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Wunder

Wunder

Titel: Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Palacio
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Ich nickte.
    »Kannst du’s mir sagen?«
    »Nein.«
    Er nickte. Er sah niedergeschlagen aus.
    »Ich hab ihm versprochen, es dir nicht zu sagen«, erklärte ich.
    »Es ist so komisch«, sagte er. »Ich hab überhaupt keine Ahnung, warum er so plötzlich sauer auf mich ist. Überhaupt keine. Kannst du mir nicht wenigstens einen Tipp geben?«
    Ich schaute durch den Raum zu August hinüber, der mit unseren Müttern sprach. Ich hatte nicht vor, meinen heiligen Eid zu brechen, dass ich niemandem erzählen würde, was er an Halloween mitangehört hatte, aber Jack tat mir leid.
    »Der Killer aus Scream «, flüsterte ich ihm ins Ohr, und dann ging ich davon.

 
     
     
     
    4
     
    Jack
     
     
    Hier mein Geheimnis. Es ist ganz einfach:
    Man sieht nur mit dem Herzen gut.
    Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
     
    Antoine de Saint-Exupéry, »Der kleine Prinz«

Der Anruf
     
    Im August bekamen meine Eltern diesen Anruf von Mr. Pomann, dem Leiter der Middle School. Und meine Mom sagte: »Vielleicht ruft er all seine neuen Schüler an, um sie willkommen zu heißen.« Und mein Dad sagte: »Da hätte er ja ne Menge zu tun.« Also rief meine Mom ihn zurück, und ich konnte hören, wie sie mit Mr. Pomann am Telefon sprach. Sie sagte ganz genau Folgendes:
    »Oh, hi, Mr. Pomann. Hier spricht Amanda Will – Sie hatten angerufen? Pause. Oh, danke schön! Wie nett, dass Sie das sagen. Er freut sich schon drauf. Pause. Ja. Pause . Ja, genau. Pause. Oh. Natürlich. Lange Pause . Ohhh. Aha. Pause. Also, das ist wirklich nett von Ihnen, dass Sie das sagen. Pause . Natürlich. Ohh. Wow. Ohhhh. Megalange Pause. Ich verstehe, natürlich. Ich bin mir sicher, das wird er. Warten Sie, ich schreib mir das schnell auf … ja, hab ich. Ich rufe Sie wieder an, wenn ich Gelegenheit hatte, mit ihm zu sprechen, okay? Pause. Nein, vielen Dank, dass Sie an ihn gedacht haben. Wiederhören.«
    Und als sie aufgelegt hatte, wollte ich nur wissen: »Was ist? Was hat er gesagt?«
    Und Mom sagte: »Nun, es ist eigentlich sehr schmeichelhaft, aber irgendwie auch traurig. Weißt du, es gibt da einen Jungen, der dieses Jahr in der Middle School anfängt, und der ist noch nie in seinem Leben auf eine Schule gegangen, weil er zu Hause unterrichtet wurde, also hat Mr. Pomann mit einigen Lehrern aus der Grundschulstufe gesprochen, weil er wissen wollte, wen sie für die wirklich richtig tollen Kinder hielten, die jetzt in die fünfte Klasse kommen. Und die Lehrer müssen ihm erzählt haben, dass du ein besonders nettes Kind bist – was für mich natürlich nichts Neues ist –, und jetzt fragt sich Mr. Pomann, ob er auf dich zählen kann und du diesen neuen Jungen mal ein bisschen unter deine Fittiche nimmst.«
    »Ich soll mit ihm abhängen, oder wie?«, fragte ich.
    »Ganz genau«, sagte Mom. »Du sollst ein ›Willkommens-Kumpel‹ sein, so hat er es genannt.«
    »Aber warum ich?«
    »Hab ich dir doch gesagt. Deine Lehrer haben Mr. Pomann erzählt, dass du zu den Kindern gehörst, die dafür bekannt sind, dass sie gute Kerle sind. Ich meine, ich bin wirklich stolz, dass sie so eine hohe Meinung von dir haben …«
    »Warum ist es traurig?«
    »Was meinst du?«
    »Du hast gesagt, es wäre schmeichelhaft, aber auch irgendwie traurig.«
    »Oh.« Mom nickte. »Nun, anscheinend hat dieser Junge eine Art … ähm, ich nehme an, es stimmt irgendwas mit seinem Gesicht nicht … oder so. Bin mir nicht sicher. Vielleicht hat er einen Unfall gehabt. Mr. Pomann sagte, er würde das ein wenig genauer erklären, wenn du nächste Woche zur Schule kommst.«
    »Die Schule fängt doch erst im September an!«
    »Er möchte, dass du den Jungen kennenlernst, bevor die Schule anfängt.«
    »Muss ich?«
    Mom sah ein wenig überrascht aus.
    »Nun, nein, natürlich nicht«, sagte sie. »Aber es wäre anständig, es zu tun, Jack.«
    »Wenn ich es nicht machen muss«, sagte ich, »dann will ich es auch nicht machen.«
    »Kannst du nicht wenigstens darüber nachdenken?«
    »Ich denke darüber nach und ich will’s nicht machen.«
    »Nun, ich werde dich nicht zwingen«, sagte sie. »Aber denk bitte noch ein bisschen länger darüber nach, okay? Ich rufe Mr. Pomann nicht vor morgen zurück, also lass es dir noch eine Weile durch den Kopf gehen. Ich meine, Jack, ich finde wirklich, es ist nicht zu viel verlangt, dass du ein bisschen Zeit mit einem neuen Schüler verbringst …«
    »Er ist nicht bloß ein neuer Schüler, Mom«, antwortete ich. »Der ist total entstellt.«
    »So was

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