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Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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durch seine Haare wehen. Die Kühle der Nacht tat ihm gut, war sein Gesicht immer noch so erhitzt, dass seine Wangen glühten. Hier sah alles gleich aus. Die Stille ballte sich zu einem alles auffressenden Nichts zusammen. Nervös tippelte er mit den Fingern auf dem Lenkrad.
    Endlich wurde der Wald lichter und er sah ein schwaches Glitzern durch die letzten großen Bäume. Er hatte sein Ziel erreicht – den weitläufigen Oerkhaussee, welcher sich ruhig in das Panorama schmiegte. Nikolas erinnerte sich, dass nur wenige Menschen die Abgeschiedenheit dieser Idylle suchten. Die Familien, die eine Residenz am See ihr Zuhause nannten, wurden bei jeder Leiche verhört, die hier gefunden wurde.
    Er lenkte den Wagen etwas weiter am See entlang, bis er schließlich das Haus entdeckte. Es war eingebettet in den Wald. Der ungeputzte graue Klinker war überwuchert von Gestrüpp und Rankenpflanzen. Hier hatte sich die Natur viel von ihrem Terrain zurückgeholt. Zwei längliche Schuppen, die scheinbar früher Werkstätten für Holzabbau gewesen waren, ragten weit in den Wald hinein. Nikolas konnte das wahre Ausmaß des Komplexes lediglich schätzen. Er stellte den Wagen etwas entfernt vom See ab und ging das letzte Stück zu Fuß. Vorsichtig setzte er einen Schritt nach dem anderen in das Gras.
    Alle Fenster waren mit dicken Brettern zugenagelt. Langsam näherte sich Nikolas mit gezogener Waffe. Kein Schimmer drang aus dem Haus, es lag in absoluter Stille und wirkte verlassen. 20 Meter trennten ihn noch von dem Gebäude, als er das unverwechselbare Durchladen einer Waffe vernahm. Dann noch einmal, und kurze Zeit später schon wieder. In der Dunkelheit des Waldes bewegten sich Schatten, so schnell und unsichtbar, dass man sie für Geister halten konnte. Er versuchte, auszumachen, wer ihn da bedrohte, streckte gleichzeitig die Arme empor. Schon fühlte er einen Gewehrlauf in seinem Rücken, der sich aggressiv in seine Haut bohrte.
    Das war nicht möglich, dachte Nikolas. Die Person bewegte sich so leise, dass er selbst bei dieser Stille nicht einen Schritt, nicht einen Laut gehört hatte. Sofort wurde ihm die Pistole aus der Hand genommen. Die Hände fuhren geschickt und mit militärischer Präzision über seine Kleidung. Nun wurden auch die Magazine entfernt.
    »Ich habe keine weiteren Waffen.«
    Als der Unbekannte seinen Dienstausweis und die Kriminalmarke entdeckte, wurde Nikolas zu Boden gestoßen, sodass er sich nur schwerlich auf den Knien fangen konnte.
    »Gestapo«, hörte er den Mann in den Wald flüstern. Sein französischer Akzent war dabei kaum zu überhören.
    Nikolas wusste, was das bedeutete. »Nein, keine Gestapo, ich bin nicht offiziell hier«, sagte er schnell, wobei er sich der Gefährlichkeit seines plötzlichen Auftauchens immer mehr bewusst wurde. »Ich muss mit jemandem reden, nur reden«, fügte er hastig hinzu.
    Endlich konnte er die Silhouette des Unbekannten wahrnehmen. Völlig in schwarz gekleidet, sodass er von der Schwärze der Nacht kaum zu unterscheiden war, hatte er seine Haut mit Kohle bemalt. Er griff sich an seine Brust und die Klinge eines Messers blitzte auf.
    Natürlich, ein Schuss hätte zu viel Aufmerksamkeit erregt. Auch wenn nichts von dem, was hier an Gräueltaten passierte, aus dem Wald drang – warum ein Risiko eingehen? Getrieben kroch Nikolas weiter auf das Haus zu. »Nein, bitte, ich bin nur hier, um zu reden.«
    Mit großen schwungvollen Schritten, die keinen Zweifel daran ließen, dass er seine Aufgabe zu beenden wusste, kam der Mann auf ihn zu. Nikolas hob schützend die Hand, seine Stimme war bittend und hoch. »Nein, warten Sie, ich bin ein Freund von Claire Corbousiere, von Stülpnagel schickt mich, ich …«
    Dann spürte er die Klinge an seinem Hals. Kalt ruhte sie dort. Nikolas schloss die Augen. Seine Unterlippe zitterte, sein Körper fühlte sich an, als würde Strom durch ihn fließen.
    »Corbousiere?«, schoss es aus dem Mann in fragendem Ton heraus.
    »Oui«, antwortete Nikolas fest.
    In einer Bewegung wurde er auf die Beine gehoben und herumgewirbelt. Die Klinge lag noch immer an seinem Hals, als der Mann um das Haus herumging und ihn mit sich schleifte. Sofort wurde die Tür des Seiteneingangs aufgerissen. Erst sah er nur die Gewehrläufe, doch dann wurden die Gesichter von schwachen Lichtern erhellt, die von ein paar Petroleumlampen ausgingen.
    »Claire!«, rief Nikolas erleichtert.
    Sie stand etwas abseits auf der Treppe, die in den ersten Stock führte, und

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