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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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nicht getan hast, darfst du nun auch die
Schätze der Mönche sehen. — Gib mir deine Hand — und nun komm!«
    Dazu war die kleine Dott natürlich
gleich bereit! Und geschwind ging es die Treppe hinunter und in die
unterirdischen Gewölbe hinein.
    Da standen die Tonnen, groß und
schwarz. Man mußte sich nur wundern, daß die Menschen so lange vergeblich
danach gesucht hatten!
    Das Graue Männchen zog den Zapfen aus
dem Spundloch der ersten Tonne und befahl: »Jetzt geh und schau hinein!«
    Neugierig blickte Dott durch das Loch
in das Innere der Tonne, das hell erleuchtet war. Gleich aber wandte sie sich
zum Männchen zurück.

    »In der Tonne ist ja lauter Kohl!«
sagte sie enttäuscht. — In der Tonne war in der Tat nichts anderes zu sehen als
ein Kohlkopf neben dem anderen.
    Das Männchen achtete nicht auf ihre
Worte. Es nahm sie bei der Hand und führte sie zur zweiten Tonne. — »Jetzt
schau hinein!« befahl es wieder.
    Die Kleine beugte sich eifrig vor und
blickte durch das Loch.
    Sogleich aber wandte sie sich wieder
voll Entrüstung zu dem Männchen zurück.
    »Das sind ja lauter Rüben!« rief sie.
    Das Männchen führte sie schweigend von
Tonne zu Tonne, und immer ungeduldiger sprang sie auf das Loch zu. Einmal
mußten doch endlich die Schätze kommen, von denen sie gehört hatte! Aber nichts
anderes erblickte sie als Rettiche, Bohnen und Erbsen, Salate, Früchte und
Blumen.
    »Du hättest dir gar nicht so viel Mühe
zu geben brauchen, alle Reichtümer in Gemüse und Früchte zu verwandeln!« sagte
die Kleine und musterte das Männchen mit funkelnden Augen.
    »Niemals gab es hier im Kloster andere
Schätze als diese«, sagte das Männchen und reckte sich auf. »Du willst doch
nicht etwa behaupten, die Früchte der Erde seien keine Schätze?«
    Das konnte die Kleine natürlich nicht
behaupten, und sie fand es doch sehr wenig angenehm, so dumm vor dem Kleinen
dazustehen, da sie an nichts anderes als an Gold und Edelsteine gedacht hatte!
    Das Männchen legte den Kopf auf die
Seite und schaute die Kleine prüfend an. — »Komm nur mit!« sagte es endlich.
Geschwind ging es einen langen Gang entlang und die Treppe hinauf. Und
plötzlich standen sie im Freien — und da war es heller Tag.
    Verschwunden war das Kloster! Nichts
anderes lag vor ihnen als endloses Brachland, ein undurchdringlicher Filz von
Schilf, Weidengestrüpp, Erlen und Birken und Espen. Hinter ihnen aber und zu
beiden Seiten war Urwald, riesenhafte Eichen und Eschen, Buchen und Kiefern,
wild, verwachsen, drohend und finster!
    Es saust und braust um die kleine Dott.
Es tappt schwer wie von Bärentritten, es patscht in Sumpflachen wie von Leibern
großer Tiere. — Magere graue Hunde jagen durch das Bruch, mit dem Bauch dicht
über der Erde — »Wölfe!« dachte Dott. — Und nun rauscht es im Holz, der Boden
dröhnt. Wie eine wilde Reiterschar rast es heran — breite Hufe schlagen die
Erde, riesengroß, federnd, gespenstisch zieht es an der Kleinen vorüber —
»Elche!« Und dann ist alles still.
    »Wo sind wir denn?« flüsterte Dott,
ohne die Hand des Männchens loszulassen.
    »Gerade da, wo jetzt das Kloster
steht«, erwiderte das Männchen ruhig, als sei nichts Besonderes geschehen, »nur
sind wir etwas mehr als siebenhundert Jahre zurückgestiegen. Gerade jetzt haben
die Askanier, du weißt ja, die Nachkommen Albrechts des Bären, die Neumark zur
Mark Brandenburg hinzugewonnen. Darum ist auch das ganze Land noch so wild und
wüst. Aber schau dorthin, da kommen schon die Helfer!«
    Das Männchen wies gen Westen.
    Von dort sah die Kleine einen Zug
dunkler Gestalten kommen: Nur langsam geht es vorwärts. Jetzt hält alles an,
und die Männer arbeiten mit Beilen und Messern, um das Gestrüpp aus dem Weg zu
räumen. Jetzt müssen sie ein Sumpfloch umgehen.
    Es sind große Männer in schwarzem,
wollenem Übergewand. Ihre bloßen Füße in den Sandalen sind schwarz von Schlamm.
Sie tragen keine anderen Waffen als Äxte, Beile und Messer, mit denen sie sich
den Weg durch das Gestrüpp bahnen. Und hinter ihnen, da holpert ein Fuhrwerk.
Darauf liegen Pflüge und Eggen, Spaten und Hacken, Garten- und
Zimmermannsgerät, Saatgut, Bäumchen und Büsche und zusammengebundene Reiser.
    »Was sind denn das für Männer?« fragte
die kleine Dott. »Sie denken doch nicht etwa, daß sie hier in diesem Sumpfland
ackern und pflügen können?« Ihr Vater hatte ja selbst ein Bauerngut, da wußte
sie, was für ein Boden zum Säen und Ernten notwendig

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