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Wunder

Wunder

Titel: Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Palacio
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herum, während er redete, aber hin und wieder wagte ich einen Seitenblick auf die anderen Schüler. Charlotte war auch hier, Julian und Henry ebenfalls. Miles nicht.
    Mr. Brown hatte in Großbuchstaben Folgendes an die Tafel geschrieben:
     
    M-A-X-I-M-E
     
    »Okay, schreibt das alle ganz oben auf die erste Seite von eurem Englischheft.«
    Nachdem wir das getan hatten, sagte er: »Also, wer kann mir sagen, was eine Maxime ist? Weiß es jemand?«
    Niemand hob die Hand.
    Mr. Browne lächelte, nickte, wandte sich wieder zur Tafel und schrieb:
     
    MAXIME = REGEL ÜBER WIRKLICH WICHTIGE DINGE!
     
    »Wie ein Motto?«, rief jemand aus.
    »Wie ein Motto!«, sagte Mr. Browne und nickte, während er weiter an die Tafel schrieb. »Es könnte ein berühmtes Zitat sein. Oder der Spruch in einem Glückskeks. Eine Redensart oder Grundregel, die einen motivieren kann. Im Grunde ist eine Maxime etwas, das uns leitet, wenn wir Entscheidungen über wirklich wichtige Dinge treffen müssen.«
    Er schrieb all das an die Tafel, drehte sich dann um und schaute uns an.
    »Also, was wären denn solche wirklich wichtigen Dinge?«, fragte er uns.
    Einige Schüler hoben die Hand, und als er auf sie zeigte, gaben sie ihre Antworten, die er in einer wirklich sehr, sehr schlampigen Handschrift an die Tafel schrieb:
     
    REGELN. LERNEN. HAUSAUFGABEN.
     
    »Was sonst noch?«, fragte er, während er weiterschrieb, ohne sich umzudrehen. »Ruft einfach etwas rein!« Er schrieb alles auf, was ihm zugerufen wurde.
     
    FAMILIE. ELTERN. HAUSTIERE.
     
    Ein Mädchen rief: »Die Umwelt!«
    Er schrieb
     
    DIE UMWELT
     
    an die Tafel und fügte hinzu:
     
    UNSERE ERDE!
     
    »Haie, weil die tote Sachen im Meer essen!«, sagte der Junge, der Reid hieß, und Mr. Browne schrieb:
     
    HAIE
     
    »Bienen!« »Sicherheitsgurte!« »Recycling!« »Freunde!«
    »Okay«, sagte Mr. Browne, während er all das aufschrieb. Als er fertig war, drehte er sich um und schaute uns wieder an. »Aber keiner von euch hat das Wichtigste von allem genannt.«
    Wir alle schauten ihn ratlos an.
    »Gott?«, sagte ein Mädchen, und obwohl Mr. Browne »Gott« an die Tafel schrieb, merkte ich, dass das nicht die Antwort war, auf die er gewartet hatte. Ohne noch etwas zu sagen, schrieb er:
     
    WER WIR SIND!
     
    »Wer wir sind«, sagte er und unterstrich dabei jedes einzelne Wort. »Wer wir sind! Wir selbst. Findet ihr nicht? Was für Leute sind wir? Was für ein Mensch bist du? Ist das nicht das Wichtigste überhaupt? Ist das nicht die Frage, die wir uns immerzu selbst stellen sollten? Was für eine Art Mensch bin ich? Ist irgendjemandem von euch die Tafel neben dem Schuleingang aufgefallen? Hat jemand von euch gelesen, was da draufsteht? Niemand?«
    Er schaute von einem zum anderen, aber niemand konnte das beantworten.
    » Erkenne dich selbst , steht darauf«, sagte er lächelnd und nickte. »Und um euch selbst kennenzulernen, seid ihr hier.«
    »Ich dachte, wir sind hier, um Englisch zu lernen«, sagte Jack trocken, was alle zum Lachen brachte.
    »Oh, klar – das auch!«, antwortete Mr. Browne, was ich ziemlich cool fand. Er drehte sich um und schrieb in riesigen Großbuchstaben, die sich über die gesamte Tafel ausdehnten:
     
MR. BROWNES SEPTEMBER-MAXIME:
WENN DU DIE WAHL HAST, OB DU RECHT BEHALTEN
ODER FREUNDLICH SEIN SOLLST, WÄHLE DIE FREUNDLICHKEIT
     
    »Okay, Leute«, sagte er und wandte sich wieder zu uns. »Ich möchte, dass ihr in eurem Englischheft eine ganz neue Abteilung anlegt und sie Mr. Brownes Maximen nennt.«
    Während wir dies taten, redete er weiter.
    »Schreibt das heutige Datum oben auf die erste Seite. Und von nun an werde ich zu Beginn jedes Monats eine neue Mr. Browne-Maxime an die Tafel schreiben, die ihr in euer Arbeitsheft übertragt. Dann besprechen wir die Maxime und ihre Bedeutung. Und am Ende des Monats werdet ihr einen Aufsatz darüber schreiben, was sie euch selbst bedeutet. Am Ende des Jahres habt ihr dann eure eigene Maximen-Liste, die ihr mitnehmen könnt. Für die großen Sommerferien bitte ich all meine Schüler, sich ihre ganz persönliche Lebensmaxime auszudenken, sie auf eine Postkarte zu schreiben und sie mir von dem Ort, an dem sie ihre Ferien verbringen, zuzuschicken.«
    »Und die machen das echt?«, fragte ein Mädchen, dessen Namen ich nicht kannte.
    »Oh ja!«, erwiderte er, »die machen das echt. Ich hatte schon Schüler, die mir noch Jahre, nachdem sie hier ihren Abschluss gemacht hatten, neue Maximen zugeschickt haben. Das ist

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