnen gingen am Las Vegas Strip die ersten Lichter an. Es war, wie wenn ein Showgirl sich für ihren Auftritt fertig machte.
    „Oh, und da!“
    Wieder sah er in die Richtung, in die sie wies. Im See vor dem Bellagio schossen beleuchtete Fontänen hoch. Laurel schaute fasziniert zu.
    „Wenn wir essen gehen, sehen wir die Fontänen aus der Nähe.“ Er hatte eigens einen Tisch im Picasso reserviert, damit sie die berühmten Wasserspiele aus der Nähe genießen konnte.
    „Und von hier aus sieht alles ganz anders aus. Wirkt alles wie auf dem echten Eiffelturm. Einfach unglaublich.“
    Dieses Mal wandte er die Aufmerksamkeit nicht von ihrem Gesicht, in dem sich die lebhaftesten Emotionen spiegelten.
    Einen verrückten Moment lang stellte er sich vor, wie sie leidenschaftlich erregt aussehen würde … wenn ihre rotbraunen Haare auf seinem Kopfkissen lagen …
    Er beeilte sich, das Bild zu verdrängen.
    „Warst du mal in Paris? Oder in Venedig? Da würde ich gern mal hin.“
    „In Venedig nicht“, antwortete er und wunderte sich, wie rau seine Stimme klang. „Aber Paris kenne ich gut. Meiner Mom hat es dort sehr gut gefallen. Sie hat die École des Beaux-Arts auf der Rive Gauche, dem linken Seine-Ufer, besucht.“
    „Ist sie Künstlerin?“
    Rakin nickte. „Ja, war sie. Aber sie lebt nicht mehr.“
    „Oh, das tut mir leid, ich wollte keine Wunden …“, sagte sie bestürzt.
    „Mach dir keine Gedanken. Es macht mir nichts aus, von ihr zu reden. Ihr Tod liegt schon länger zurück. Die meisten Menschen vermeiden es, über sie zu sprechen, weil sie sich dabei unwohl fühlen.“ Dabei spürte er eine tiefe Sehnsucht, sich seine Mutter auf diese Weise ins Gedächtnis zurückzurufen. So wie sie wirklich war. Talentiert. Lebhaft. Liebevoll. „Mein Vater ist auch tot.“
    „Deine Eltern müssen dir schrecklich fehlen.“
    Die Erinnerungen an seinen Vater waren ausgesprochen zweischneidig. Aber es gab keinen Grund, Laurel hinter die Fassade sehen zu lassen, die er mit so viel Anstrengung aufrechterhielt. Also beschränkte er sich auf die Fakten. „Sie haben sich in Paris kennengelernt.“
    „Wie romantisch.“
    Mit dieser Reaktion hatte er gerechnet. Seine Mutter hatte auch an Romantik geglaubt, sein Vater ans Schicksal. Doch am Ende hatte weder das eine noch das andere ausgereicht.
    Er wandte sich ab. „Es war im Frühling“, sagte er tonlos, während der Horizont in den Farben der untergehenden Sonne leuchtete.
    „Noch romantischer.“
    Ohne Laurel anzusehen, wob er weiter an den vordergründigen Geschichten der Boulevardblätter, die inzwischen schon Legende geworden waren. „Dann haben sie in Diyafa prunkvoll Hochzeit gefeiert, und ein Jahr später wurde ich geboren.“ Damit hatte der Leidensweg seiner schönen Mutter begonnen. Denn mit dem ersehnten männlichen Erben hatte es sein Vater nicht mehr nötig gehabt, seine Frau liebevoll auf Händen zu tragen. Pflichtgefühl, nicht Sehnsucht, hatte seine Eltern bis zu ihrem Tod zusammengehalten.
    Plötzlich verspürte er den heftigen Wunsch, Laurel ins Gesicht zu sehen. Er zwang sich zu einem Lächeln und schaute sie an. Verträumt erwiderte sie den Blick. „Ich würde so gern mal Paris im Frühjahr sehen“, sagte sie. „Die Stadt der Liebe …“
    Rakin kannte all die Klischees. Er murmelte etwas Unverständliches.
    Sie neigte den Kopf, und die Diamantohrringe glitzerten. „Und Diyafa würde ich auch gern besuchen.“
    Das war es, worauf er gehofft hatte!
    Aber statt ihr anzuvertrauen, was sein Großvater vorhatte, sah er auf die Uhr. „Oh, wir müssten jetzt bald ins Restaurant. Beim Essen erzähle ich dir mehr über mein Heimatland. Und danach tun wir dasselbe wie alle – spielen.“
    Wie er erwartet hatte, verschwand ihr verträumter Gesichtsausdruck sofort. „Je höher der Einsatz, desto besser. Und denk daran, ich habe vor, die ganze Nacht durchzuhalten.“
    Auch sein eigener Einsatz war hoch. Warum hatte er geschwiegen? Wieso hatte er die Gelegenheit nicht genutzt, ihr zu sagen, was er brauchte? Eine Ehefrau, um den Drohungen des Großvaters den Boden zu entziehen.
    Vage wurde ihm bewusst, dass er dabei war, sich in der Fantasiewelt zu verlieren, die er für sie geschaffen hatte – und die ihm selbst immer besser gefiel.
    Ein Tag war bereits um. Viel zu schnell würden sie wieder abreisen, und die Gelegenheit, ihr Verständnis zu wecken und mit ihr zu verhandeln, war vorüber. Er konnte sich keine

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