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Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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auf. Ihre Kraft war ungebrochen, angefeuert von Schmerz und Hass. »Habt ihr die Bombe platziert?«
    Unter ihnen vibrierte die Erde, als würde ein Erdbeben ungeahnter Stärke die Stadt erschüttern lassen.
    »Ja, aber wir haben nicht mehr viel Zeit. Komm!«
    Nach den ersten Schritten auf der Treppe nach draußen spürte Nikolas, wie Claire ihn schroff am Arm fasste.
    »Non«, hauchte sie unter Schmerzen, zog ihn wieder in die Tiefen des Untergeschosses. »Wo ist Rohn? Wir müssen ihm helfen.« Ihre Worte, wenn auch leise gesprochen, duldeten keinen Widerspruch.
    »Claire, ich weiß, dass es schwierig ist, aber du bist wichtiger als er. Wir müssen dich hier rausbringen. Es fliegt gleich alles in die Luft.«
    Er legte die Hand auf ihren von Schweiß klammen Rücken, versuchte sie behutsam in Richtung Notausgang zu führen.
    »Du verstehst nicht. Er ist um einiges wichtiger als ich. Er muss überleben.«
    Nikolas ergriff ihre zitternde Hand, streichelte ihre Wange. Claires Gesicht war weiß, einer Leiche gleich.
    »Du hast viel Blut verloren, ich bringe dich jetzt hier raus.«
    »Nikolas«, flüsterte sie kraftlos. Die Verzweiflung wog schwer in ihrer Stimme. »Er ist Pâquerette.«

Kapitel 18
     
    – Das Haus der Schreie –
     
    Gemeinsam schleppten sie sich wieder in die Tiefen des Traktes. Im Anschlag hielt Nikolas seine Walther, mit der anderen Hand stützte er Claire.
    »Noch vor ein paar Tagen wolltest du ihn umbringen, hast ihn der SS ausgeliefert.«
    Sie biss sich auf die Lippen, atmete gepresst.
    »Erst als die Probe aus Mareks Magen geholt wurde, hat er mich ins Vertrauen gezogen. Er war es von Anfang an, hat alle Fäden gezogen. Trat nie selbst in Erscheinung, hat den Kontakt nur über Mittelsmänner zu den Zellen gehalten. Doch er war immer da, hat sogar die Drecksarbeit gemacht, um unerkannt alles aus erster Hand zu erfahren, um immer in der Nähe zu sein. Vergiss nicht, er war Elitesoldat. Über Monate hat er verschiedene Zellen auf das Projekt Dunkle Wolke angesetzt und er war es auch, der den Kontakt zu von Stülpnagel herstellte, um dich aus den Fängen der SS zu befreien.«
    Sie brauchte ein paar Momente, um sich an der Wand auszuruhen. Im Geiste ging Nikolas die Gespräche, Handlungen und Aussagen des Feldwebels durch. Er konnte es nicht fassen, es schien zu unwirklich. Dieser ungehobelte Mörder? Natürlich, er sprach französisch, wusste sich in fremden Ländern durchzuschlagen und hatte viele andere Talente.
    ›Immer den Feind über die eigenen Stärken im Unklaren lassen, Herr Kommissar.‹
    Dies waren seine Worte. Wie sehr mussten ihm seine Gräueltaten zugesetzt haben, was hatte er alles mit ansehen müssen. Pâquerette hatte kein Gesicht, tauchte plötzlich in Paris auf und formte den Widerstand nach paramilitärischem Vorbild, so wie er es bei der Wehrmacht gelernt hatte. Er wusste, wie man einer Streitmacht einen Guerillakrieg aufzwingt, ihr empfindliche Schläge zufügt, sie zersetzt.
    »Wieso sollte er euch ans Messer liefern, wo er die Zelle doch brauchte?«
    Von Schmerzen gepeinigt sprach sie weiter, während sie sich auf Nikolas stützte. »Er hat uns nicht vertraut. Dachte, dass ich übergelaufen wäre. Als die SS-Männer vor seinem Zimmer standen, nahm er an, ich wäre auf einen Handel eingegangen. Deshalb wollte er meinen Tod.«
    Auch wenn die Bomben nicht bis in den Bunker des Untergeschosses vorzudringen vermochten, hatten sie Mühe, sich durch den Gang zu kämpfen. Zwischen umgekippten Aktenschränken, riesigen Behältern mit chemischen Flüssigkeiten und Laborausrüstung lagen tote Soldaten im flackenden Licht. Am Aufgang der Treppe fanden sie ihn schließlich. Inmitten von Patronenhülsen lag er regungslos unter einem Wall aus Aktenordnern. Er musste gekämpft haben wie ein Löwe. Einige Rohre waren gebrochen und setzten die Flure mehr und mehr unter Wasser. So war auch sein Gesicht halb unter der Oberfläche, von seinem Hinterkopf floss Blut in die sich ausbreiteten Wassermassen.
    Claire stürzte zu ihm und versuchte den Hünen aufzurichten. »Er hat keine Schussverletzungen. Er wurde von etwas getroffen, aber er atmet noch.«
    In ihren Augen flackerte Hoffnung und neuer Mut, zumindest bis das Gebäude unter der nächsten Explosion erzitterte und sie zusammenzucken ließ. Angst stahl sich in ihren nach oben gerichteten Blick, wo sich der Beton bereits von der Decke löste.
    Nur unter größter Mühe konnte Nikolas den Mann auf seine Schulter hieven. Das Wasser

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