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Wunder

Wunder

Titel: Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Palacio
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ziemlich erstaunlich.«
    Er machte eine Pause und strich sich über seinen Bart.
    »Aber egal, bis zum nächsten Sommer ist es ja scheinbar noch eine Ewigkeit, das weiß ich«, sagte er, und die Art, wie er es sagte, brachte uns alle zum Lachen. »Also könnt ihr euch erst mal schön entspannen, während ich mir die Anwesenheit notiere. Und wenn wir damit fertig sind, erzähle ich euch von all den lustigen Sachen, die wir dieses Jahr durchnehmen – und zwar in Englisch!« Dabei deutete er auf Jack, was auch ziemlich witzig war, also lachten wir wieder alle.
    Während ich Mr. Browns September-Maxime abschrieb, wurde mir plötzlich klar, dass ich die Schule mögen würde. Egal, was passierte.

Mittagspause
     
    Via hatte mich vor den Mittagspausen an der Middle School gewarnt, ich hätte also eigentlich wissen müssen, dass es schlimm werden würde. Ich hatte bloß nicht gedacht, dass es so schlimm werden würde. Es lief so ab, dass alle Kinder aus dem fünften Jahrgang gleichzeitig in die Cafeteria strömten, sich laut unterhielten und gegenseitig anrempelten, während sie auf die verschiedenen Tische zurannten. Eine der Lehrerinnen, die die Aufsicht hatten, sagte irgendetwas davon, dass man keine Plätze reservieren dürfe, aber ich wusste nicht, was sie meinte, und vielleicht auch sonst keiner, auf jeden Fall hielt so ziemlich jeder Plätze für seine Freunde frei. Ich versuchte, mich an einen der Tische zu setzen, aber der Junge auf dem nächsten Stuhl sagte: »Oh, tut mir leid, hier ist schon besetzt.«
    Also ging ich zu einem leeren Tisch und wartete einfach, bis der große Ansturm vorbei war und die Aufsichtslehrerin uns sagte, was wir als Nächstes tun sollten. Als sie begann, uns die Cafeteria-Regeln zu erklären, ließ ich meinen Blick schweifen, um zu sehen, wo Jack Will saß, aber ich konnte ihn nirgends entdecken. Die Lehrer forderten die ersten Tische auf, sich ihre Tabletts zu holen und sich vor dem Tresen anzustellen, und es kamen immer noch weitere Schüler herein. Julian, Henry und Miles saßen an einem Tisch ganz hinten im Raum.
    Mom hatte mir ein Käse-Sandwich, Salzcracker und ein Saftpaket eingepackt, sodass ich mich nicht anstellen musste, als mein Tisch aufgerufen wurde. Stattdessen konzentrierte ich mich darauf, meinen Rucksack zu öffnen, mein Lunchpaket auszupacken und langsam mein Sandwich aus der Alufolie zu wickeln.
    Ich merkte, ohne aufzusehen, dass ich angestarrt wurde. Ich wusste, dass sich die Leute gegenseitig anstupsten und mich aus den Augenwinkeln beobachteten. Ich hatte geglaubt, an diese Art des Anstarrens inzwischen gewöhnt zu sein, aber ich nehme an, ich war’s wohl doch nicht.
    Es gab einen Tisch mit Mädchen, von denen ich wusste, dass sie über mich tuschelten, weil sie hinter vorgehaltenen Händen sprachen. Ihre Blicke und ihr Flüstern schossen immer wieder zu mir herüber.
    Ich hasse die Art, wie ich esse. Ich weiß, wie merkwürdig es aussieht. Ich hatte schon als Baby eine Operation wegen meiner Hasenscharte, und dann noch einmal eine mit vier Jahren, aber ich habe immer noch ein Loch im Gaumen. Und obwohl vor ein paar Jahren auch noch eine Kieferkorrektur durchgeführt wurde, muss ich mein Essen immer ganz vorn im Mund kauen. Mir war gar nicht klar, wie das aussieht, bis ich einmal auf einer Geburtstagsparty war und ein Junge zu der Mutter des Geburtstagskindes sagte, dass er nicht neben mir sitzen wollte, weil ich mit all den Krümeln, die mir aus dem Mund schossen, so eine Sauerei machte. Ich weiß, der Junge wollte nicht gemein sein, aber später bekam er schlimmen Ärger, und seine Mom rief an dem Abend meine Mutter an, um sich zu entschuldigen. Als ich von der Party nach Hause kam, stellte ich mich vor den Badezimmerspiegel und aß einen Salzcracker, um zu sehen, wie es aussah, wenn ich kaute. Der Junge hatte recht. Ich esse wie eine Schildkröte – vielleicht habt ihr ja mal eine Schildkröte essen sehen. Wie ein Urzeitmonster aus dem Sumpf.

Der Sommer-Tisch
     
    Hey, ist der Platz noch frei?«
    Ich schaute auf, und ein Mädchen, das ich noch nie zuvor gesehen hatte, stand mit einem vollen Tablett vor meinem Tisch. Sie hatte langes, gewelltes braunes Haar und trug ein braunes T-Shirt mit einem lilafarbenen Peace-Zeichen darauf.
    »Äh, ja«, sagte ich.
    Sie stellte ihr Tablett auf den Tisch, ließ ihren Rucksack auf den Boden plumpsen und setzte sich mir gegenüber. Sie fing an, die Makkaroni mit Käse zu essen, die sie auf ihrem Teller hatte.
    »Uhh«,

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