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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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wird. Ich habe ihnen mitgeteilt, dass ich das Manifest nach Russland bringen werde und es der Orthodoxen Kirche in Sankt Petersburg leihweise zur Aufbewahrung überlasse, bis der Krieg beendet ist. Man stelle sich ihre Enttäuschung vor, wenn sie wüssten, dass ich es bis zu meiner Rückkehr tatsächlich bei Sally unter den wachsamen Augen von Emily hinterlegt habe.‹«
    »Hat er es demnach gar nicht nach Russland mitgenommen?«, fragte Julie, und die Aufregung ließ ihre Stimme fast überkippen.
    »Offensichtlich nicht. Aber hören Sie weiter. Am ersten Juni schreibt er: ›Vorerst mein letzter Eintrag. Ich bin von neugierigen Augen umgeben. Ich habe ein ungutes Gefühl wegen meiner bevorstehenden Reise, aber es ist lebenswichtig, dass die Russen an unserer Seite bleiben und mit Deutschland keinen einseitigen Waffenstillstand aushandeln. Ich werde Corporal Wingate dieses Tagebuch zur Aufbewahrung übergeben. H. H. K.‹«
    »Ich habe andere Berichte gelesen, denen zufolge ihm nicht sehr wohl war, als er in See stach, und dass ihm vor dieser Reise graute«, sagte Julie. »Er muss irgendeine Vorahnung gehabt haben.«
    »Wahrscheinlich, sonst hätte er sicher nicht das Tagebuch zurückgelassen. Aber die wichtigere Frage ist doch: Wer war Sally?«
    »Sie muss jemand gewesen sein, der absolut vertrauenswürdig war, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich bei meinen Recherchen über Kitchener jemals auf jemanden namens Sally gestoßen bin.«
    »Vielleicht eine Sekretärin oder die Ehefrau eines Offizierskollegen?«, fragte Summer.
    Julie schüttelte den Kopf.
    »Wie wäre es mit einem Kosenamen für eine seiner Helferinnen?«
    »Nein, ich glaube, dass es dann auch irgendeinen Hinweis in seiner Korrespondenz geben würde, aber an so etwas kann ich mich nicht erinnern.«
    »Es kann eigentlich auch nicht sein, dass er dieses Dokument irgendwelchen oberflächlichen Bekannten anvertraut haben soll. Was ist mit dem anderen Namen – Emily?«
    Julie überlegte einen Moment lang, während sie darauf wartete, in einen Kreisverkehr einzufahren, der den Verkehr ins Stadtzentrum von Canterbury weiterleitete.
    »Ich kann mich an zwei Emilys erinnern. Kitcheners Großmutter mütterlicherseits hieß Emily, allerdings war sie 1916 schon lange tot. Dann war da noch sein ältester Bruder, der eine Enkelin namens Emily hatte. Wenn wir ins Hotel kommen, muss ich mal in meinen Stammbäumen nachschauen, wann sie geboren wurde. Ihr Vater, Kitcheners Neffe, hieß Hai. Er war ziemlich regelmäßig auf Broome Park anzutreffen.«
    »Wäre dann die jüngere Emily nicht eine Cousine von Aldrich?«, fragte Summer.
    »Ja, richtig. Vielleicht können wir Aldrich morgen früh nach ihr fragen.«
    Julie hatte das Stadtzentrum erreicht und machte Summer auf die berühmte Kathedrale Canterburys aufmerksam. Ein paar Blocks weiter hielt sie vor dem Chaucer Hotel, einem der bescheidenen, aber gemütlichen alten Gasthöfe der Stadt. Nachdem sie sich in nebeneinanderliegenden Zimmern eingerichtet hatten, trafen sich die Frauen zum Abendessen im Restaurant des Hotels. Summer verzehrte eine große Portion Fish and Chips und begriff erst in diesem Moment, wie hungrig dieser Tag sie gemacht hatte. Julie ging es ähnlich, als sie ihren leeren Pastateller von sich schob.
    »Wenn Sie einen Verdauungsspaziergang machen wollen, können wir zur Kathedrale spazieren«, bot Julie an.
    »Ich weiß Ihr Angebot als Fremdenführerin durchaus zu schätzen«, sagte Summer, »aber ich würde, wenn ich ganz ehrlich bin, lieber noch weiter in Kitcheners Tagebuch herumstöbern.«
    Dieses Geständnis zauberte ein strahlendes Lächeln auf Julies Gesicht. »Ich hatte im Stillen gehofft, dass Sie das sagen würden. Seit wir uns im Hotel eingecheckt haben, kann ich es kaum erwarten, die Notizen intensiv zu studieren.«
    »Neben dem Foyer habe ich einen kleinen Salon gesehen. Wir könnten eine Kanne Tee bestellen und uns mit dem Tagebuch dorthin zurückziehen. Ich mache Notizen, während Sie diesmal lesen«, fügte sie mit einem Lächeln hinzu.
    »Das wäre großartig«, signalisierte Julie ihr Einverständnis. »Ich hole das Tagebuch und einen Notizblock aus meinem Zimmer, und wir treffen uns dort.«
    Sie nahm die Treppe in den zweiten Stock, betrat ihr Zimmer und hielt abrupt inne, als sie sah, dass ihre Papiere kreuz und quer über das ganze Bett verstreut waren. Die Tür wurde hinter ihr zugeschlagen, und gleichzeitig erlosch das Licht. Ein Schatten kam auf sie zu und sie wollte

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