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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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jetzt ist es Zeit für uns, uns auf den Weg nach Lubiyah zu machen.«
    »Ist das nicht ein verlassenes Dorf?«
    »Sehr gut«, lobte der Sultan. »Und dort kann man auch am besten ein Bataillon postieren, das die Straße zwischen Saffuriyya und Tiberias blockiert.«
    Khalidah wusste, dass sie sich am Rand der Unverschämtheit bewegte, aber da Saladin ihre anderen Fragen so bereitwillig beantwortet hatte, wagte sie es, ihm noch eine letzte zu stellen. »Ich dachte, du wolltest König Guy aus seiner Festung locken? Warum willst du denn dann die Straße absperren?«
    Diesmal bedachte der Sultan sie mit einem strahlenden Lächeln, das sie so unverhofft traf, dass sie darüber beinahe ihre Frage vergessen hätte. Doch seine Antwort riss sie schlagartig in die Gegenwart zurück. »Weil wir morgen Tiberias belagern.«
     

20
    Sie kehrten im letzten Tageslicht nach Kafr Sabt zurück. Khalidah konnte sich nicht erinnern, sich jemals so erschöpft gefühlt zu haben. Ein Diener richtete ihr aus, dass die restlichen Dschinn während ihrer Abwesenheit in das Hauptlager umgesiedelt worden waren. Khalidah wandte sich ab, um zu ihrem Zelt zu gehen, sie sehnte sich nur noch nach ihrem Bett. Doch schon nach ein paar Schritten trat Bilal zu ihr, fasste sie am Arm und teilte ihr mit, dass der Sultan sie in seinem Zelt zu sehen wünschte.
    »Weshalb denn?« Sie hörte selbst, wie kläglich ihre Stimme klang.
    Bilal bedachte sie mit seinem eigenartigen neuen Lächeln. »Um seine Pläne für den morgigen Tag zu besprechen«, erwiderte er. »Das ist der Preis dafür, dass du sein Vertrauen genießt.«
    Im Moment hätte sie auf dieses Privileg nur allzu gern verzichtet, aber sie ergab sich resigniert in ihr Schicksal, rief nach Sulayman und folgte Bilal zu Saladins Zelt, das in der anbrechenden Dunkelheit wie eine Papierlaterne glühte. Innen wimmelte es von umara, Schreibern und Dienern, die ihnen Kaffee und Platten mit Früchten und Fleisch servierten.
    Khalidah hatte sich einen weißen Turban um den Kopf gewunden und ihre Zöpfe darunter versteckt. Als sie das Zelt betrat, zog sie sich ein Ende davon vor das Gesicht, um nicht gleich als Frau erkannt zu werden, doch sie hätte sich die Mühe sparen können, denn die umara  warfen ihr nur einen flüchtigen Blick zu und vertieften sich wieder in ihre Diskussion.
    Khalidah ließ sich zusammen mit Sulayman im hinteren Teil des Zeltes nieder und lehnte sich gegen die Tuchwand, während Bilal sich einen Weg durch das Getümmel bahnte, um zu Salim zu gelangen, der mit den anderen Söhnen des Sultans in der Nähe seines Vaters saß. Kurz darauf bat Saladin um Aufmerksamkeit. Er wirkte so erschöpft, wie Khalidah sich fühlte, doch als er zu sprechen begann, klang seine Stimme so klar und fest wie immer. Khalidah hatte Mühe, sich nicht von ihr einlullen zu lassen. Sie wollte kein einziges Wort verpassen, das hier fiel, denn diese Besprechung, das wusste sie, läutete den Anfang vom Ende ein.
    »Wie viele von euch wissen«, begann Saladin, »bin ich heute in der Hoffnung, die Armee der Franken auf das offene Feld herauszulocken, zum Rand ihres Lagers in Saffuriyya geritten. Abgesehen davon, dass es zu einem kleineren Gefecht kam, ging dieser Plan jedoch nicht auf, und deswegen bleibt mir keine andere Wahl, als zu einer Möglichkeit zu greifen, auf die ich lieber verzichtet hätte. Morgen schicke ich eine Einheit nach Tiberias. Die Stadt wird im Moment nur unzureichend gesichert, und ich weiß aus verlässlicher Quelle, dass Lady Eschiva das Kommando über die Burg übernommen hat. Ich  gedenke, Stadt und Burg einzunehmen und dadurch die fränkische Armee dazu zu verleiten, der Gräfin zu Hilfe zu kommen.«
    »Ich bitte um Verzeihung«, wandte ein älterer amir prompt ein, »aber Guy wäre ein Narr, wenn er die Sicherheit von Saffuriyya wegen einer relativ unbedeutenden kleinen Stadt aufgeben würde.«
    »Zweifelst du daran, dass er ein solcher Narr ist?«, gab der Sultan trocken zurück, was unterdrücktes Gelächter nach sich zog. »Abgesehen davon«, fuhr er fort, »gibt es Männer im Frankenlager, die Guy zu genau dieser Entscheidung treiben werden.« Bei diesen Worten schweifte sein Blick unwillkürlich über Bilal hinweg.
    »Und wenn dein Plan aufgeht?«, versetzte ein anderer amir, ein Ägypter mit einem langen, bleichen, kummervollen Gesicht. »Dann ist unsere Truppe zwischen einer feindlichen Stadt und der näher rückenden Christenarmee gefangen.«
    »Das ist richtig.« Saladin maß den

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