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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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Oder hinter
sich zurück und bogen scharf nach Süden ab. Es dauerte aber nicht lange, da
gewahrte Dott einen anderen Fluß, der sich in großen und kleinen Schleifen
durch die Wiesen schlängelte.
    »Die Spree!« schrie sie voll Freude.
Wenn sie die Spree erreicht hatten, dann mußten sie ja bald bei der Großmutter
sein!
    Eine Zille, einer der breiten Lastkähne
des Spreewalds, zog lautlos und langsam unter ihnen dahin, als sie über der
Spree südwärts flogen. Die Kleine konnte die hellblaue Kajüte des Kahns
erkennen und die Blumen in den grünen Kästen auf dem Verdeck. Ziegelsteine
waren geladen, der Kahn lag darum schwer im Wasser, aber über den Ziegeln
flatterte lustig die bunte Wäsche der Schifferfamilie.
    Die kleine Dott schrie ausgelassen
hinunter und winkte mit ihrem Tüchlein. Ein Junge sprang auf das Kajütendach
und winkte mit beiden Armen nach oben, als könne er die Kleine auf dem Reiher
sehen, und er winkte so lange, bis die Reiherzüge in der Ferne verschwunden
waren. Konnte das Klaus sein?
    Unten lag jetzt wieder ein Kranz von
unzähligen Seen. Und die einsamen Wälder und blauen Seen weckten in der Kleinen
ein seltsames Gefühl. Ihr Herz wurde von einer großen Sehnsucht erfüllt, sie
wußte nicht wonach. Ja, Sehnsucht ist es, was man fühlt, wenn man in der Mark
reist! Nicht umsonst haben sich die Märker zu ihrem Wappenzeichen den Roten
Adler gewählt, den sie hoch hinaufsteigen sehen über die märkischen
Kiefernwälder, über den märkischen Sand und die tausend Seen der Mark, bis
hinauf zu den ziehenden Wolken...
    Gurian führte seinen Schwarm nicht
sogleich zum Spreewald, sondern zum Forst Königswusterhausen im Süden von
Berlin. Noch heute haust dort einer der größten Reiherstämme der Mark. Alt sind
die Reiherhorste der Dubrow. Die Eichen, in deren Wipfel sie eingebaut sind,
sehen aus wie Gespensterbäume, über und über weiß vom Kot der Großvögel. Es ist
eine Siedlung ganz nach dem Herzen der Reiher, mit aller erdenklichen
Reiherbequemlichkeit, mit Reihergeruch und Reiherlärm inmitten unzähliger
Wälder und Seen.
    Für die Jungreiher aus Gurians Schwarm
war dieser Aufenthalt voll von freudigen Überraschungen. Zwischen den Prüfungen
flogen sie mit den Jungen des Dubrowstammes umher, tauchten in die dichten
Wälder hinunter und fischten in den verborgenen Waldseen, oder sie tummelten
sich in Wettspielen und Tänzen.
    Die kleine Dott aber hatte keine Freude
an diesen Vergnügungen. Wenige Stunden von hier wohnte die Großmutter, sie aber
sollte hier warten, bis alle Jungreiher der Dubrow von Gurian geprüft worden
waren! — »Nein, das halte ich bestimmt nicht aus!« dachte Dott.
    »Hm«, ertönte es da hinter ihr. »Einen
guten Tag dem Menschenkinde!«
    »Cornix!« dachte Dott und verzog die
Lippen. Sie hatte nicht vergessen, wie er sie auf dem Hügel von Zellin
abgesetzt hatte und ohne ein Wort der Erklärung davongeflogen war, nach allem,
was sie miteinander erlebt hatten!
    »Es war gar nicht schön von dir, daß du
an der Oder ohne Abschied von mir fortgeflogen bist«, sagte sie streng. »Aber
ich will dir verzeihen, wenn du mich jetzt gleich zur Großmutter bringst!«
    Cornix blickte sie belustigt an.
»Gurian schickt mich zu dir. Ich soll dich zu ihr bringen. Steig nur auf!
Gurian läßt dir sagen, daß er dich am Bylegurer See erwartet.«
     
     
     

Bei der Großmutter
     
    Die Großmutter der kleinen Dott lebte
im richtigen Spreewald. Nicht in dem urwaldartigen Unteren Spreewald bei
Lübben, der von einem Gewirr von Flußarmen durchzogen ist, und nicht im Oberen
Spreewald mit seinen endlosen Wiesen. — Nein, im Spreewald der hundert Inseln
zwischen den hundert grünen Wasserarmen der Spree lebte sie. Und von den
hundert Inseln gehörte eine der Großmutter. Ein Inselchen, gerade groß genug
für ihr Haus aus schweren Balken mit den gekreuzten Pferdeköpfen am Giebel und
für die etwas kleinere Scheune und das noch kleinere Ställchen für Großmutters
einzige Kuh Lisaweta.
    Die Großmutter konnte ihr Inselchen zu
Fuß nie verlassen, denn es gab keine Brücke, die von Insel zu Insel führte.
Aber Großmutter hatte wie alle anderen im Spreewald ihren Kahn, der war am
Landungssteg festgebunden. Ein Spreewaldkahn, flach und schwarz, der mit einer
langen Stange im Wasser fortbewegt wurde.
    So fahren die Kinder des Spreewalds auf
den bunten Bänken im Kahn zur Schule, die Hochzeitsgäste mit den Musikanten zur
Trauung, und auch die Toten fahren im Kahn zur letzten

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