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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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steil wie ein Mast zur Erde.
    »Da hast du dir ja etwas Feines
gewünscht!« dachte die kleine Dott, und ihr fiel wieder ein, wie Frau Harke sie
beim Abschied gewarnt hatte: »Daß du deine Wünsche nicht töricht verschleuderst
oder dir dein Unglück herbeiwünschst!« — Ja, nun konnte die kleine Dott zusehen,
wie sie wieder hinunterkam!
    »Ach, daß ich doch den Grashalm nicht
besser festgehalten habe!« dachte sie. »Nun muß ich wohl noch den zweiten
Grashalm hinterherschicken, um mich von diesem Baum herunter zu wünschen!«
    Als sie aber nach dem Beutel griff, um
den zweiten der wunderbaren Halme herauszunehmen, da war kein Beutel da. In der
Tiefe, da unten — da lag er im Gras!
    »Dümmer hätte ich die Sache ja nun
nicht gut anfangen können!« dachte sie und preßte die Lippen zusammen.
     
     
     

Die Rettung
     
    Wie sie aber so vor sich hinstarrte,
gewahrte sie in der Ferne einen schwarzen Vogel, der mit eiligen Flügelschlägen
die Luft durchschaufelte. »Cornix!« dachte Dott.
    Sie hörte, wie er mit krächzender
Stimme Fragen in die Tiefe warf.
    »Wo ist das Menschenjunge, das auf
Bussos Rücken vom Frauharkenberg ritt bis zur Grenze der Prignitz?« fragte er.
— Dott duckte sich hinter den Baumstamm. Da aber hörte sie von allen Seiten:
»In der höchsten Kiefer sitzt das Menschenjunge! — In der höchsten Kiefer, und
weiß nicht, wie es herunterkommt!«
    Es ärgerte die Kleine nicht wenig, daß
sie so von allen Tieren beobachtet worden war. Sie hatte aber keine Zeit, lange
darüber nachzudenken, denn nun schoß die Krähe gerade auf den Wipfel zu und
ließ sich, nach Luft schnappend, auf einem Ast der kleinen Dott gegenüber
nieder.
    »Gurian ist in Gefahr!« sagte er ohne
Umstände. »Ich brauche sofort deine Hilfe, Menschenkind!«
    Dott erschrak. »Schnell, Cornix, dort
unten im Moos liegt mein Beutel, bringe ihn mir herauf, damit ich von diesem
Baum heranterkomme!«
    Wie ein Stein sauste Cornix in die
Tiefe.
    Nach wenigen Augenblicken war er wieder
da mit dem Beutel im Schnabel. Dott drückte sich gegen den Baumstamm, um nicht
hinunterzufallen, öffnete den Beutel und nahm vorsichtig den zweiten Halm
heraus. Sie hielt ihn fest zwischen den Zähnen, bis sie den letzten Grashalm
sorgfältig verwahrt und den Beutel am Gürtel befestigt hatte.
    »Ich wünsche mir, daß ich sogleich
wieder da unten im Moos sitze!« rief sie und blies so stark auf den Halm, daß
er eilig davonsegelte.
    »Ha, jetzt fliege ich wieder! — Hab
keine Angst, Cornix«, rief sie in die Höhe, wo Cornix ihr gespannt nachschaute,
»das macht das Frauharkenbartgras!«
    Als sie wieder im Moose saß, da stand
auch schon Cornix vor ihr.
    »Höre mir zu«, sagte er, und als die
Kleine nickte, fuhr er fort: »Während des Gerichtes der Frau Harke hat der
Mensch die Jungen Gurians und sein Weib Ruanda abgeschossen. Gurian scheint den
Verstand verloren zu haben. Er wirft die Nestfüllung durcheinander, als könnte
er die Jungen darunter entdecken, oder er fliegt kreischend um den Nistbaum.
Nur eins, Menschenkind, kann ihn noch vom Nest fortbringen. Das ist seine
Dankbarkeit gegen dich. Schicke ihm ein Zeichen, daß du seine Hilfe brauchst,
dann wird er zu dir kommen.«
    Die Kleine überlegte angestrengt. Dann
nahm sie ihr Taschentüchlein heraus und gab es Cornix. — »Hier, Cornix, bring
dieses Tüchlein Gurian. Er wird es erkennen. Es ist noch Blut vom Otterbiß
daran. Und sag ihm, das Menschenkind braucht ihn!«
     
     
     

Der goldene Becher
     
    Die kleine Dott hatte ihre besonderen
Gedanken, als sie Cornix mit der Botschaft zu Gurian schickte. Ja, sie brauchte
die Hilfe Gurians. Und sie wußte auch schon, wie er ihr helfen konnte!
Sie mußte sich jetzt nur schnell zurechtlegen, wie sie es Gurian am besten
sagen könnte.
    Sie war so vertieft in ihre
Überlegungen, daß sie erschrak, als Gurian plötzlich vor ihr stand.
    »Du hast mich gerufen, Menschenkind«,
sagte er ruhig und ließ das Tüchlein zu ihren Füßen ins Gras fallen.
    Als Dott den Reiher so ernst vor sich
stehen sah, erkannte sie erst ganz, welch einen Kummer Gurian erlebt hatte.
Eine innere Stimme sagte ihr, daß sie mit ihm nicht über den Verlust seiner
Jungen sprechen dürfe.
    Verwirrt hob sie das Tüchlein auf.
    »Ich habe Angst, so allein in der Welt
umherzulaufen, Gurian«, sagte sie. »Ich möchte dich fragen, ob ich bei dir
bleiben darf. O bitte, Gurian, antworte noch nichts! Ich werde dir nur wenig
Mühe machen. Ich will mich so klein machen, daß

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