Wüstenfeuer
eine Bande von libanesischen Schmugglern mit möglichen Verbindungen zur Hisbollah. Sie sind vorwiegend dafür bekannt, Waffen und Drogen zu transportieren, aber sie haben auch schon mit Antiquitäten ihre Geschäfte gemacht. Sie sind die Einzigen, von denen ich weiß, dass sie auch für Antiquitäten einen Mord begehen würden.«
»Ich denke, dass diese Papyrusrollen nicht so einfach an den Mann zu bringen sein dürften.«
»Wahrscheinlich sind sie längst bezahlt. Dies war höchstwahrscheinlich ein Auftragsjob für einen reichen Sammler. Für jemanden, der keine Hemmungen hat.«
»Schnapp sie«, sagte Dirk leise.
»Allein schon wegen Holder werde ich das tun«, versprach sie mit Nachdruck. Sie blickte einige Sekunden lang hinaus aufs Meer, dann sah sie Dirk an, und ihre Miene entspannte sich ein wenig.
»Ich weiß nicht, ob überhaupt noch einer von uns am Leben wäre, wenn du nicht am Strand aufgetaucht wärst.«
Dirk lächelte. »Ich wollte nur ganz sichergehen, dass du mir ein zweites Rendezvous gewährst.«
»Das«, sagte sie, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange, »kann ich dir fast garantieren.«
17
Pitt stand im Wartebereich des Terminals und seufzte erleichtert. Durch das Fenster beobachtete er, wie sich Lorens Maschine vom Terminal entfernte und einer Reihe von Flugzeugen anschloss, die auf ihre Starterlaubnis vom Atatürk International Airport warteten.
Endlich konnte er sich entspannen, da er wusste, dass seine Frau außer Gefahr war.
Es war eine unangenehme Zeitspanne gewesen, seit er in Yeniköy auf dem Kai gestanden und zugesehen hatte, wie seine Verfolger auf der Bosporus-Fähre davonsegelten. Er und Loren hatten schnellstens ein Taxi angehalten und waren nach Istanbul zurückgekehrt. Dort hatten sie sich erst durch den Hintereingang in ihr Hotel geschlichen und hatten dann unauffällig ausgecheckt. Anschließend waren sie kreuz und quer durch die Stadt gefahren, um sicherzustellen, dass sie nicht verfolgt wurden, und hatten die Nacht in einem bescheidenen Hotel in der Nähe des Flughafens verbracht.
»Wahrscheinlich hätten wir zum amerikanischen Konsulat gehen und den Vorfall berichten sollen«, beklagte sich Loren, als sie ihr nicht sonderlich einladendes Zimmer betraten. »Sie hätten zumindest in einem hübschen Hotel für unsere Sicherheit sorgen können.«
»Du hast recht«, gab Pitt zu. »Nach siebenunddreißig Besprechungen mit einem Dutzend Bürokraten hätten sie für Donnerstag in einer Woche bestimmt eine sichere Bleibe für uns gefunden.« Es überraschte ihn nicht, dass sie nicht schon früher daran gedacht hatte, diplomatische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Trotz ihrer langjährigen Mitgliedschaft im Kongress hatte sie ihren Status nur selten genutzt, um eine Sonderbehandlung für sich zu beanspruchen.
»Das Außenministerium wird allerdings über alles erschöpfend informiert«, erwiderte sie. »Solche Typen gehören hinter Gitter.«
»Tu mir nur einen Gefallen und warte, bis du sicher zu Hause bist, ehe du mit dieser Geschichte herauskommst.«
Nach der Umbuchung ihrer Flüge brachte er sie zur ersten Maschine nach Washington. Da er bis zum Start seiner Maschine nach Chios noch Zeit hatte, gönnte er sich im Flughafencafe ein Frühstück und versuchte, Dr. Ruppe anzurufen. Zu seiner Überraschung meldete sich Ruppe unter der Nummer in Rom, die er Pitt genannt hatte.
»Rufen Sie vom Flughafen aus an?«, fragte Ruppe, als aus einem Lautsprecher über Pitts Kopf gerade eine Durchsage für die Passagiere eines in Kürze startenden Fluges plärrte.
»Ja, ich habe Loren eben in ihre Maschine gesetzt und warte jetzt auf meinen Flug.«
»Ich dachte, Sie beide wollten noch einen Tag in Istanbul bleiben?«
Pitt schilderte ihm in knappen Worten ihr Bosporus-Abenteuer.
»Gott sei Dank ist Ihnen nichts passiert«, sagte Ruppe und war von der Geschichte hörbar geschockt. »Diese Kerle müssen exzellente Verbindungen haben. Haben Sie das alles der Polizei gemeldet?«
»Nein«, erwiderte Pitt. »Ich war ein wenig misstrauisch, nachdem sie so schnell unseren Aufenthaltsort herausbekommen haben.«
»Wahrscheinlich war das klug von Ihnen. Die türkische Polizei steht in dem Ruf, ziemlich korrupt zu sein.
Und angesichts der schlechten Nachrichten, die ich habe, hatten Sie wahrscheinlich recht, so zu handeln.«
»Was ist geschehen?«
»Ich erhielt einen Anruf von meinem Assistenten im Museum. Offensichtlich ist jemand am helllichten Tag in mein
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