lautete:
Für die Familie Will.
Frieden auf Erden,
alles Liebe
Nate, Isabel, Olivia, August (und Daisy)
»Witzige Karte, hm?«, sagte ich zu Mom, die auf dem Weg nach Hause kaum ein Wort mit mir gesprochen hatte. Ich glaube, sie wusste ehrlich nicht, was sie sagen sollte. »Das muss ihr Hund sein«, sagte ich.
»Möchtest du mir erzählen, was in deinem Kopf vorgeht?«, erwiderte sie ernst.
»Ich wette mit dir, die verschicken jedes Jahr Weihnachtskarten mit ihrem Hund drauf«, sagte ich.
Sie nahm mir die Karte aus der Hand und schaute sich das Bild aufmerksam an. Dann zog sie die Augenbrauen hoch, zuckte mit den Schultern und gab mir die Karte zurück. »Wir können uns glücklich schätzen, Jack. Es gibt so vieles, was wir für selbstverständlich halten …«
»Ich weiß«, sagte ich. Ich wusste, wovon sie sprach, ohne dass sie es erklärte. »Ich habe gehört, dass Julians Mutter mit Photoshop Augusts Gesicht aus dem Klassenfoto rausretuschiert hat. Sie hat Kopien davon an andere Mütter verschickt.«
»Das ist ja schrecklich«, sagte Mom. »Die Leute sind so … sie sind nicht immer so toll.«
»Ich weiß.«
»Hast du Julian deshalb geschlagen?«
»Nein.«
Und dann erzählte ich ihr, warum ich Julian eine verpasst hatte. Und ich erzählte ihr, dass August nicht mehr mein Freund war. Und ich erzählte ihr von Halloween.
Briefe, E-Mails,
Facebook-Nachrichten, SMS
18. Dezember
Lie ber Mr. Pomann,
es tut mir sehr, sehr leid, dass ich Julian geschlagen habe. Es war sehr, sehr falsch, dass ich das gemacht habe. Ich werde ihm einen Brief schreiben, um ihm das auch zu sagen. Wenn das okay ist, würde ich Ihnen lieber nicht erzählen, warum ich gemacht habe, was ich gemacht habe, weil das die Sache ja auch nicht in Ordnung bringt. Außerdem möchte ich nicht, dass Julian Ärger dafür bekommt, dass er etwas gesagt hat, was er nicht hätte sagen sollen.
Mit herzlichen Grüßen,
Jack Will
18. Dezember
Lieber Julian,
es tut mir sehr, sehr, sehr leid, dass ich dich geschlagen habe. Es war falsch. Ich hoffe, du bist okay. Ich hoffe, dein Zahn wächst schnell nach. Bei mir geht es immer schnell.
Mit freundlichen Grüßen,
Jack Will
26. Dezember
Lieber Jac k,
hab vielen Dank für Deinen Brief. In zwanzig Jahren als Leiter einer Middle School habe ich eines gelernt: Es gibt beinahe immer mehr als zwei Seiten einer Geschichte. Auch wenn ich die Details nicht kenne, habe ich so eine Ahnung, was die Auseinandersetzung mit Julian ausgelöst haben könnte.
Wenn auch nichts – und unter keinen Umständen – rechtfertigt, einen anderen Schüler zu schlagen, weiß ich, dass gute Freunde es manchmal wert sind, dass man sie verteidigt. Dies ist für viele Schüler ein hartes Jahr gewesen, wie es das erste Jahr an der Middle School meistens ist.
Arbeite weiter so gut mit und bleib der anständige Junge, den wir alle kennen.
Beste Grüße,
Lawrence Pomann
Leiter Mi ddle School
An:
[email protected] Von:
[email protected] Cc:
[email protected];
[email protected] Betreff: Jack Will
Lieber Mr. Poma nn,
ich habe gestern mit Amanda und John Will gesprochen, und sie haben ihr Bedauern darüber ausgedrückt, dass Jack unseren Sohn Julian ins Gesicht geschlagen hat. Ich schreibe Ihnen, um Sie wissen zu lassen, dass mein Mann und ich Ihre Entscheidung unterstützen, Jack Will nach einem zweitägigen Schulverweis wieder an die Beecher Prep zurückkehren zu lassen. Auch wenn ich glaube, dass das Schlagen eines anderen Kindes an anderen Schulen ein ausreichender Grund für einen endgültigen Schulverweis wäre, stimme ich zu, dass derart extreme Maßnahmen hier nicht erforderlich sind. Wir kennen die Familie Will, seit unsere Jungs gemeinsam in den Kindergarten gegangen sind, und wir sind sicher, dass alle Maßnahmen unternommen werden, um sicherzustellen, dass so etwas nicht noch einmal vorkommt. In diesem Zusammenhang frage ich mich, ob Jacks unerwartet gewalttätiges Verhalten das Resultat von zu viel Druck gewesen sein könnte, den man auf seinen jungen Schultern abgeladen hat? Ich spreche insbesondere von dem neuen Schüler mit Unterstützungsbedarf, mit dem sich sowohl Jack als auch Julian »anfreunden« sollten. Im Rückblick, und da ich das betreffende Kind inzwischen bei verschiedenen Schulveranstaltungen und auf dem Klassenfoto selbst gesehen habe, glaube ich, dass es von unseren Kindern womöglich zu viel verlangt gewesen ist, das alles zu meistern. Als Julian uns