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Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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selbst hatte Hitlers Konterfei in seinem kleinen Büro an der Avenue Foch an der Wand hängen.
    »Der Antichrist«, sagte Claire schließlich, die Textstelle weiterhin fixierend. »Und er bringt die Apokalypse.«
    »Was ist, wenn er es tatsächlich vorausgeahnt hat?« Nikolas las die nächste Zeile aus dem Brief laut vor:
     
    »Wenn es so weitergeht, und ich – ja wir alle, unsere Arbeit weiter so erledigen, werden wir genau solche und viel größere Erfolge haben, wie an diesen Tagen.«
     
    Beißende Ironie, vergifteter Sarkasmus. Erik wusste, was er tat. Niemals hätte er die Regierung gelobt, vor allem nicht Adolf Hitler, nicht den Reichskanzler, den Führer . Jeder, zu dem er Vertrauen hatte, wusste das.
    »Wenn sie es tatsächlich geschafft haben, so eine Wunderwaffe zu entwickeln, und Erik keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat, als ihnen diese Nachricht, dieses Paket zukommen zu lassen, dann …« Nikolas stockte.
    »Sieht die Welt vielleicht ihrem Ende entgegen«, beendete Claire seinen Gedankengang. »Die Apokalypse.«
    Nikolas lehnte sich in den Wind. In irgendeiner Form hoffte er, dass er Eriks Sätze fehlinterpretiert hatte. Noch konnte er zurück. Bisher sah alles wie eine Entführung aus. Doch er war hier, war der Spur der Brotkrumen gefolgt und hatte Marek gefunden. Dies war weder Zufall noch eine seltsame Wendung des Schicksals.
    Er atmete tief die frische Luft ein.
    Den Jungen hast du zur Résistance geschickt, wenn auch auf grausame Weise, und dich darauf verlassen, dass ich nichts als gegeben hinnehme und mich nicht blenden lasse. Du wusstest, ich bin in Paris stationiert. Hast du gehofft, dass ich dein Werk vollende? Dass ich verstehe?
    Als er sich wieder zu Claire drehte, musterte sie ihn aus großen, braunen Augen. Ihr Blick war undurchdringlich. Sie hätte bitterlich weinen oder im nächsten Moment laut loslachen können.
    »Was hast du vor?«, flüsterte sie schließlich.
    Seine Entscheidung war getroffen. Die Würfel waren gefallen. Er würde diesen Weg weitergehen. »Ich muss telefonieren. Kenne einen Arzt, der uns helfen wird.«
     
    Nikolas bewunderte Rohn. Genauso schnell, wie er jemanden gegen sich aufbrachte, gelang es ihm, sich neue Freunde zu machen. Stockbesoffen saß er auf den Kisten, flankiert von den beiden Franzosen, die nicht minder betrunken waren, und zu dritt gossen sie sich einen Schnaps nach dem anderen in ihre Rachen. Der Schwarze stellte sich als Hugo vor, während der rothaarige Pascal mit dem Finger im Schwarzpulver rumstocherte, eine Zigarette im Mundwinkel glühend. Ab und an zündete er ein kleines Häufchen des schwarzen Gemischs an, was die Männer abermals dazu brachte, sich den Bauch vor Lachen zu halten. Doch während Hugo kaum mehr Luft bekam und Pascal vergnügt vor sich hinquiekte, war Rohns Gelächter verhalten, vielleicht sogar etwas traurig. Die Franzosen tranken, um Spaß zu haben, er trank, um zu vergessen. Zumindest so viel Menschenkenntnis sprach Nikolas sich zu.
    »Und? Kommissar Nikolas«, lallte Rohn. »Kommt der Doc?«
    Der Rothaarige mit den Sommersprossen imitierte die deutsche Sprache etwas zu kantig, was Hugo erneut mit einem Lachen quittierte.
    »Ja, er wird kommen, habe ihn gerade im Krankenhaus erreicht.«
    »Ist er vertrauenswürdig?«, wollte Claire mit fester Stimme wissen, wobei Misstrauen in jedem Wort mitschwang.
    »Er war auch ein Freund von Erik. Martin … Dr. Weißenfels nimmt eine Menge Gefahren auf sich, um hierher zu kommen. Er besitzt ein Auto, darf als Arzt trotz rationalisierten Treibstoffs fahren und dürfte mit seinem Ausweis auch die Kontrollen passieren. Trotzdem, wenn das auffliegt, wird er als Deserteur verhaftet.«
    Rohn warf triumphierend die Hände in die Höhe. »Damit kenne ich mich aus!«, dann goss er sich Schnaps nach.
    »Ihr könnt im Nebenraum übernachten«, sagte Claire zuckersüß, wobei Nikolas nicht wusste, wie er das zu deuten hatte. »Ich richte euch zwei Betten her.«
    Obwohl er es nicht wollte, huschte ein Lächeln über sein Gesicht und sein Blick blieb an ihr haften. Ein zischendes Feuer von Pascals Experimenten riss ihn wieder in die Wirklichkeit. Kopfschüttelnd beugte er sich zu Rohn hinunter. »Wir sollten früh ins Bett gehen, morgen wird ein langer Tag.«
    Kurz glitt sein Blick zu Pascal, der mit dem glühenden Ende seiner Zigarre erneut etwas entzünden wollte. »Und könntest du bitte darauf achten, dass wir in dieser Nacht nicht in die Luft fliegen?«
    Rohn reckte den Arm zum

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