Wuestentochter
Musikantentruppe gestellt.«
»Was hast du ihm gesagt?« Khalidah zog die Riemen ihrer Rüstung fest.
»Die Wahrheit.« Sulayman legte seine eigene Rüstung an.
»Und?«
»Nichts und.« Er setzte den Helm auf. »Er hat sich alles angehört und mich dann wieder fortgeschickt.«
»Wie merkwürdig. Glaubst du, er weiß etwas über deine Familie?«
»Möglich. Oder vielleicht glaubt er, etwas zu wissen. Ich habe keine Ahnung, was das alles zu bedeuten hat.«
Wenn Khalidah auf ihrer Reise eines gelernt hatte, dann, dass fast alles irgendeine Bedeutung hatte, die früher oder später ans Licht kam, aber da das Sulayman nicht weiterhalf, schwieg sie. Sie überprüfte ein letztes Mal ihre Rüstung, dann schwang sie sich in Zahirahs Sattel und ritt ihren Dschinn hinterher.
Sie wurden in zehn Gruppen eingeteilt, die alle verschiedenen umara unterstanden. Khalidah trennte sich absichtlich von Sulayman, denn sie wusste, dass sie sich nur gegenseitig ablenken würden, wenn sie in einer Einheit ritten, aber sie behielt Sandara und Abi Gul bei sich. Beide Frauen waren jede auf ihre Art eine große Stütze für sie. Sie ritten im Bataillon des Sultans, da Khalidah seine Reaktion auf die Dschinn mit eigenen Augen sehen und einschätzen wollte. Ehe sie aufbrachen, inspizierte Saladin die Reihen. Vor Khalidah machte er Halt und sah sie lange an. Zahirah machte ihrer aufgestauten Energie in einem munteren Tänzeln Luft.
»Das ist ein prachtvolles Pferd«, stellte der Sultan endlich fest.
»Danke, Herr.«
»Du sitzt gut im Sattel.« Khalidah wartete. Nach einer Pause fuhr er fort: »Ich werde dich nicht schonen, weil du eine Frau bist.«
»Wenn ich befürchten müsste, dass du das tust, würde ich nicht mit dir reiten«, gab sie zurück.
Er betrachtete sie einen Moment lang aus schmalen Augen, dann wendete er sein Pferd und ritt weiter die Reihen ab.
Bis nach Saffuriyya war es nur ein kurzer Ritt, doch aufgrund ihrer Zahl und ihrem Bemühen, nicht bemerkt zu werden, kamen sie nur langsam vorwärts. Nach ein paar farsakhs wurde das Bataillon aufgeteilt, und danach beschleunigten sie ihre Geschwindigkeit, blieben aber nichtsdestotrotz immer auf der Hut vor einem Hinterhalt. Abi Gul verhielt sich entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit still, ihre großen Augen schienen jede Einzelheit ihrer Umgebung aufzunehmen. Khalidah meinte, ihren Verstand förmlich arbeiten zu hören, während er die Informationen sortierte und speicherte.
Doch dafür war die sonst so schweigsame Sandara plötzlich gesprächig geworden. Sie erzählte Khalidah von früheren Missionen und Schlachten, von denen ihr Vater ihr berichtet hatte. Ihre Stimme klang fast so fröhlich wie die von Abi Gul für gewöhnlich. Dann drehte sie sich am Ende einer Geschichte mit einem Mal zu Khalidah um. »Du hast ihn beeindruckt, weißt du?«
»Wen?« Khalidah hatte nur mit halbem Ohr zugehört, sie war zu sehr damit beschäftigt, die anderen Dschinn in ihrer Gruppe im Auge zu behalten.
»Den Sultan.«
Khalidah lächelte. »Hast du vergessen, dass er mich eine Hure genannt hat?«
»Er hat dich auf die Probe gestellt. Wie es aussieht, hast du bestanden.«
»Wenn jemand eine Probe bestanden hat, dann Abi Gul«, widersprach Khalidah.
»Du hast dich in Gefahr gebracht, um Blutvergießen zu vermeiden. Das hat ihn beeindruckt, glaub mir.«
»Dann müssen wir jetzt beweisen, dass wir noch über viel wertvollere Fähigkeiten verfügen. Bis dahin duldet er uns nur.«
Sandara erwiderte nichts darauf, doch Khalidah sah sie hinter dem schwarzen Schleier leise lächeln.
Am späten Morgen kam die Burg von Saffuriyya in Sicht: ein kleiner, schmutziger, auf einen niedrigen Hügel gepferchter Würfel. »Sie sieht ziemlich armselig aus«, stellte Abi Gul enttäuscht fest - das erste Mal seit ihrem Aufbruch, dass sie sich zu Wort meldete.
»Das ist sie auch«, entgegnete Khalidah. »Sie ist lediglich ein Zeichen dafür, dass die Franken über dieses Gebiet herrschen. Das gilt für viele fränkische Burgen. Die Armee wird auf der Ebene lagern, in der Nähe des Wassers.«
Und tatsächlich konnten sie bald darauf Rauch- und Staubwolken am Himmel ausmachen; ein sicheres Zeichen dafür, dass dort viele Menschen auf engem Raum hausten, und kurz darauf kamen zwischen den Hügeln die ersten Zelte in Sicht. Saladin ließ seinen Trupp hier Halt machen, um die Pferde zu tränken und zu entscheiden, wie sie weiter vorgehen sollten. Sein Bataillon hatte sich mittlerweile mit dem von seinem
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