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Wunder

Wunder

Titel: Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Palacio
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entgegnete Julian.
    »Machst du Witze?«, fragte ich. »Da hat sich schon mal ein Kind den Hals gebrochen. Deshalb wird er Skeleton Hill genannt.«
    Julian verengte seine Augen und schaute mich an, als wäre ich der größte Depp auf der ganzen Welt. »Er wird Skeleton Hill genannt, weil das ein uralter indianischer Begräbnisplatz ist, Mann«, sagte er. »Egal, jetzt sollte man ihn lieber Assi-Hügel nennen, so zugemüllt, wie der ist. Als ich das letzte Mal da war, war es so was von widerlich, überall Cola-Dosen und zerbrochene Flaschen und so’n Zeug.« Er schüttelte den Kopf.
    »Ich hab meinen alten Schlitten da gelassen«, sagte Miles. »Der war echt der letzte Müll – und den hat doch tatsächlich wer mitgenommen!«
    »Vielleicht wollte irgendein Penner mal Schlitten fahren!« Julian lachte.
    »Wo hast du ihn denn gelassen?«, fragte ich.
    »An dem großen Stein unten am Hügel. Und am nächsten Tag bin ich wieder hingegangen, und er war weg. Ich konnte es nicht fassen, dass den tatsächlich jemand mitgenommen hat.«
    »Wir können doch Folgendes machen«, sagte Julian. »Wenn’s das nächste Mal schneit, könnte uns mein Dad bis zum Golfplatz in Westchester rauffahren, gegen den ist der Skeleton Hill echt Kindergarten. Hey, Jack, wo gehst du hin?«
    Ich war aufgestanden.
    »Ich muss ein Buch aus meinem Schließfach holen«, log ich.
    Ich wollte nur schnell von ihnen wegkommen. Ich wollte nicht, dass irgendwer mitbekam, dass ich der »Penner« war, der den Schlitten mitgenommen hatte.

Naturwissenschaft
     
    Ich bin nicht gerade der beste Schüler der Welt. Ich weiß, manche Kinder mögen die Schule sogar, aber ich für meinen Teil kann das nicht behaupten. Es gibt Sachen, die ich an der Schule mag, Sport zum Beispiel oder Informatik. Und das Mittagessen und die Pausen. Aber alles in allem könnte ich gut auf die Schule verzichten. Und was ich am meisten hasse, sind die ganzen Hausaufgaben, die wir aufbekommen. Als wär’s nicht genug, dass wir eine Stunde nach der anderen da rumsitzen und versuchen müssen wach zu bleiben, während sie uns diesen ganzen Kram eintrichtern, den wir wahrscheinlich sowieso nie brauchen werden, zum Beispiel wie wir die Oberfläche eines Würfels ausrechnen oder was der Unterschied zwischen kinetischer und potenzieller Energie ist. Also ehrlich: Wen interessiert’s? Ich habe meine Eltern in meinem ganzen Leben noch niemals das Wort »kinetisch« sagen hören!
    Naturwissenschaft hasse ich von all meinen Fächern am meisten. Wir bekommen da so viele Aufgaben – das ist echt nicht mehr lustig! Und die Lehrerin, Miss Rubin, ist so streng mit allem – sogar damit, was wir oben auf unsere Arbeiten schreiben. Ich habe einmal zwei Punkte Abzug auf eine Hausarbeit bekommen, weil ich nicht das Datum hingeschrieben hatte. Megabekloppt.
    Als August und ich noch Freunde waren, kam ich in Naturwissenschaft ganz gut klar, weil August neben mir saß und ich immer seine Notizen abschreiben durfte. August hat die ordentlichste Handschrift, die ich je bei einem Jungen gesehen habe. Sogar seine Schreibschrift ist ordentlich: oben und unten ganz gleichmäßig mit total runden, geschwungenen Buchstaben. Aber jetzt, wo wir keine Freunde mehr sind, ist es schlimm, weil ich ihn ja nicht mehr fragen kann, ob ich mir seine Notizen abschreiben kann.
    Also war ich heute ziemlich am Ächzen, während ich versuchte, mir Notizen über das zu machen, was Miss Rubin sagte (meine Handschrift ist schrecklich), als sie ganz plötzlich anfing, von diesem Wissenschaftsprojekt des fünften Jahrgangs zu reden, für das wir uns alle ein bestimmtes Projekt aussuchen sollten.
    Als sie das sagte, ging mir bloß durch den Kopf: Jetzt haben wir gerade dieses ätzende Ägypten-Projekt hinter uns und müssen schon wieder was Neues anfangen? Und dann dachte ich nur noch: Oh neiiiiiin! , wie Kevin Allein zu Haus , dem der Mund offen steht und der die Hände auf die Wangen legt. So ein Gesicht machte ich innerlich. Und dann dachte ich an die Bilder von diesen schmelzenden Gespenster-Gesichtern, die ich irgendwo gesehen hatte, deren Münder weit offen stehen und die schreien. Und dann tauchte ganz plötzlich dieses Bild in meinem Kopf auf, diese Erinnerung, und auf einmal wusste ich, was Summer mit »Der Killer aus Scream « gemeint hatte. Es ist total verrückt, wie das alles so blitzartig über mich kam. Irgendwer in Homeroom hatte an Halloween so ein Scream-Kostüm getragen. Ich erinnerte mich, dass ich ihn ein paar

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