Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott
hinunter. Aus dem Gras hörte sie noch seine
knarrende Stimme: »Immer kommt ein Loch auf das Läppchen, Menschenkind«, rief
es, »sorgt nur dafür, daß wieder ein Läppchen auf das Loch kommt!« Dann war es
verschwunden.
Die Verfolgung
Die Kleine blickte ihm verwundert nach.
Sie fragte sich, ob Cornix, der Fürst der Nebelkrähen, sie vielleicht hierher
gebracht hatte, damit sie das Elliken treffen sollte.
Plötzlich aber hörte sie ein Rascheln
in einer Buche. In rasender Eile jagte ein Eichhörnchen rund um den Stamm und
sprang in hohem Bogen auf die Terrasse gerade zu Füßen Dotts. Im gleichen
Augenblick schwebte ein riesiger Vogel mit ausgespannten Schwingen lautlos über
den Rasen.
»Töte mich nicht, großer Auf!« rief das
Eichhörnchen. »Ich bringe dir Botschaft von Uff!«
Mit schnellem Griff packte die Kleine
das Eichhörnchen und barg es in ihrer Jacke — jetzt wußte sie, warum Cornix sie
hierher geführt hatte. Es blieb ihr aber keine Zeit, darüber nachzudenken,
woher Cornix wußte, daß sie Uff suchte, denn schon stürzte Buhuho, der mächtige
Auf, wie ein furchtbares Geschoß auf die Kleine zu.
Mit einem Sprung erreichte Dott die
hinter ihr liegende Tür und schlug sie hinter sich zu, so daß der Auf gegen den
Holzrahmen polterte.
»Was soll ich jetzt nur anfangen?«
dachte die Kleine.
»Höre«, flüsterte sie schnell dem
Eichhörnchen zu, »ich spreche eure Sprache. Ich tu dir nichts. Ich will dich
vor dem Uhu schützen, aber du mußt mir sagen, wie ich zu Uff gelange!«
»Dann laß mich frei, Menschenkind«,
sagte Wirrli, das Eichhörnchen, »ich muß dem Uhu eine Botschaft bringen, mit
der ich nicht warten darf.«
Da ließ Dott seufzend das Eichhörnchen
durch einen Spalt der Tür schlüpfen und beugte sich hinaus, um zu hören, was es
über Uff sagen würde.
Sobald Wirrli auf die Terrasse
gesprungen war, stürzte sich der Auf weich und lautlos nieder und packte es mit
seinen fürchterlichen Krallen.
»Was sagt Uff?« fauchte er, »sprich
sofort oder ich zerreiße dich!«
»Ich werde sprechen«, sagte Wirrli
ruhig, »aber nur, wenn du mich losläßt und dich dort auf den Zweig des Baumes
setzt.«
Da ließ der Auf das Eichhörnchen los
und setzte sich auf den Ast des Baumes, preßte den Schnabel zusammen und
starrte mit seinen rotglühenden Augen auf Wirrli nieder.
»Uff hat sich geweigert, dem Menschen
als Lockvogel zu dienen«, sagte Wirrli. »Seit Tagen schon hat sie keine Nahrung
mehr angerührt. Uff muß sterben und wünscht dich zu sehen.«
Kaum hatte der Uhu diese Worte gehört,
als er zwischen den Bäumen verschwand, als hätte die Dunkelheit ihn eingesogen.
Die Befreiung
Kurz vor Anbruch des Tages stand die
kleine Dott vor dem Käfig der großen Schleiereule. Darüber hockte im Baum
Buhuho, der große Uhu, und dicht an seiner Seite Wirrli, das Eichhörnchen.
Es war noch dunkel im Käfig und so
still, als wenn Uff schon nicht mehr am Leben wäre.
»Ich komme, um dir zu helfen«,
flüsterte Dott. »Ich will dich aus dem Käfig befreien.«
Es war noch ebenso still im Käfig wie
zuvor. Aber Dott sah, wie sich zwei große, runde Augen öffneten und fest auf
ihr Gesicht richteten. Vor dem ernsten Blick des Vogels stieg der Kleinen das
Blut in die Wangen, so sehr schämte sie sich, weil die Menschen den Tieren so
viel Schlimmes antun konnten. — Sie begann sogleich den Käfig zu untersuchen.
Der Eisenriegel war vor die Tür geschoben und durch ein Vorhängeschloß
gesichert.
»Höre, Uff«, sagte die Kleine traurig,
»ich werde alles tun, um dich zu befreien. Aber wir müssen warten, bis irgend
jemand kommt, der die Tür aufschließt, um dir Essen und Wasser zu bringen. Dann
aber muß alles so schnell gehen, daß du auf und davon bist, bevor der Käfig
wieder abgeschlossen wird.«
Die Kleine war ganz mutlos geworden,
weil die Eule kein einziges Wort erwiderte. Nichts ließ sich hören als ein
leises Knacken des Schnabels.
»Ich muß eben versuchen, alles ganz
allein zu machen«, dachte sie. Denn wie schwer es ihr auch gemacht wurde, sie
war fest entschlossen, die Eule zu befreien, und wenn sie selbst dabei in
Gefahr geraten sollte. Ja, sie wagte an diesem Morgen alles, denn es konnte
sehr gut sein, daß sie nun zu spät bei der Höhle der mächtigen Frau Harke
eintreffen würde.
Viele Stunden vergingen, und die Sonne
stand bereits hoch am Himmel, als der Knecht mit schlürfenden Schritten den
Gartenweg entlang kam. Er steckte den
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