Wüstenfeuer
bedrückend engen Cockpits kleiner Tauchboote verbracht, um den Meeresgrund zu studieren.
»Wie wäre es, wenn ich mal ein wenig Licht auf die ganze Geschichte werfe«, sagte Dahlgren, griff nach oben und legte zwei Schalter über seinem Kopf um. Zwei Reihen externer Scheinwerfer flammten auf und erhellten die dunkelgrüne See in ihrer Umgebung.
»Das ist besser«, sagte Julie, als sie fast fünfzehn Meter weit blicken konnte. »Ich hatte keine Ahnung, dass wir hier eine so gute Sicht haben würden.«
»Das Wasser scheint mir wirklich überraschend klar«, bemerkte Summer. »Die Sicht ist um einiges besser als in Norwegen.« Summer und die Mannschaft der
Odin
hatten soeben ein dreiwöchiges Projekt vor der norwegischen Küste abgeschlossen, in dessen Verlauf sie Temperaturschwankungen im Meer und ihre Auswirkungen auf die einheimische Meeresfauna untersucht hatten.
»Tiefe einhundertsiebzig Fuß«, meldete Dahlgren.
»Wir müssten gleich auf dem Meeresgrund sein.«
Er justierte die Ballasttanks des Tauchboots, um seinen Auftrieb zu neutralisieren, als der sandige braune Meeresboden unter ihnen auftauchte. Indem er den Elektromotor des Vehikels einschaltete, ließ er das Boot Fahrt aufnehmen und nahm nach einem Blick auf den Kreiselkompass eine kleine Kurskorrektur vor.
»Wir haben fast Hochwasser, und die Strömung beträgt hier unten immer noch etwa zwei Knoten«, sagte er, als er den Druck gegen den Bootsrumpf ausglich.
»Nicht gerade die ideale Umgebung zum Freitauchen«, erwiderte Summer.
Sie glitten ein Stück weiter, bis ein großes, röhrenförmiges Objekt das Sichtfenster ausfüllte.
»Da ist ein Schornstein«, sagte Dahlgren.
»Er ist so groß«, rief Julie aufgeregt. »Ich kenne diese Schornsteine nur von körnigen alten Schwarzweißfotos, wo man sie im Größenverhältnis zum jeweiligen Schiff sehen kann.«
»Er scheint ziemlich hart runtergekommen zu sein«, meinte Summer, als sie sah, dass ein Ende des dünnen rostigen Schornsteinblechs zerbeult und eingedrückt war.
»Aus Augenzeugenberichten geht hervor, dass sich die
Hampshire
auf den Bug gestellt hat und tatsächlich umgeschlagen ist, während sie sank«, sagte Julie. »Zu diesem Zeitpunkt müssen die Schornsteine herausgerissen worden sein, wenn nicht sogar schon früher.«
Über eine Instrumentenkonsole schaltete Summer zwei Highdefinition-Videokameras ein.
»Die Aufnahme läuft, Jack. Da, links von uns, das sieht wie der Beginn eines Trümmerfeldes aus.«
»Schon gesehen«, antwortete Dahlgren und lenkte das Tauchboot quer zur Strömung.
Nicht weit vom Schornstein entfernt ragten ein paar dunkle Gegenstände aus dem Sand. Es waren vorwiegend unidentifizierbare, verrostete Trümmerstücke, die aus dem Schiff gefallen waren, als es umkippte und auf den Meeresgrund sank.
Summer entdeckte ein Messinggehäuse und eine Porzellanplatte inmitten weiterer nicht genau zu identifizierender Trümmerteile, als deren Anzahl im Sichtfeld deutlich zunahm. Dann erschien im Wasser vor ihnen nach und nach ein hoch aufragendes schwarzes Gebilde.
Während sie sich dieser Erscheinung näherten, erkannten sie die unverwechselbaren Umrisse eines riesigen Schiffswracks.
Fast einhundert Jahre unter Wasser hatten von dem englischen Kreuzer aus dem Ersten Weltkrieg ihren Tribut gefordert. Das Schiff erschien als verknotete Masse aus rostigem Stahl und stand mit schwerer Schlagseite nach Steuerbord auf dem Meeresboden. Teile des Schiffes waren dank der Auswirkungen einer starken Strömung fast vollständig im Sand vergraben. Summer konnte erkennen, dass die Decksaufbauten längst zusammengebrochen waren, während das Deck aus Teakholz schon vor Jahrzehnten zerfallen sein musste. Sogar einige Teile der Rumpfpanzerung waren ins Schiffsinnere gestürzt. Der stattliche Kreuzer – und Überlebende der Skagerrak-Schlacht – war nur noch ein trauriger Schatten seiner selbst.
Dahlgren lenkte das U-Boot über das Heck der
Hampshire
und ließ es wie einen Helikopter darüber verharren. Dann dirigierte er es über das Schiff bis zum Bug, der sich teilweise in den Sand gebohrt hatte, da das Schiff mit dem Kiel auf dem Meeresgrund aufgesetzt hatte. Er wendete und lenkte das Tauchboot mehrmals über den Rumpf, so dass eine Videokamera digitale Sequenzen aufzeichnen konnte, während eine zweite Standkamera einzelne Bilder schoss, die später wie ein Mosaik zu einer detaillierten Fotografie des gesamten Wracks zusammengefügt werden konnten.
Während sie zum Heck
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