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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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dahinstrichen, in einem
herrlichen, vollkommen gleichmäßigen Fluge.
    Ruhig bewegten sich die Schwingen des
Reihers, aber so schnell flogen sie dahin, daß der Wind ihr um die Ohren
sauste. Über ihr segelten die weißen Wolken, und unter ihr lag das Land wie
eine riesige Landkarte. Die dunklen Flecken darin waren die Kiefernwälder,
dazwischen lagen die braunen und grünen Äcker und Wiesen und bunt hineingestreut
die Dörfer und Städte.
    Als die kleine Dott Gurian gebeten
hatte, ihr Reisegefährte zu sein und sie zur Großmutter zu bringen, da war es
für sie ganz selbstverständlich gewesen, daß sie jetzt gleich aus der Prignitz
und von allem Traurigen fort und in die Mark Brandenburg hineinfliegen würden.
    Was sie aber unter sich sah, das war
weder Rheinsberg noch die Ruppiner Schweiz. Was da unter ihnen lag, das kam ihr
merkwürdig vertraut vor. Das war die Prignitz, die sie gerade mit so großen
Mühen und Entbehrungen durchwandert hatte.
    »Du fliegst ja falsch, Gurian!« rief
sie. »Nach Osten mußt du fliegen, und dann nach Süden! So geht es doch in den
Spreewald zur Großmutter!«
    Aber Gurian änderte keineswegs die
Richtung. »Die halbe Prignitz liegt schon hinter uns!« dachte Dott, und vor
Enttäuschung sprangen ihr die Tränen in die Augen.
    »Wir können nicht eher Weiterreisen,
Menschenkind, bis ich weiß, was aus Ruanda und den Jungen geworden ist«,
erklärte ihr Gurian.
    Die Kleine fühlte, wie sie rot wurde.
Niemals hätte sie daran gedacht, daß Gurian zu dem ausgeplünderten und
gefährlichen Nest zurückkehren würde. Ja, der Reiher hatte eine größere Treue
für die Seinen als sie, das Menschenkind! Ihr selbst war überhaupt nicht der
Gedanke gekommen, daß sie noch einmal nach Hause zurückkehren könnte, um zu
sehen, wie es den Eltern und Geschwistern nach ihrem Verschwinden ergangen war.
    Ruhig und schnell flog der Reiher durch
den Abend, der immer dunkler wurde. Als die ersten Sterne erschienen,
erreichten sie Wittenberge. Die Straßen leuchteten mit ihren bunten Lichtern zu
ihnen herauf. Wie glühende Raupen krochen die Eisenbahnzüge durch das Land. Und
dann lag die Elbe unter ihnen gleich einer mächtigen, silberglänzenden Schlange
im Licht des Mondes. Gurian senkte sich tiefer hinunter, so daß die Kleine
alles deutlich erkennen konnte, die roten, grünen und gelben Lichter der
dunklen Kähne in den Schleppzügen und die hellerleuchteten Vergnügungsdampfer.
Das Rauschen des Wassers klang zu ihnen herauf. Sie hörte das Singen und
Musizieren und Lachen vom Verdeck und aus den Kajüten, und eine große
Traurigkeit stieg in ihr auf.
    Aber das hatte sie ein für allemal fest
beschlossen, daß die Traurigkeit nie wieder solche Gewalt über sie gewinnen
sollte wie damals, als sie zwischen den Schwarzen Flüssen die Suche nach Frau
Harke begann. — »Du hast dir das alles selbst so eingerichtet«, dachte sie und
preßte die Lippen zusammen. »Du kannst noch dankbar sein, daß es nicht
schlimmer mit dir gekommen ist!«
    Während der Reiher und das Kind auf
seinem Rücken schweigend und in tiefen Gedanken über den Strom dahinsegelten,
näherten sie sich der Stelle, an welcher der Nistbaum Gurians stand. Der Reiher
ließ sich auf dem Nest nieder und hob die Kleine von seinem Rücken.
    Schlimm sah das Nest aus! — Als Gurian nach
dem großen Thing bei Frau Harke heimgekehrt war und sein Nest leer gefunden
hatte, hatte er die Nestfüllung auseinandergerissen und das Unterste zuoberst
gekehrt. Die Kleine stand nun in einem Gewirr von Wurzeln und Buschwerk und
wußte nicht, wo sie hier ein Plätzchen für die Nacht finden sollte. Aber sie
wagte an diesem Abend nicht mehr, mit Gurian zu reden.
    Als er sich im Nest zurechtlegte,
kauerte sie sich dicht an seine Seite.
    »Jetzt halten wir die Totenwacht«,
dachte sie und blickte schweigend zum Sternenhimmel auf. — Sie hatte aber in
der vorigen Nacht während der wilden Fahrt auf Bussos Rücken keinen Schlaf
gefunden, und ohne daß sie es merkte, fielen ihr die Augen zu, und sie schlief
fest ein, dicht an die warme Brust Gurians, des Reihers, gelehnt.
     
     
     

Hobuki
     
    Mitten in der Nacht erwachte die Kleine
von einem donnerartigen Getöse, und als sie auffuhr, sah sie ein Wetterleuchten
über den Himmel zucken. Die Elbe leuchtete weiß unter den fernen Blitzen.
    Die Kleine kroch über die aufgehäuften
Reisigmassen bis an den Rand des Nestes. Wie sie so aufmerksam hinüberblickte,
ertönte ein dritter gewaltiger Donnerschlag, der

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