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Wunder

Wunder

Titel: Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Palacio
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sollte es auch.«
    »Er hat wirklich nicht mit dir geredet?«
    »Auggie!«
    »Okay, okay, es tut mir wirklich leid.«
    Ich wäre noch länger auf ihn sauer geblieben, aber dann erzählte er mir von etwas Schlimmem, das ihm an Halloween passiert war, und dann konnte ich nicht länger wütend auf ihn sein. Schlicht gesagt hatte er Jack schlecht über ihn reden und furchtbare Sachen hinter seinem Rücken sagen hören. Es erklärte, warum er sich so verhielt, und nun wusste ich auch, warum er »krank« gewesen war.
    »Versprich, dass du’s niemandem erzählst«, sagte er.
    »Werd ich nicht.« Ich nickte. »Versprichst du mir, dass du nie wieder so gemein zu mir sein wirst?«
    »Versprochen«, sagte er, und dann hakten wir unsere kleinen Finger ineinander und leisteten den Schwur.

Achtung: Dieser Junge ist nicht jugendfrei
     
    Ich hatte Mom vor Augusts Gesicht gewarnt. Ich hatte ihr beschrieben, wie er aussieht. Schon deshalb, weil ich weiß, dass sie nicht immer so gut darin ist, ihre Gefühle zu verbergen, und August kam schließlich heute zum ersten Mal zu uns zu Besuch. Ich schrieb ihr sogar noch eine SMS, während sie auf der Arbeit war, um sie zu erinnern. Aber als sie nach Hause kam, konnte ich an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, dass ich sie doch nicht gut genug vorbereitet hatte. Sie war geschockt, als sie zur Tür hereinkam und zum ersten Mal sein Gesicht sah.
    »Hi, Mom, das ist Auggie. Kann er zum Abendessen bleiben?«, fragte ich schnell.
    Es dauerte einen Moment, bis sie meine Frage überhaupt bemerkte.
    »Hi, Auggie«, sagte sie. »Ähm, natürlich, Schätzchen. Wenn das für Auggies Mutter auch okay ist.«
    Während Auggie seine Mutter auf dem Handy anrief, flüsterte ich Mom zu: »Hör auf, so verstört zu gucken!« Sie hatte diesen Blick, den sie immer bekam, wenn sie die Nachrichten anschaute und irgendwas Entsetzliches passiert war. Sie nickte rasch, als hätte sie gar nicht bemerkt, dass sie so ein Gesicht gemacht hatte, und anschließend war sie total nett und normal zu Auggie.
    Nach einer Weile hatten Auggie und ich keine Lust mehr, an unseren Projekten zu arbeiten, und gingen ins Wohnzimmer. Auggie schaute sich die Fotos auf dem Kaminsims an und sah ein Bild von mir und Daddy.
    »Ist das dein Dad?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Ich wusste gar nicht, dass er schwarz ist.«
    »Ja.«
    Er schaute sich noch einmal das Foto an.
    »Sind deine Eltern geschieden? Ich hab ihn nie gesehen, wie er dich zur Schule gebracht hat. Oder so.«
    »Oh nein«, sagte ich. »Er war Platoon Sergeant. Er ist vor ein paar Jahren gestorben.«
    »Oh! Das wusste ich nicht.«
    »Ja.« Ich nickte und reichte ihm ein Bild von meinem Dad in Uniform.
    »Wow, schau dir die ganzen Orden an.«
    »Ja. Er war echt was Besonderes.«
    »Wow, Summer. Tut mir leid.«
    »Ja, ist echt Mist. Ich vermiss ihn wirklich oft.«
    »Ja, wow.« Er nickte und gab mir das Bild zurück.
    »Ist bei dir im Umfeld mal jemand gestorben?«, fragte ich.
    »Nur meine Großmutter, und an die kann ich mich gar nicht mehr richtig erinnern.«
    »Das ist wirklich schade.«
    Auggie nickte.
    »Fragst du dich manchmal, was mit den Menschen passiert, wenn sie sterben?«, fragte ich.
    Er zuckte mit den Schultern. »Nicht wirklich. Ich meine, ich nehm an, dass sie in den Himmel kommen, oder? Da ist jedenfalls meine Großmutter.«
    »Ich denke viel darüber nach«, sagte ich. »Ich glaube, wenn die Menschen sterben, dann fahren ihre Seelen in den Himmel, aber nur für eine kurze Zeit. Und da sehen sie dann ihre alten Freunde wieder und so weiter und können noch mal an die alten Zeiten anknüpfen. Aber ich glaube, irgendwann fangen die Seelen dann an, über ihr Leben auf der Erde nachzudenken, also, ob sie gute oder schlechte Menschen waren oder so. Und dann werden sie wiedergeboren und kommen als nagelneue Babys auf die Welt.«
    »Warum sollten sie das wollen?«
    »Weil sie dann noch eine weitere Chance bekommen, es richtig zu machen«, antwortete ich. »Die Seelen bekommen eine Chance für einen neuen Versuch.«
    Er dachte darüber nach, was ich sagte, und nickte dann. »Wie wenn man eine Klassenarbeit wiederholt«, sagte er.
    »Genau.«
    »Aber wenn sie wiederkommen, sehen sie nicht aus wie vorher«, sagte er. »Ich meine, sie sehen komplett anders aus, oder?«
    »Oh ja«, antwortete ich. »Deine Seele bleibt dieselbe, aber alles andere ist anders.«
    »Das gefällt mir«, sagte er und nickte mehrmals. »Das gefällt mir wirklich, Summer. Das bedeutet, dass ich in meinem

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