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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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zu beiden
Seiten des schmalen Mundes bis zum Kinn.
    »Ihr könnt Euch ruhig gegen mich
lehnen, Herr König«, sagte sie deshalb laut. »Ich bin stark und kann Euch
richtig stützen!«
    »Was?« sagte der König. »Das kleine
Frauenzimmer meint, es könne den König stützen? — Weiß Sie denn etwas vom
Siebenjährigen Krieg, he?«
    »O, eine ganze Menge«, sagte Dott und
unterdrückte ein Lachen. »Man sagt bei uns, daß der Alte Fritz mitten durch den
Kugelregen reiten konnte, weil er sich kugelsicher gemacht hatte.«
    »Sooo?« fragte der König. »Also die
anderen, die durften fallen, Soldaten und Offiziers, aber der König, der hatte
ein Herz von Eisen, den kann nichts treffen! — Ist es das, was man von mir
sagt?«
    »Ach du liebe Zeit!« dachte Dott. »Was
habe ich denn da bloß gesagt?« — Laut aber sagte sie: »So habe ich es doch gar
nicht gemeint! Wir haben ja ein Bild in der Klasse, da sitzt der Alte Fritz
ganz allein da am Lagerfeuer in seinem zerfetzten Mantel und meint, nun ist
alles aus, und der ganze Krieg ist verloren! — Aber wir wissen noch viel mehr
vom Siebenjährigen Krieg, Herr König! Wir singen auch: Fridericus Rex, unser
König und Herr...«
    »Hm«, unterbrach sie der König. »Das
sind ja ganz famose Sachen, die man da von mir sagt. Was sagt man denn dazu,
daß der König das Volk manchmal auch — Canaille genannt hat, he? Sie wird ja
wohl wissen, was das heißt?«
    »Ach ja, ich weiß schon«, erwiderte die
Kleine wegwerfend.
    Sie fühlte, daß sie jetzt etwas sagen
mußte, etwas Besonderes, damit der König es ganz fest glauben konnte, wie sehr
die Märker diesen ihren König bis heute in ihr Herz geschlossen hatten, nicht
den unverwundbaren König, das wußte die Kleine gut, sondern gerade den
geschlagenen König in dem alten, zerschlissenen Soldatenrock, den vom Glück
verlassenen, einsamen König in seinem Schloß Sanssouci!
    Das alles konnte die kleine Dott
natürlich nicht ganz klar ausdrücken.
    »Wir sagen vom Alten Fritz, daß er
zuletzt nur noch die Mark für uns Märker so schön wie möglich einrichten
wollte«, sagte die Kleine leise, denn sie war nicht mehr sicher, ob der König
auch verstehen würde, wie sie es meinte.
    »Hm«, machte der König wieder und
räusperte sich. »Die Demoiselle wird es noch dazu bringen, daß der Alte Fritz
den Alten Fritzen estimieren tut!«
    Estimieren, das heißt hochschätzen. Und
der König wollte damit sagen, daß die kleine Dott es noch fertigbringen würde,
daß der Alte Fritz den Alten Fritz hochschätzen würde.
    Die Hand des Königs war mit der Zeit
recht schwer geworden. Dott merkte, daß es keine leichte Sache war, die Sorgen
eines anderen tragen zu helfen! Zuletzt begann sie unter dem Druck auf ihrer
Schulter zu zittern. Der Schweiß trat ihr auf die Stirn.
    Erst auf der obersten Stufe nahm der
König seine Hand von ihrer Schulter und schaute sie mit seinen mächtigen Augen
freundlich an.
    »Sie ist ein braves Mädel«, sagte er.
»Nun geh Sie nur runter zur Bittschriftenlinde«, fuhr der König fort und zupfte
sie am Ohr. »Das Fenster ist schon hell!« Plötzlich aber beugte er sich zu ihr
nieder und schaute ihr scharf in die Augen: »Eines aber merke Sie sich: Ihren
Weg hat sie zu Ende zu laufen. Desertieren gibt’s nicht!«
    Mit diesen Worten wandte sich der König
und schritt dem Schlosse zu — klipp, klipp, klapp, tönte es einsam durch die
Nacht. Und dann war er hinter den Glastüren verschwunden.

Klaus
Petersen
     
    In jener Zeit, als Dott ihre wunderbare
Wanderung begann, lebte Klaus Petersen in der großen Stadt Berlin.
    Er mochte wohl so alt sein wie die
kleine Dott, in allem anderen aber war er genau das Gegenteil von ihr. Fein und
zierlich gebaut, doch rotwangig und kräftig war die Kleine. Der Junge dagegen
war groß genug für sein Alter, aber mager und blaß.
    Röcke und Jacken aus der Wolle eigener
Schafe kleideten und wärmten die kleine Dott. Kuhwarme Milch hatte daheim an
jedem Morgen in ihrem tönernen Schüsselchen auf sie gewartet. Das Korn zu ihrem
Brot hatte der Vater selbst gesät und geerntet, und das Brot hatte die Mutter
im eigenen Backofen hinter dem Haus im Garten gebacken. Wie eine Burg war der
Bauernhof des Vaters der Kleinen, mit dem Wohnhaus und den Ställen und
Wirtschaftsgebäuden, die ihn umgaben, und dem starken Tor, mit dem er am Abend
verschlossen wurde.
    Die Mutter des Jungen aber kaufte
alles, was er anhatte, von ihrem dürftigen Einkommen im Warenhaus, und er mußte
es solange

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