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Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!

Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!

Titel: Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wenn sie ihm jetzt nicht wenigstens zuhöre, könne sie gleich wieder abfahren. Sie geht nicht und hört ihm wenigstens zu. Danach sei sie vernünftiger geworden und habe zu verhandeln begonnen: Über mögliche Kontingente für 40-Tonner. Plötzlich jedoch habe sich ihre Haltung wieder verhärtet. Da habe er erneut gesagt: «Mit dir hat es keinen Sinn. Geh lieber.» Doch Hanja Maij-Weggen geht nicht. Sie bleibt eine harte, aber faire Verhandlungspartnerin. Mit der Holländerin muss er nicht in die Eigernordwand.

    Die Sache bleibt geheim. Und Ogi regelt selbstverständlich auch das ohne Aufsehen.
    Ein richtiger «Wirbelwind» sei diese Macherfrau gewesen, erinnert sich Dölf Ogi. Während eines Treffens in Holland unterbricht sie plötzlich das Gespräch: «Dölf, ich muss noch kurz weg. Meine Tochter heiratet. In zwei Stunden bin ich wieder da.» Dann halt, sagt sich Ogi und vertieft sich in Akten und die mitgebrachte «NZZ». Seine Mitarbeiter nützen die Wartezeit für einen kleinen Spaziergang.
    Es ist wohl kein Zufall, dass es gerade Hanja Maij-Weggen ist, die im Juli 1991 einen Durchbruch mit der Schweiz schafft – zusammen mit dem EU-Verkehrskommissar Karel van Miert. Dölf Ogi weilt in diesem Sommer an der Côte d’ Azur in den Ferien. Ein Statthalter in Bern meldet, man müsse im Verkehrsdossier dringend weiterverhandeln, die Voraussetzungen für einen Durchbruch seien im Moment recht gut. Kein Problem: Ogi lädt die beiden Vertreter der EU kurzerhand zu sich nach Antibes ein. Die Niederlande haben eben die EU-Ratspräsidentschaft übernommenund die holländische Verkehrsministerin will vorwärtsmachen. Ogi blickt zurück: «In einem kleinen Park habe ich das Treffen organisiert. Ich habe Tisch und Stühle aufstellen und etwas zu essen und zu trinken kommen lassen.» Ein kleiner Wasserfall sorgt für ein beruhigendes Plätschern. Es sei ihm immer wichtig gewesen, eine angenehme Verhandlungsatmosphäre zu schaffen …

    37 Mal reist er während dieser kritischen Zeit für die Schweiz ins Ausland. Ein Abstecher nach Bonn bleibt besonders eindrücklich in Erinnerung. Kein Mensch empfängt die kleine Delegation aus der Schweiz im deutschen Verkehrsministerium. Keiner holt den Ogi ab. Offenbar ist es eine Masche Krauses, seine Gäste warten zu lassen, denn dasselbe ist auch der holländischen Verkehrsministerin Hanja Maij-Weggen widerfahren.
    Der Pförtner schickt die Schweizer in den 2. Stock. In einem Sitzungszimmer sind erst die Mitarbeiter des Ministers anwesend. Verkehrsminister Günther Krause, Vorzeige-Ossi im Kabinett von Helmut Kohl, ist noch nicht da. Plötzlich erscheint ein, laut Ogis Erinnerung, «kleiner, untersetzter Mann». Verkehrsminister Krause. Ohne richtige Begrüssung legt der Politiker aus der ehemaligen DDR noch im Stehen los: «Was glauben Sie eigentlich! Das mit Ihrer Schweizer Verkehrspolitik geht nicht. Nein, so geht das nicht. Ein Spezialist für Grosscontainer-Transporte hat mir das genau erklärt. Hören Sie auf damit! Was meinen Sie eigentlich?»
    Dicke Post. Doch der Ogi schaltet wieder einmal intuitiv richtig: «Können wir uns zuerst einmal setzen?»
    Krause antwortet barsch: «Also, setzen Sie sich.»
    Am grossen Sitzungstisch geht es im gleichen Stil weiter. Immer noch keine rechte Begrüssung, kein übliches «Freut mich, Sie kennenzulernen». Nur harsche Vorwürfe … Da haut der Schweizer Verkehrsminister plötzlich mit der Faust auf den Tisch: «Herr Kollege, so lasse ich mich nicht behandeln. Ich verlange ein Time-out.»
    «Was wollen Sie?», fragt Krause.
    «Ich will mit Ihnen in Ihrem Büro unter vier Augen sprechen.»
    Wie er wolle, sagt Krause daraufhin. «Dann gehen wir halt.»
    Die beiden Verkehrsminister stapfen einen endlos langen Gang entlang. Es herrscht eisiges Schweigen. Keiner sagt ein Wort.
    Krauses Büro ist gross, grösser als das von Ogi im Bundeshaus Nord in Bern.
    «Setzen Sie sich!», sagt Krause.
    Ogi schweigt. Er ist, wie immer, gut vorbereitet. Er weiss über «Mödeli» und Eigenschaften seines Gegenübers stets Bescheid. So ist es ihm bekannt, dass Verkehrsminister Krause seinen Besuchern gerne ein Gläschen Cognac anbietet. Prompt kommt die Frage:
    «Trinken Sie einen Cognac?»
    «Nein!»
    Sicher 15 Sekunden lang habe es Krause die Sprache verschlagen.
    Da setzt der deutsche Minister nochmals an: «Trinken Sie einen Cognac?»
    «Nein!»
    Wieder 15 Sekunden Funkstille, dann bittet Krause: «Trinken Sie doch einen Cognac mit mir!»
    Das tönt

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