Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!
ein Troupier der alten Schule, stets zuerst bei seinen Soldaten.
Adolf Ogi und Jean Abt sind Dienstkameraden und Freunde fürs Leben geworden. Der Förstersohn aus dem Berner Oberland und der Bauernsohn aus dem Waadtland. Im altehrwürdigen Bahnhofsbuffet in Lausanne berichtet der frühere Drei-Sterne-General, wie es dazu gekommen ist.
In den Siebzigerjahren treffen die beiden nach der Zeit in Losone erstmals wieder aufeinander. Adolf Ogi absolviert die Zentralschule 2 in Bern, um Major zu werden. Oberstleutnant Jean Abt ist einer seiner Lehrer. In der Verlegung, in einem Kellerraum der kleinen Kaserne Bernrain, oberhalb von Kreuzlingen, macht sich Majorsanwärter Ogi an die Stabsarbeit: Enthusiastisch, seriös und geschickt wie immer. Jean Abt sieht den angehenden Major Ogi noch heute vor sich.
Jean Abt lernt auch Ogis junge Familie kennen, er wird eingeladen zum gemeinsamen Nachtessen nach Rüfenacht. Die Kinder, Mathias und Caroline, sind noch klein. Dölf bittet seinen Dienstkameraden und Freund nicht nur in militärischen Belangen um Rat. 1981 besucht er Jean Abt überraschend im Waadtland. Er habe mit ihm etwas zu besprechen, er stehe vor einer wichtigen Entscheidung: Wenn er wolle, könne er die Führung von Intersport Schweiz übernehmen, die zu einer der grössten Sportartikel-Händlerkette der Welt gehört. Soll er? Soll er nicht? Ist er fähig, diesem grossen Unternehmen allein vorzustehen? Die zwei Bürger, Soldaten und Freunde machen sich – wie im Dienst – an eine Lagebeurteilung. Jean Abt erinnert sich: «Ich habe gespürt, dass ihn die Aufgabe reizt. Wir sind zum Schluss gekommen: Mach’s!»
Dann der 9. Dezember 1987. Jean Abts Dienstkamerad und Freund wird Bundesrat! «Das gehört zu den schönen Seiten unseres kleinen Landes. Man kennt sich aus dem Militär und verliert sich nicht aus den Augen.» Es sei fast wie ein kleines Wunder, dieser Mythos «Bürger in Uniform». Später wird der Dienstkamerad sogar sein oberster Chef, nämlich als Dölf Ogi 1995 das EMD übernimmt. Jean Abt ist damals schon seit drei Jahren Korpskommandant. Dem Bundesrat zur Wahl vorgeschlagen hat ihn noch Ogis Vorgänger im Eidgenössischen Militärdepartement, Kaspar Villiger.
Die Schweiz ist klein. Der heutige Bundesrat, Johann Schneider-Ammann, ist zu Beginn der Achtzigerjahre Hauptmann in Major Adolf Ogis Berner Gebirgsfüsilierbataillon 36, militärisch abgekürzt Geb-FüsBat 36. Schneider-Ammann erinnert sich an eine besondere Fahnenübergabe auf dem Golfplatz Samedan im WK vom Herbst 1983. Major Ogi steht auf einem Jeep und hält für die Soldaten einen flammenden Appell. «Schon damals typisch Ogi», sagt der heutige Bundesrat. Nur haben wahrscheinlich die meisten Ogis eindringliche Worte vergessen, weil sie bei dieser Fahnenübergabe abgelenkt sind: Der «Kadi» hat im Eifer des Gefechts den Helm verkehrt herum aufgesetzt …
Bei Enrico Moccetti, dem Kommandanten der «Gottharddivision», setzte er sich vehement für die Beförderung von Hauptmann Schneider-Ammann in den Generalstab ein.
Ogi und Schneider-Ammann gehören mit ihrem Berner Gebirgsfüsilierbataillon 36 zur Gebirgsdivision 9, der «Gottharddivision», wie der Traditionsverband seit Generationen stolz genannt wird. Eine zweisprachige Division, Tessiner und Deutschschweizer Soldaten gemischt, der vier Gebirgsinfanterieregimente unterstellt sind: «Da ist das solide, unerschütterlich standfeste Berner Oberländer Regiment, dann die forsch zupackenden und jeder Härte trotzenden Oberwalliser und Berner, die agilen, zuverlässigen Schwyzer und Zuger und die soliden ‹bravi soldati› aus dem Tessin», so wird der Charakter der «Gottharddivision» in der «ASMZ» im Jahre 1988 beschrieben, in der «Allgemeinen Schweizerischen Militärzeitschrift». Heute würde es wahrscheinlich kaum mehr einer wagen, eine solche Sprache zu wählen. Ausser vielleicht immer noch die «ASMZ». Major Ogi schaut zu seinen Leuten: Beim damaligen Kommandanten der «Gottharddivision», Enrico Moccetti, setzt er sich vehement dafür ein, dass Hauptmann Schneider-Ammann in den Generalstab befördert wird. Ogi schildert die denkwürdige und harte Diskussion auf dem Berninapass so: «Ich habe zu Divisionär Moccetti gesagt: ‹Der Schneider Hannes gehört in den Generalstab.› Aber Moccetti zeigte kein Musikgehör.»
Kurz vor dem Ziel rächt sich die Marschpause bei einer Bäuerin bitter: Der gereichte Schnaps tut der Patrouille gar nicht gut.
Da habe er seinen
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