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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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Schlüssel ins Schloß und öffnete das
Gitter.
    »Wieder nichts angerührt«, murmelte er,
als er die Milz vom vergangenen Tage herausnahm. »Nichts ist ihr gut genug!«
Übelgelaunt warf er ein frisches Stück Fleisch in den Käfig, nahm die
Wasserschüssel heraus und ging, um sie frisch zu füllen.
    Als er nach seiner Rückkehr den Käfig
abschließen wollte, da war der Schlüssel aus dem Vorhängeschloß verschwunden.
    »Das Ungetüm wird schon keiner holen«,
dachte er und stampfte fort.
    Sobald er verschwunden war, eilte Dott
zum Käfig, kroch eilig in das Innere und zog die Tür hinter sich zu, um ihre
Anwesenheit nicht zu verraten. Dann versuchte sie, die Schnalle aufzumachen und
den Riemen vom Fuß der Eule zu lösen, aber schon bei der geringsten Berührung
zuckte Uff zusammen.
    »Entschuldige bitte, Uff, wenn ich dir
wehtu, aber ich muß den Riemen losmachen!« sagte Dott. Sie war dem Weinen nahe.
»Versuch doch, still zu stehen!«
    Die Zähne zusammenbeißend, öffnete sie
so behutsam wie möglich die Schnalle und löste den Riemen vom Fuß der Eule, in
den er hineingewachsen war. Uff rührte sich nicht, und als Dott ihre Arbeit
beendet hatte, fiel die Eule wie leblos zu Boden.
    Der Uhu und Wirrli waren vom Baume
heruntergekommen und blickten vom Dach des Käfigs schweigend auf die Großeule,
die mit geschlossenen Augen in den Armen der kleinen Dott lag.
    »Ach, Wirrli«, sagte die Kleine, »Uff
ist ohnmächtig geworden! Was soll ich nun tun? Ich glaube, Uff ist sehr krank.«
    »Ich kenne einen Mann«, erwiderte
Wirrli, »der kam in dieses Haus, als die Frau einmal gefallen war und wie tot
dalag. Er band ihr lange weiße Tücher um die Arme und den Kopf und gab ihr
kleine graue Eier zu essen und braunes Wasser zu trinken. Ich habe alles durch
das Fenster gesehen. Nach einiger Zeit aber war die Frau wieder gesund. Wenn du
Uff zu diesem Mann bringst, dann wird er auch sie gesund machen«, schloß Wirrli
seinen geheimnisvollen Bericht.
    »Oh, du meinst den Doktor«, rief Dott
voll Freude. »Ja, der Doktor wird Uff helfen. Ich werde gleich mit Uff in die
nächste Stadt gehen und ihn suchen.«
     
     
     

Ein seltsamer Gast
     
    An dem gleichen Tage schritt in
Havelberg ein kleiner Herr eilig seinem Hause zu. Er hatte seine Krankenbesuche
gemacht und freute sich heimzukehren.
    Wie er aber gerade die Stufen zu seiner
Haustür hinaufsteigen wollte, fühlte er plötzlich, daß ihn jemand am Ärmel
zupfte, aber da war niemand zu sehen.
    Er wandte sich wieder der Tür zu, als
eine Stimme neben ihm zu sprechen begann. »Herr Doktor, bitte hören Sie mich
an, aber erschrecken Sie nicht, denn ich bin unsichtbar...«
    Der alte Herr war nicht nur Arzt. Er
war auch ein wenig Dichter. Er liebte es, sich mit der Geschichte und den Sagen
seiner Heimat zu beschäftigen. Darum faßte er sich schnell und fragte
freundlich: »Bist du vielleicht ein Hanslmannken? Ich habe einen alten Ofen mit
hohen Beinen, unter dem du leben könntest; ich könnte dir auch eine Truhe
einrichten. Möchtest du vielleicht bei mir wohnen?«
    Er gab sich große Mühe, höflich gegen
das Wichtelmännchen zu sein, damit es Vertrauen zu ihm faßte.
    »Es tut mir leid«, sagte die Stimme
neben ihm, »aber ich bin gar kein Hanslmannken.«
    »Wer bist du denn?« fragte der alte
Herr etwas enttäuscht, aber mit der gleichen Freundlichkeit.
    »Ich bin nur ein kleines Mädchen und
heiße Dott«, sagte die Kleine und seufzte. »Weil ich ungehorsam war und heimlich
in der Johannisnacht zum Johannisfeuer gelaufen bin, bin ich verzaubert worden.
Niemand kann mich nun sehen, und alle, die mich berühren, erschrecken vor mir
oder werden böse. — Ich komme aber nicht, weil ich etwas für mich selbst haben
will«, setzte sie schnell hinzu. »Ich möchte Sie nur bitten, Uff zu helfen,
sonst muß sie sterben. Bitte, würden Sie uns wohl in Ihr Haus hineinlassen?«
    Der Arzt verbarg seine Überraschung.
»Gib mir doch einmal deine Hand, kleine Dott«, sagte er, »denn ich kann dich
wirklich nicht sehen. So, und nun wollen wir zusammen ins Haus gehen und nach
deiner Uff sehen, wer sie auch sein mag.«
    Als der Arzt hinter der kleinen Dott
sein Arbeitszimmer betrat, sah er auf dem Teppich in der Mitte des Zimmers eine
mächtige Schleiereule, die sich aufzurichten versuchte, aber sogleich wieder
kraftlos niederfiel. Es war Uff, die in den Armen der kleinen Dott unsichtbar
gewesen war; denn alles, was die Kleine vom Boden hob, verlor sogleich seine
sichtbare

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