Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!
mit weniger Energieverbrauch. So einfach ist das. Die Mitarbeiter, die 1995 den Wechsel von Bundesrat Adolf Ogi vom Eidgenössischen Verkehrs- und Energiewirtschaftsdepartement (EVE) ins Eidgenössische Militärdepartement (EMD) miterlebt haben, wissen nicht so recht, wie freiwillig dieser Transfer gewesen ist. Sei es, wie es wolle: Stefan Aeschimann braucht es auch nicht gross zu interessieren. Er macht sich am neuen Ort, im Bundeshaus Ost, an die Installation der Gegensprechanlagen, lässt das frühere Generalsekretariat von Vorgänger Kaspar Villiger in ein Sitzungszimmer umbauen. Und vor allem: In die Weibelloge muss eine kleine Küche eingebaut werden, nicht zuletzt, damit die Gläser der Besucher nicht mehr im Männer-WC abgewaschen und abgetrocknet werden müssen. Büronachbar Jean-Pascal Delamuraz will natürlich sofort auch eine kleine Küche, als er sieht, wie da bei Ogi gefuhrwerkt wird.
2000 Mit Vizekanzler Achille Casanova (l.) und Kommunikationschef Oswald Sigg (r.) erklärt Ogi im legendären ehemaligen Journalistenzimmer des Bundeshauses am 18. Oktober seinen Rücktritt.
2011 Auch 11 Jahren nach seinem Rücktritt trifft sich der «Morgenrapport» regelmässig zu einem Ausflug, in aller Regel ins Gasterntal: Priska Rippstein, Juan Gut, Oswald Sigg, Roberta Ottolini, Chef Ogi, Sonja Bietenhard, Stefan Aeschimann (oben v.l.) sowie Bernhard Walter und Jean-Pierre Peternier (unten v.l.).
1992 Mit ESA-Präsident Jean-Marie Lubon im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern. Am 7. August ist die Geburtsstunde des geflügelten Wortes «Freude herrscht!».
1992 Mit Astronaut Claude Nicollier vier Jahre nach «Freude herrscht!» in Bern.
Die Mitarbeiter wissen alles vom Chef, fast alles. So darf Philippe Welti im Jahr 2000 am Raumtelefon einen überraschenden Anruf des englischen Premiers Tony Blair mithören. Blair entschuldigt sich darin doch ausdrücklich dafür, dass er den Ogi bei seinem kürzlich stattgefundenen Besuch in London nicht sehen konnte: «Dolf, meine Agenda liess es einfach nicht zu. Komm aber so rasch wie möglich wieder nach London!» Zwei Monate später reist Dolf zu Tony nach London.
Von einem denkwürdigen Ereignis allerdings weiss keiner seiner Mitarbeiter, niemand kennt diese Geschichte, ausser Dölf und dem mittlerweile verstorbenen Bundesrat Jean-Pascal Delamuraz. 11. März 1993, Departementverteilung im Von Wattenwyl-Haus. Nach dem Ausscheiden von Aussenminister René Felber und der Wahl von Ruth Dreifuss wollen zwei Parteikollegen unbedingt Aussenminister werden: Die CVP-Bundesräte Arnold Koller und Flavio Cotti. Es wird wohl das längste Seilziehen vor und hinter verschlossenen Türen während einer Departementverteilung. Wie üblich verteilen den Kuchen nur die sieben Bundesräte, ohne Kanzler und Vizekanzler. Ogi leitet als Bundespräsident die Sitzung. Er ist perplex, dass beide zu Beginn beichten müssen: «Wir haben uns nicht gefunden.»
15 Minuten Pause. «Gehen Sie bitte raus und machen Sie es untereinander aus.»
Als sie wieder hereinkommen, hat sich die Lage nicht verändert: «Wir haben keine Lösung.»
Es dauerte einige Zeit, bis Delamuraz das Rücktrittsschreiben vor seinen Augen zerriss. Ogi weist ihn immer wieder an, den Brief in noch kleinere Stücke zu zerteilen.
Da schickt Ogi Bundesrat Stich als Amtsältesten mit den beiden «Streithähnen» hinaus. Auch das nützt nichts.
Jetzt versucht es der Bundespräsident selbst. Sie finden sich immer noch nicht.
Was nun? Soll das Los entscheiden – oder wir? Man entscheidet sich für ein ungewöhnliches Verfahren: Es wird abgestimmt, aber ohne die beiden, nur unter den fünf restlichen Mitgliedern der Landesregierung. Resultat: drei zu zwei für Cotti. Stich, Dreifuss und Ogi für Cotti. Die beiden Freisinnigen, Villiger und Delamuraz, für Koller. Ogi merkt bei der Verabschiedung, nach mehr als vierstündiger Sitzung, dass Delamuraz kocht vor Wut.
Gegen 21.00 Uhr ist der Bundespräsident zu Hause in Fraubrunnen. Katrin steht unter der Tür: «Jean-Pascal Delamuraz hat angerufen. Er ist sehr aufgeregt. Du musst sofort zurückrufen.»
Ogi macht’s und hört gar nichts Erfreuliches vom immer noch wutentbrannten Kollegen. Delamuraz hat die Niederlage noch nicht verdaut: «Ich trete morgen zurück. Der Brief ist schon geschrieben.»
«Warte, Jean-Pascal, ich komme sofort zu dir!»
Zurück ins Auto und ab in die Junkerngasse nach Bern, wo Delamuraz wohnt.
Es habe einige Zeit gedauert, bis Delamuraz das
Weitere Kostenlose Bücher