Wüstenfeuer
Schulter klopfen können«, meinte Celik selbstgefällig.
Celik hatte mehrere Jahre gebraucht, um die richtige islamische Führungspersönlichkeit für die Verwirklichung seiner Ziele zu finden und zu kultivieren. Mufti Battal verfügte über genau die richtige Mischung aus Ego und Charisma, um die Bewegung anzuführen und trotzdem in Celiks Sinn beeinflusst werden zu können.
Unter Celiks sorgfältig choreographierter Kampagne aus Schmiergeldern und unverhüllten Drohungen hatte sich Battal in der ganzen Türkei eine fundamentalistische Unterstützungsbasis geschaffen und sie nach und nach zu einer internationalen Bewegung ausgebaut. Ständig hinter den Kulissen aktiv, war Celik im Begriff, die religiöse Bewegung in eine politische umzuwandeln. Klug genug, um zu erkennen, dass seine eigenen Absichten in gewissen Bereichen auf öffentlichen Widerstand stoßen würden, hatte er sich an den populistischen Mufti gehängt.
»Aus den Medienberichten geht hervor, dass die öffentliche Empörung über den Topkapi-Diebstahl enorm ist«, sagte Marie. »Er wird als offener Affront gegen alle gläubigen Muslime betrachtet. Es würde mich nicht wundern, wenn dadurch die Popularität des Mufti noch um ein oder zwei Punkte zunimmt.«
»Genau das war die Absicht«, erwiderte Celik. »Ich muss dafür sorgen, dass er eine öffentliche Erklärung herausgibt, in der er die gewissenlosen Diebe aufs Strengste verurteilt«, fügte er mit einem hinterhältigen Grinsen hinzu.
Er ging zum Schreibtisch und entdeckte eine Reihe Münzen in einer mit Samt ausgeschlagenen Schatulle neben einem Stapel wissenschaftlicher Magazine und einer Seekarte. Es waren die Gegenstände, die Marie – als Touristin getarnt – bei ihrem Besuch des archäologischen Museums aus dem Büro des Archäologen entwendet hatte.
»Ist es nicht ziemlich riskant, an den Tatort eines Verbrechens zurückzukehren?«, fragte er.
»Es waren ja nicht gerade die Privatgemächer des Topkapi-Palastes«, erwiderte sie. »Ich dachte an die vage Möglichkeit, dass der zweite Sack mit den Reliquien Mohammeds dort gelandet sein könnte, bis ich von der Polizei etwas anderes erfuhr. Es war auch ziemlich einfach, in sein Büro einzudringen, und ich habe mich beeilt.«
»Gab es außer den Münzen noch irgendetwas Interessantes?«, fragte er und betrachtete bewundernd eins der Goldstücke, das er aus der Schatulle genommen hatte.
»Eine Keramikschatulle aus Iznik. Dazu eine Notiz des Archäologen, die besagt, dass sie ebenso wie die Münzen aus der Zeit Süleymans stammt. Offensichtlich stammt alles aus dem Schiffswrack, das von dem Amerikaner entdeckt wurde.«
Celik runzelte interessiert die Stirn. »Ist es möglicherweise ein Wrack aus der Zeit Süleymans?«, fragte er.
»Darüber würde ich gerne mehr wissen.«
Es klopfte an der Bürotür, und ein größerer Mann in dunklem Anzug kam herein. Er hatte helle Haut und graue, harte Augen, die die dunklen Seiten des Lebens offenbar ausgiebig gesehen hatten.
»Ihre Besucher sind eingetroffen«, meldete er mit heiserer Stimme.
»Führ sie herein«, befahl Celik, »und komm mit einem anderen Janitschar zurück.«
Der Begriff
Janitschar
war viele Jahrhunderte alt und bezeichnete die Leibwachen und die Elitetruppen der osmanischen Sultane. Interessanterweise waren die ursprünglichen Janitscharen, die im islamischen Palast gedient hatten, keine Muslime, sondern Christen aus der Balkanregion gewesen. Bereits als Jugendliche zum Dienst einberufen, wurden sie zu Dienern, Leibwächtern und sogar Armeekommandeuren ausgebildet, um dem Sultan zu dienen.
Diesem Vorbild gemäß waren Celiks Janitscharen christliche Rekruten aus Serbien und Kroatien, die meistenteils früher beim Militär gedient hatten. In Celiks Fall wurden sie jedoch ausschließlich als Leibwächter und Söldner eingesetzt.
Der Janitschar verschwand für einen Moment, dann kehrte er mit einem Gefährten zurück und geleitete außerdem drei Männer in den Raum. Es waren die gleichen, die Pitt und Loren über den Bosporus verfolgt hatten. Sie kamen kleinlaut und mit besorgten Mienen herein und vermieden jeden Blickkontakt mit Celik.
»Habt ihr die Störenfriede beseitigt?«, fragte Celik ohne ein Wort der Begrüßung.
Der Größte der drei, der die verspiegelte Sonnenbrille getragen hatte, sprach für die Gruppe.
»Der Mann namens Pitt und seine Frau haben uns offenbar entdeckt und sind auf einer Fähre nach Sariyer geflohen. Dann haben wir sie wieder aufgestöbert,
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