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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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Kappe
und hielt sie fest in seiner Hand. — Bis jetzt war also alles ganz einfach
zugegangen. Nun aber machte der Rote Junge eine Pause und blickte mit einem
seltsamen Ausdruck auf Klaus, der die Kappe in die Tasche steckte. »Hast du
mich nicht noch etwas zu fragen?« sagte er mit besonderer Betonung.
    »Nein« erwiderte Klaus. Aber sogleich
setzte er höflich hinzu: »Ich danke dir für deine Hilfe.«
    »O, was das betrifft — niemand kann
sagen, ob wir uns nicht eines Tages gegenseitig zu danken haben«, meinte der
Rote Junge. »Aber hast du wirklich keine Frage an mich zu stellen?« wiederholte
er noch einmal ernst und eindringlich.
    »Nein«, sagte Klaus wieder und drückte
seine Geige gegen die Brust.
    Da hob der Rote Junge warnend den
kleinen Finger der rechten Hand, und ehe Klaus es sich versah, war der Platz,
auf dem der Kobold gestanden hatte, leer.

Ausgestoßen
     
    Rasch sprang Klaus die steinernen
Stufen zur Straße hinauf.
    »Wie wird Mutter sich freuen!« dachte
er. »Jetzt wird meine Geige die Nachbarn bestimmt nicht mehr stören, und ich
kann spielen, solange ich will!« So groß war seine Freude, daß er es gar nicht
erwarten konnte, heimzukommen.
    Vor dem Hause aber, in dem er wohnte,
standen seine beiden Schwestern. »Wo warst du denn so lange?« riefen sie ihm
entgegen, als er um die Ecke bog. »Mach schnell, damit die Mutter nichts merkt.
Sie ist zur Großmutter gegangen.«
    Kaum aber war er in den Lichtschein der
Laterne gesprungen, als die Mädchen mit lautem Schreien auseinanderfuhren und
davonstoben.

    Klaus blickte sich um. Er meinte, ihm
sei jemand gefolgt, der die Mädchen erschreckt hätte. Aber niemand stand hinter
ihm.
    »Das ist doch seltsam!« dachte er. Er
lief die engen, ausgetretenen Treppen hinauf und trat in die Küche. Die beiden
jüngeren Brüder schliefen hier auf dem Sofa, an jedem Ende des Sofas einer.
    Um die Brüder nicht zu wecken, ging
Klaus auf den Zehenspitzen zum Küchentisch. Der Mond leuchtete durch das
Fenster, und es war hell genug, um alles erkennen zu können. Auf dem Tisch
stand ein Becher mit Kaffee, und daneben lag die Schnitte mit Marmelade, alles
genauso, wie die Mutter es für ihn bereitgestellt hatte. Er war jetzt hungrig,
darum legte er die Geige aus der Hand und setzte sich an den Tisch.
    »Bald werden wir uns Butter kaufen
können«, dachte er, während er aß, und dann schaute er sich in der Küche um.
Noch nie hatte er so deutlich gefühlt, wie eng und armselig alles war. »Jetzt
werde ich ganz schnell auf der Geige vorankommen. Dann wird jeder sein eigenes
Bett haben und Mutter einen schönen gepolsterten Lehnstuhl!«
    Da schliefen die kleinen Brüder auf dem
engen Sofa, und natürlich war die Decke wieder heruntergerutscht. Klaus bückte
sich, um sie aufzuheben. Wie er sie aber über die Kleinen decken wollte,
schlugen sie die Augen auf und blickten halb im Traume zu ihm auf. Als sie aber
sein Gesicht sahen, sprangen sie schreiend vom Sofa auf und rannten in die
Kammer.
    Klaus stand noch immer mit der Decke
da. Er konnte nicht begreifen, warum sie davonrannten! »Sie haben schlecht
geträumt«, meinte er. »Das kommt daher, weil es hier so dumpf und stickig ist!«
    Klaus trat an das Küchenfenster, um die
Schwestern zu rufen. Die standen beide auf der anderen Seite der Straße eng
beieinander und blickten hinauf. Sobald Klaus sich aber aus dem Fenster beugte,
schrien sie auf und liefen davon, als hätten sie ein Gespenst gesehen.
    »Fürchten sich die Geschwister wirklich
vor mir?« fragte er sich.
    Unruhig ging der Junge auf und ab,
während er die Rückkehr der Mutter erwartete. Wie er aber so in der Küche
zwischen dem Fenster und der Tür hin und her schritt, fiel sein Blick auf den
Spiegel, der über der Kommode hing.
    Es war ein alter Spiegel, schon ein
wenig blind, aber man konnte sich noch ganz gut darin erkennen. Doch welch
seltsames Gesicht schaute ihm da entgegen: Von langem, zotteligem, rotem Haar
umgeben, glich es den Gesichtern, die man auf dem Jahrmarkt in merkwürdigen
Spiegeln sehen kann, in denen sich alles verzerrt und in die Breite zieht.
Erschrocken fuhr Klaus zurück, doch gleich sah er wieder in den Spiegel hinein.
Da war das Gesicht mit der unförmigen breiten Nase wieder! Klaus trat nahe an
die Kommode heran, da trat auch der andere ganz nahe zu ihm hin. Klaus biß sich
auf die Lippen, und auch der andere biß sich auf die dicken, breiten Lippen.

    Da sprang Klaus zum Küchentisch, packte
Geige und Bogen und stürzte

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