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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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Atem. Es war ein wilder Ritt
unter dem nächtlichen Sternenhimmel, viel herrlicher und schrecklicher als die
Berg- und Talbahn auf dem großen Jahrmarkt. Es wäre wohl auch nicht so gut
abgegangen, wenn Busso dem Menschenkinde auf seinem Rücken nicht immer wieder
Warnungen zugerufen hätte: »Ein lockerer Griff ist besser als ein harter!«
Oder: »Ein federnder Sitz ist besser als ein steifer!«
    Zuletzt konnte die kleine Dott auch
ziemlich frei auf seinem Rücken sitzen. Gerade aber, als sie es so recht zu
genießen begann, auf Bussos Rücken wie ein Sturmwind über die nächtlichen
Felder zu jagen und in die Wälder einzutauchen, da war es wieder soweit. Wieder
stand sie plötzlich allein da und schaute von einer Anhöhe über den See, wo
Busso in den Wäldern verschwunden war, gerade, als die Morgensonne
heraufgestiegen kam.

Die drei Gräser der Frau Harke
     
     
     

Der erste Grashalm
     
    Strahlend erhob sich der Tag über dem
großen Wummsee, an dessen Ufer Busso die kleine Dott zurückgelassen hatte.
    »Jedes Tier weiß genau, was es zu tun
hat und wohin sein Weg führt«, dachte Dott etwas bitter. »Nur ich, die sie das
Menschenkind nennen, weiß nicht, wohin mein Weg gehen soll, und von Stunde zu
Stunde muß ich neu herausbekommen, was ich zu tun habe.«
    Sie warf sich ins Moos und überlegte
lange. Während sie aber so mißmutig vor sich hinstarrte, fiel ihr plötzlich die
Abschiedsgabe der Frau Harke ein.
    Die Kleine holte die Gräser aus ihrem
Beutel. Sie hatte ihren Sack beim Doktor umgearbeitet, so daß sie ihn nun am
Gürtel tragen konnte. Zwei der Gräser verwahrte sie wieder sorgfältig im
Dosentöpfchen im Beutel, der neben ihr im Gras lag. Das dritte aber behielt sie
in der Hand.
    »Merkwürdig«, dachte sie, während sie
den Grashalm betrachtete, »der sieht genauso aus wie alle anderen
Frauharkenbartgräser! Aber die Blüte der Rennefarre in meinem Schuh, die sieht
sicher auch nicht viel anders aus als die anderen auf den Feldern. Und dann ist
mit einem Male so etwas dabei herausgekommen! — Und was soll ich nun
tun? — Ich werde einfach mit dem Wünschen anfangen. Vielleicht sollte ich mir
ein Fahrrad wünschen. Da könnte ich gleich im Spreewald bei der Großmutter
sein!«
    Ein Fahrrad aber, das würde ja nicht
verschwinden, wenn Dott darauf fuhr. Unsichtbar wurde ja nur, was von Dott von
der Erde fort und in die Luft gehoben wurde.
    »Nein«, dachte Dott, »das geht nicht.
Da würden die Leute ja schön erschrecken, wenn da ein Fahrrad ganz allein
dahergesaust käme! — Aber was soll ich mir dann wünschen? — Ich könnte mir ja
eine Landkarte wünschen. Dann würde ich mich viel leichter zurechtfinden. Wie
gut haben es doch die Vögel. Die brauchen nur in die Höhe zu fliegen, dann
sehen sie gleich das ganze Land unter sich liegen. Ich wünschte, ich könnte
wenigstens einmal aus dem Wipfel dieser alten Kiefer über das Land blicken,
dann wüßte ich gleich, wo ich bin!«
    Kaum aber hatte sie das gedacht, als
ein Windhauch den Grashalm erfaßte und davontrug — und die kleine Dott mit
großen Sprüngen hinterher! Sogleich aber merkte sie, daß sie nicht ins Gras
hineintrat, sondern ins Leere — mitten in die Luft hinein.
    »Was ist denn das! Ich fliege ja! —
Hei, das geht ja immer höher hinauf! Wie soll ich denn nur in einer solchen
Fahrt zwischen den Zweigen da oben hindurchkommen, ohne mit dem Kopf anzustoßen!«

    Darum aber brauchte sie sich keine
Gedanken zu machen. Das Lenken besorgte das Frauharkenbartgras schon ganz
allein. — Da saß sie nun hoch oben in der Kiefer, rot vor Ärger. So hatte sie
es ja gar nicht gemeint! Es war nur so ein dummer Gedanke gewesen. Und nun
hatte sie den ersten Wunsch vertan!
    Da sie nun aber schon einmal da oben
saß, wollte sie sich auch gründlich umschauen. — Das weiße Schloß im Grünen mit
dem See davor, das mußte Rheinsberg sein, das Schloß, das der Preußenkönig, der
Alte Fritz, bewohnte, als er noch ein junger Kronprinz war. Und die vielen
großen und kleinen Seen zwischen den ungeheuren Wäldern, das konnten nur die
Seen der Ruppiner Schweiz sein.
    Als sie aber vom Baume steigen wollte,
merkte sie, daß es ganz unmöglich für sie war, hinunterzugelangen. Die
einzelnen Äste standen so weit voneinander entfernt, daß sie nicht einmal von
einem zum andern klettern konnte. Und selbst wenn sie den untersten Ast des
Wipfels erreichen könnte, so würde ihr das gar nichts helfen, denn der rostrote
mächtige Stamm ging astlos und

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