Wüstenfeuer
erhalten werden«, sagte er leise, als befände er sich in einer Trance, die ihn in die Vergangenheit katapultiert hatte.
»Die Schätze des Königreichs gehören von Rechts wegen uns. Kümmere dich darum, ob du mehr über dieses Schiffswrack in Erfahrung bringen kannst.«
Maria nickte. »Das dürfte möglich sein. Was ist mit diesem Mann namens Pitt und seiner Frau? Wir wissen, wo sie abgestiegen sind.«
Celik starrte weiter auf den Rock. »Das ist mir egal.
Töte sie, wenn du willst, aber tu es unauffällig. Und dann halt dich für unser nächstes Projekt bereit.«
Maria nickte, wobei ein schmales Lächeln um ihre Lippen spielte.
Sophie Elkin zog eine Bürste durch ihr glattes schwarzes Haar und warf dann einen kurzen Blick in den Spiegel. Bekleidet mit einer abgetragenen Khakishorts und einem dazu passenden Baumwollhemd – und ohne irgendwelches Make-up – konnte ihr Äußeres kaum unscheinbarer sein. Doch ihre natürliche Schönheit war nicht zu übersehen. Sie hatte ein schmales Gesicht mit hohen Wangenknochen, eine zierliche Nase und sanft blickende aquamarinblaue Augen. Trotz der vielen Stunden, die sie unter freiem Himmel verbrachte, war ihre Haut glatt und makellos. Ihr Aussehen hatte sie hauptsächlich von ihrer Mutter geerbt, einer Französin, die sich in Paris in einen israelischen Geologiestudenten verliebt hatte und mit ihm nach Tel Aviv gegangen war.
Sophie hatte schon immer wenig auf ihr Aussehen geachtet und ihre Weiblichkeit nach Möglichkeit unterdrückt. Bereits als Kind hatte sie die Kleider verschmäht, die ihre Mutter ihr kaufte, und stattdessen Hosen vorgezogen, damit sie sich an den oftmals rauen Abenteuerspielen der Jungen in ihrer Nachbarschaft beteiligen konnte. Als Einzelkind hatte sie ihrem Vater, der die Geologische Abteilung der Universität von Tel Aviv leitete, sehr nahegestanden. Das selbstständige Mädchen hatte ihn stets begeistert auf seinen Feldstudien begleitet, in deren Verlauf er die geologischen Formationen der umliegenden Wüsten untersuchte. Dabei hatte sie am abendlichen Lagerfeuer die Geschichten von den biblischen Ereignissen, die nicht selten genau dort stattgefunden hatten, wo sie gerade campierten, gierig aufgesogen.
Die Tätigkeit ihres Vaters hatte dazu geführt, dass sie Archäologie studierte. Im Verlauf ihres Studiums musste sie schließlich miterleben, wie ein Kommilitone wegen des Diebstahls von Artefakten aus den Universitätsarchiven verhaftet wurde. Dieser Zwischenfall machte sie mit der düsteren Schattenwelt des Antiquitätenschwarzhandels bekannt, den sie mehr und mehr zu hassen lernte, weil er für die Zerstörung wichtiger archäologischer Fundorte verantwortlich war. Nachdem sie promoviert hatte, verzichtete sie auf eine weitere akademische Karriere und ging stattdessen zur Israel Antiquities Authority. Mit Hingabe und Beharrlichkeit arbeitete sie sich innerhalb weniger Jahre bis auf den Chefposten der Antiquities Robbery Prevention Unit hoch. Die Liebe zu ihrem Beruf ließ ihr nur wenig Zeit für ein Privatleben, und so verabredete sie sich nur selten, da sie meist bis tief in die Nacht arbeitete.
Sie schnappte sich ihre Handtasche, verließ ihr kleines Apartment mit Blick auf den Ölberg und fuhr in den alten Teil Jerusalems. Die Antiquities Authority residierte im Rockefeller Museum, einem weitläufigen weißen Kalksteingebäude im Nordosten der Altstadt von Jerusalem. Ausgestattet mit einem Personal von nur zwölf Mitarbeitern, hatte ihre Abteilung die schier unmögliche Aufgabe, die etwa dreißigtausend Kulturstätten überall in Israel zu beschützen.
»Guten Morgen, Soph«, begrüßte sie der leitende Detective der Abteilung, ein hagerer, leicht glubschäugiger Mann namens Sam Levine. »Darf ich dir einen Kaffee holen?«
»Danke, Sam, das fände ich prima«, sagte sie und kaschierte ein Gähnen, während sie in ihr kleines Büro ging. »Letzte Nacht wurde auf einer Baustelle in der Nähe meines Apartments gearbeitet, so dass ich kaum ein Auge geschlossen habe.«
Sam kam mit dem Kaffee zurück und ließ sich auf der anderen Seite ihres Schreibtisches auf einen Stuhl fallen.
»Wenn du sowieso nicht schlafen konntest, hättest du uns ja auch bei der Überwachung Gesellschaft leisten können«, sagte er grinsend.
»Gab es irgendwelche Schwierigkeiten?«
»Nein, unsere Grabräuber, die in Hebron ihr Unwesen treiben, müssen sich eine freie Nacht gegönnt haben.
Um Mitternacht haben wir Schluss gemacht, aber wir konnten immerhin
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