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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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mir nicht vorstellen, dass dieser Battal mehr sein soll als ein unbedeutender Alibikandidat.«
    »Ich fürchte, eben das ist nicht der Fall«, sagte O’Quinn. »Präsident Yilmaz’ Popularität hat auf Grund des schlechten Zustands der Wirtschaft gründlich abgenommen, außerdem muss er sich gegen Korruptionsvorwürfe verteidigen, die Mitglieder seiner Regierung betrifft. Mufti Battal ist hingegen überall im Land zu einer prominenten Gestalt aufgestiegen, vor allem für die Armen und Arbeitslosen. Niemand kann sagen, wie er sich als politischer Kandidat verhalten wird, aber viele befürchten, dass er für den Amtsinhaber eine echte Gefahr darstellen könnte.«
    »Erzählen Sie mir mehr über diesen Battal«, forderte ihn der General auf.
    »Nun, Sir, laut seiner Biografie wurde er schon in sehr frühem Alter zum Waisen und musste in den Slums von West-Istanbul ums Überleben kämpfen. Als er einem alten Mann zu Hilfe kam, der von einem Gauner aus der Nachbarschaft beraubt wurde, entging er einem Leben in Armut. Aus Dankbarkeit schickte der Mann, ein Mitglied des Ältestenrats der Moschee, Battal auf eine private muslimische Schule und zahlte für seine Unterkunft und seine Verpflegung, bis er weit über zehn Jahre alt war. Die Schule war streng fundamentalistisch ausgerichtet, was eine Erklärung für seine heutigen Ansichten sein mag. Er neigt zu einer wissenschaftlichen Denkweise, ist jedoch auch ein begabter Redner, was seinen schnellen Aufstieg innerhalb der muslimischen Hierarchie Istanbuls begünstigt haben dürfte. Zurzeit gilt er als Chef-Theologe für ganz Istanbul. Obgleich im persönlichen Umgang durchaus charmant, werden seine Schriften und Predigten durch taliban-ähnliche Interpretationen des Islam geprägt. Hinzu kommen ständige Warnungen vor den Übeln des Westens und den Gefahren fremder Einflüsse. Man kann nicht sagen, was geschehen wird, wenn er gewählt werden sollte, aber wir müssen mit der Möglichkeit rechnen, die Türkei praktisch über Nacht als Verbündeten zu verlieren.«
    »Hat er denn überhaupt eine Chance, die Wahl zu gewinnen?«, fragte Braxton, während seiner Stimme das zunehmende Unbehagen bei dieser Vorstellung deutlich anzuhören war.
    O’Quinn nickte. »Wir gehen davon aus, dass die Wahl zu seinen Gunsten ausgehen könnte. Und wenn das Militär seine Wahl unterstützt, dann ist alles möglich.«
    Ein Oberst der Air Force, der am Tisch saß, atmete zischend ein. »Eine fundamentalistische Machtübernahme in der Türkei? Das wäre ein umfassendes Desaster.
    Die Türkei ist ein NATO-Land und einer unserer stärksten Verbündeten in dieser Region. Wir haben eine Vielzahl militärischer Mittel in dem Land stationiert, inklusive unserer taktischen Nuklearwaffen. Die Luftwaffenbasis in Incirlik ist für unsere Operationen in Afghanistan lebenswichtig.«
    »Von den Horchposten auf ihrem Territorium ganz zu schweigen, mittels derer wir die Russen und die Iraner überwachen«, fügte der CIA-Mann hinzu.
    »Die Türkei ist zurzeit der Hauptumschlagplatz für Nachschublieferungen nach Afghanistan, so wie damals in den Irak«, klagte ein Major der Armee, der neben dem Oberst saß. »Ein Verlust dieser Versorgungswege würde unseren gesamten Afghanistan-Einsatz gefährden.«
    »Wir sehen alle möglichen katastrophalen Szenarien voraus«, meinte O’Quinn leise, »von einer Schließung des Bosporus und der damit verbundenen Unterbrechung des Stroms russischen Öls und Gases bis hin zu einem durch nichts mehr zu bremsenden Iran. Der gesamte Nahe Osten würde beeinflusst werden, und die Auswirkungen einer solchen Veränderung auf das Gleichgewicht der Mächte lassen sich so gut wie unmöglich voraussagen.«
    »Die Türkei war immer ein stiller Freund und Handelspartner Israels gewesen und hat neben anderen Dingen große Mengen Lebensmittel und Trinkwasser exportiert«, sagte der CIA-Vertreter. »Wenn die Türkei und Ägypten einen Schwenk in Richtung Fundamentalismus vollziehen, würde das auch eine stärkere Isolation Israels zur Folge haben. Abgesehen davon, dass der Iran in seinem Machtstreben ermutigt würde, befürchte ich eine größere Aggressionsbereitschaft der Hamas, der Hisbollah und anderer erklärter Gegner Israels, was wiederum zu mehr Gewalt in dieser Region führen dürfte. Ein derartiger Machtumschwung könnte sich tatsächlich zu jenem von uns allen gefürchteten Funken entwickeln, der am Ende noch den Dritten Weltkrieg im Herzen des Nahen Ostens entfacht.«
    Im

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