Wuestenfeuer in Seinem Blick
Sicherheit köstlich – doch für Laurel schmeckte es wie Stroh.
Wie schön, wie sie und Rakin in Dahab auf dem Balkon ihr einfaches Mahl gegessen und dabei in die Wüste hinausgeschaut hatten!
Sie liebte ihren Mann und wollte keine Scheidung.
Sie betrachtete ihn. Er trug einen dunklen Geschäftsanzug mit Krawatte und als Zugeständnis an die Tradition die typische weiße Kopfbedeckung.
Er bemerkte ihren Blick und lächelte ihr freundlich zu.
Und verzweifelte Hoffnung stieg in ihr auf.
Sicher spürte auch er, wie viel sie gemeinsam hatten. Sie mochten einander, lachten viel – und sie wusste, dass er sie begehrte. Das war mehr, als viele andere Paare verband. Es gab keinen Grund für eine Scheidung. Stattdessen konnte aus ihrer vorübergehenden Ehe eine richtige werden!
Sie berührte seinen Arm. „Rakin …“
An seiner anderen Seite tauchte ein Assistent auf und murmelte etwas auf Arabisch. Rakin entschuldigte sich und stand auf. „Ich bin gleich wieder da.“
Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter und wandte sich um.
Es war Rakins Großmutter. „Hast du genug gegessen?“, fragte sie und ließ sich auf den freien Stuhl gleiten.
Laurel neigte höflich den Kopf. „Danke. Alles war wunderbar.“
„Dann ist ja gut. Du musst sehr auf dich achten. Wir warten gespannt auf Neuigkeiten von dir.“
Laurel blinzelte. „Auf was für Neuigkeiten?“
„Von einem Baby.“
Laurel verschlug es die Sprache. Es war wirklich seltsam, dieses Thema mit seiner Großmutter zu erörtern. Vor allem, weil Rakin und sie noch nie über Kinder gesprochen hatten. Aber … geschützt hatten sie sich nicht.
Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
Tula bemerkte nichts von ihrem Unbehagen und fuhr freundlich lächelnd fort: „Du und Rakin, ihr bekommt bestimmt wundervolle Babys.“
Was sollte sie darauf erwidern? Sie lachte.
„Es ist wichtig, dass du schwanger wirst.“
Natürlich. Es ging gar nicht um Babys, sondern um die Nachfolge. Laurel spürte, wie sie rot wurde. „Wir brauchen noch etwas Zeit für uns.“
Tula zuckte mit den Schultern. „Ihr seid verheiratet. Mit der Zeit gewöhnt ihr euch sowieso aneinander, dafür habt ihr ja Jahre Zeit. Ich weiß es, ich war ja auch einmal jung verheiratet. Meinen Mann habe ich am Tag der Hochzeit zum ersten Mal gesehen. Er hat immer gesagt, er hat sich in mich verliebt, als ich das erste Kind zur Welt gebracht habe – das war Rakins Vater.“
Die Erinnerung ließ sie strahlen. „Rakin ist sehr reich, und jetzt hat er auch die Verantwortung für Gifts of Gold. Er braucht einen Sohn, der in seine Fußstapfen treten kann.“
Laurel erschrak. Bei dieser Ehe ging es nicht um Nachkommen.
Außer vielleicht … Wenn sie doch auf Dauer verheiratet bleiben könnten!
Wieder keimte Hoffnung in ihr auf. Sicher wollte Rakin Kinder, wieso dann nicht von ihr! Sie liebte ihn, sie waren verheiratet …
Sie nahm sich vor, mit ihm darüber zu reden, und fühlte sich sofort besser.
Wenn er sie doch auch lieben würde!
Sie hatte Geduld. Und da war auch noch die Chance, dass er sich bereits in sie verliebt hatte. Sein warmes Lächeln und das Funkeln in seinen Augen waren gute Zeichen.
„Warten ist nicht gut. Du wirst nicht jünger“, meinte Tula. „Es kann schnell zu spät sein.“
Laurel war bewusst, dass ihre biologische Uhr tickte. Auch deshalb hatte sie in eine Ehe mit Eli eingewilligt. Aber dass sie Rakin geheiratet hatte, hatte damit nichts zu tun.
Ein Gefühl des Bedauerns überkam sie.
Welche Ironie lag darin! Seit sie erkannt hatte, dass sie ihn liebte, konnte sie sich Kinder nur mit Rakin vorstellen. Mit ihm wollte sie ihr Leben teilen. Ihn wollte sie als Vater ihrer Kinder. Mit ihm zusammen wollte sie sie aufwachsen sehen.
Sie wollte mehr als eine Ehe auf Zeit aus Geschäftsgründen und zum Vergnügen. Auch Abenteuer genügten ihr jetzt nicht mehr. Was sie wollte, war so viel mehr!
„Kannst du mit deinem Mann nicht darüber sprechen?“, fragte Tula. „Bist du … schüchtern? Dann sage ich seinem Großvater, dass er ihn ermahnt, seiner Pflicht nachzukommen.“
„Nein!“, stieß Laurel hervor. Den Gedanken, dass in diesem intimen Bereich ihrer Beziehung plötzlich Konflikte oder Erwartungen auftauchten, konnte sie nicht ertragen. „Das ist nicht nötig. Ich weiß jetzt, wie ihr darüber denkt, und rede mit Rakin.“
„Mein Enkelsohn hat eine gute Wahl getroffen“, sagte Tula mit einem stolzen Lächeln. „Du bist eine vernünftige Frau, die weiß,
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