Wüstenfeuer
bevor Pitt den geschwungenen Teil der Zufahrt erreicht hatte, der am Wohnhaus vorbeiführte. Er gab Vollgas, lenkte nach links und jagte an der Villa vorbei und in die gegenüberliegende Kurve.
Nur ein Dutzend Meter dahinter lehnte sich der Perser im Kleinlaster mit einer Glock Automatik aus dem Beifahrerfenster und feuerte auf den französischen Wagen los. Wegen der Krümmung der Kurve musste er die Pistole vor die Windschutzscheibe des Lasters halten, um zu zielen, was seine Genauigkeit nicht gerade verbesserte. Ein paar Kugeln schlugen in den Kofferraum des Delahaye ein, doch die Insassen und die Technik des Wagens blieben unversehrt.
Mittlerweile prügelte Pitt den Oldtimer durch die zweite Kurve und streichelte das Gaspedal, um das Tempo konstant zu halten. Am äußeren Rand der Kurve stand eine große Venusstatue mit zum Himmel erhobenem Arm neben der Zufahrt.
»Achtung!«, warnte Loren, als der Delahaye auf die Marmorstatue zudriftete.
Pitt hielt das Lenkrad fest in Position und trat stärker aufs Gaspedal. Mehrere Kugeln sirrten über das Wagendach hinweg, während der Wagen weiter in Richtung der imposanten Venus rutschte. Die Räder des Sportwagens drehten durch, dann fraßen sie sich allmählich in den Rollsplitt, und der Wagen änderte allmählich seine Bewegungsrichtung. Loren hielt sich am Armaturenbrett fest, während der Bug des Delahaye aufs Gras geriet und sich in Richtung der Marmorstatue schob. Aber die Hinterräder fanden nach und nach Halt und schoben den vorderen Teil des Wagens an der Statue vorbei und zurück auf den Fahrweg. Pitt und Loren hörten ein lautes Knirschen, als der hintere Kotflügel den Sockel der Venus streifte. Es ließ jedoch nach, als alle vier Räder wieder Rollsplitt unters Profil bekamen.
»Du hast ihr den Arm abgebrochen«, bemerkte Lauren, als sie aus dem Heckfenster auf die Statue blickte.
»Ich kann nur hoffen, dass der Eigentümer des Delahaye ausreichend versichert ist«, sagte Pitt, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
Während der Delahaye zur Einfahrt preschte, versuchte der Kleinlaster gerade, die zweite Kurve zu nehmen.
Der Perser hatte noch immer die Pistole in der Hand und ließ sie aus der Beifahrertür heraushängen. Wieder nahm er den Delahaye unter Beschuss, während er den Fahrer antrieb, das Tempo zu steigern. Aber mit seinem höher liegenden Schwerpunkt und den abgenutzten Reifen konnte der Kleinlaster den Slalom des französischen Sportwagens durch die Kurve unmöglich imitieren. Bei dem Versuch, wenigstens das gleiche Tempo zu erreichen, verloren die Reifen des schwerfälligen Fahrzeugs sofort die Bodenhaftung, und der Laster rutschte in Richtung der Venusstatue. In seiner Panik, von der Zufahrt zu driften, trat Sonnenbrille auf die Bremse, wodurch sich die Querbewegung allerdings nur verstärkte.
Der Hausmeister verfolgte mit offenem Mund, wie der alte Truck in steilem Winkel gegen die Venus krachte.
Das bereits demolierte Kunstwerk verschwand in einer Staubwolke, während der Kleinlaster vorwärts hüpfte und sich zu drehen begann. Er rutschte zurück auf die Rollsplittpiste, kreiselte drei Mal, ehe er in eine Gruppe junger Weiden pflügte. Das Fahrzeug rutschte noch ein Stück, ehe es an einem Kastanienbaum zum Stehen kam und die drei Insassen gegen das Armaturenbrett geschleudert wurden.
Sonnenbrille sackte auf seinem Sitz nach hinten und massierte eine geschwollene Lippe, die er sich bei einem unfreiwilligen Kontakt mit dem Lenkrad eingehandelt hatte. Neben ihm versuchte der Mann im blauen Hemd, den Blutstrom aus seiner malträtierten Nase zu stoppen.
Nur der Perser hatte die Kollision unversehrt überstanden, weil er sich mit dem freien Arm abgestützt hatte.
Da der Motor des Lasters noch lief und offensichtlich unbeschädigt geblieben war, wandte er sich an den Fahrer.
»Los! Hinter ihnen her!«
Sonnenbrille schüttelte seine Benommenheit ab, legte den Rückwärtsgang ein und lenkte den Truck auf den Fahrweg zurück. Als er aufs Bremspedal trat, erklang hinter dem Führerhaus ein lautes Rumpeln. Der Perser schaute aus dem Heckfenster und sah den abgetrennten Kopf der Venus auf der Ladefläche hin und her rollen.
Als sie die Auffahrt erreichten, hatte Pitt das Anwesen schon längst wieder verlassen. Da sich seine Hoffnung erfüllt und der Umzugswagen in der Zwischenzeit seine Rangierprobleme gelöst hatte, war die Küstenstraße jetzt frei. Pitt konnte dem betagten Wagen auf der asphaltierten Straße endlich wieder die Sporen
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