Wunder
Ach, ist gar nicht so schlimm.
Zum Zweiten ist er eigentlich ein echt cooler Typ. Ich meine, er ist ziemlich witzig. Also, der Lehrer sagt zum Beispiel irgendwas, und August flüstert mir irgendwas Lustiges zu, das sonst keiner hören kann, und ich krieg mich echt nicht mehr ein. Außerdem ist er einfach insgesamt total in Ordnung. Also, man kann gut mit ihm abhängen und reden und so weiter.
Drittens ist er echt clever. Ich dachte, dass er hinter allen herhinken würde, weil er ja vorher noch nie zur Schule gegangen war. Aber in den meisten Fächern ist er mir weit voraus. Ich meine, vielleicht ist er nicht so clever wie Charlotte oder Ximena, aber so in der Richtung. Und anders als Charlotte oder Ximena lässt er mich bei sich abschreiben, wenn ich’s wirklich nötig habe (auch wenn das nur ein paar Mal der Fall war). Er hat mich auch mal seine Hausaufgaben abschreiben lassen, auch wenn wir dann beide nach dem Unterricht deswegen Ärger bekamen.
»Ihr beide habt in den Hausaufgaben von gestern exakt dieselben Antworten falsch«, sagte Miss Rubin und schaute uns an, als warte sie auf eine Erklärung. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, denn die einzige Erklärung wäre natürlich gewesen: Tja, das liegt daran, dass ich die Hausaufgaben bei August abgeschrieben habe.
Aber August deckte mich. Er sagte bloß: »Ja, das kommt daher, dass wir unsere Hausaufgaben gestern Abend zusammen gemacht haben«, was überhaupt nicht stimmte.
»Nun, Hausaufgaben gemeinsam zu machen, ist eine gute Sache«, antwortete Miss Rubin, »aber trotzdem muss dabei jeder die Aufgaben selbstständig lösen, okay? Ihr könnt nebeneinander arbeiten, wenn ihr wollt, aber nicht gemeinsam die Aufgaben machen, ja? Habt ihr das verstanden?«
Nachdem wir den Klassenraum verlassen hatten, sagte ich: »Mann, danke dafür.« Und er nur so: »Kein Problem.«
Das war cool.
Viertens: Jetzt, wo ich ihn kenne, würde ich sagen, dass ich wirklich mit August befreundet sein möchte. Zuerst, das geb ich zu, war ich nur nett zu ihm, weil Mr. Pomann mich gebeten hatte, besonders freundlich mit ihm umzugehen und so. Aber jetzt würde ich ganz freiwillig Zeit mit ihm verbringen. Er lacht über all meine Witze. Und irgendwie hab ich das Gefühl, als könnte ich August alles erzählen. Als wäre er ein guter Freund. Also, wenn alle Typen aus dem fünften Jahrgang sich in einer Reihe aufstellen würden und ich irgendeinen von ihnen auswählen sollte, mit dem ich Zeit verbringen will, dann würde ich August wählen.
Keine Freunde
Der Killer aus Scream ? Was zum Geier? Summer Dawson war noch nie ganz frisch, aber das war zu viel. Ich hab sie lediglich gefragt, warum August sich aufführte, als wäre er sauer auf mich oder so. Ich hatte gedacht, sie würde das wissen. Und das Einzige, was sie sagt, ist: »Der Killer aus Scream «? Ich weiß nicht mal, was das heißen soll.
Es ist so komisch, denn eben waren August und ich noch Freunde. Und dann, am nächsten Tag – Zack! – redet er kaum noch mit mir. Und ich hab nicht die geringste Ahnung, warum. Als ich zu ihm sagte: »Hey August, bist du sauer auf mich oder so?«, hat er bloß mit den Schultern gezuckt und ist weggegangen. Ich nehme das als ein definitives Ja . Und da ich mit Sicherheit weiß, dass ich ihm nichts getan habe, weswegen er sauer auf mich sein könnte, dachte ich, Summer könnte mir sagen, was los ist. Aber das Einzige, was ich von ihr kriege, ist: »Der Killer aus Scream «? Yeah, große Hilfe. Schönen Dank auch, Summer.
Na ja, ich hab noch jede Menge andere Freunde in der Schule. Wenn August jetzt also offiziell nicht mehr mein Freund sein will, dann bitte schön, ist das okay für mich. Geht total an mir vorbei. Ich hab angefangen, ihn zu ignorieren, so wie er mich ja in der Schule jetzt auch ignoriert. Wobei das ziemlich schwierig ist, weil wir ja praktisch in jedem Fach nebeneinandersitzen.
Einigen anderen ist das schon aufgefallen, und sie haben angefangen, mich zu fragen, ob August und ich uns gestritten hätten. Niemand fragt August, was los ist. Es spricht ja sowieso kaum einer mit ihm. Ich meine, die Einzige, mit der er abhängt – abgesehen von mir –, ist Summer. Manchmal ist er kurz auch mit Reid Kingsley zusammen, und Max Eins und Max Zwei haben ein paar Mal in der Pause mit ihm Dungeons & Dragons gespielt. Charlotte, perfekte kleine Prinzessin hin oder her, nickt ihm auch bloß zu, wenn sie im Flur an ihm vorbeigeht. Und ich weiß nicht, ob immer noch irgendwer
Weitere Kostenlose Bücher