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Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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Kräfte. Mit gesenktem Kopf ließ er sich auf das Sofa fallen. Ruhig. Still. Wartend auf den Einbruch der Dunkelheit. Wenn alle Menschen Vorhänge vor ihren Fenster zogen, wenn kein Licht mehr auf die Straße drang und die Verdunkelung eine gespenstische Kulisse über die Nacht legte, dann wollte er den Schutz der Finsternis nutzen.
    Zum wiederholten Male las er die Adresse.
    Sie lag außerhalb. Richtung Leverkusen. In Gedanken schloss er einen Zufall aus und hoffte, dass er sein Ziel schnell finden würde.
    Als die Sonne ihre letzten Strahlen über die Dächer warf, erhob er sich. Der Schlüssel in seiner Hand klimperte. Dann verließ er das Haus.
    Er hatte mittlerweile zu viele Versprechen gegeben, als dass er sich noch gegen sein Handeln entscheiden könnte. Von Stülpnagel, Hannah, Erik, sie alle vertrauten auf ihn und es war an der Zeit zu beweisen, wie viel seine Worte wert waren. Es war nicht lange her, da hatte er noch so etwas wie ein Leben. Zwar eins, das er hasste, aber dies war mehr, als viele andere in dieser Zeit, in der der Tod allgegenwärtig war, von sich behaupten konnten. Er hatte eine Verlobte, die ihn nicht liebte und fremdging. Einen Chef, der ihn abgrundtief hasste. Einen Beruf, den er nicht ausüben wollte, und einen Vater, der sich für ihn schämte. Dies alles war nun Vergangenheit, dies alles konnte er nicht mehr ändern. Zumindest fast alles.
    Hoch konzentriert lenkte er den Wagen im Schritttempo durch die stockfinstere Nacht. Er lauschte in die Dunkelheit. Noch konnte er keine donnernden Flugabwehrkanonen in der Ferne vernehmen oder das schrille Heulen einer Sirene. Noch war es ruhig.
    Am Haus seines Vaters brachte er den Opel Olympia zum Stehen.
    Obwohl er innerlich schäumte wie die Brandung des Meeres auf den steinernen Klippen, hielt er sich zur Ruhe an. Mehrmals sauste seine Faust gegen die Tür. Es dauerte nicht lange, da hörte er die Stimme seines Vaters.
    »Wer ist da? Ich habe eine Waffe!«, schrie er barsch in einer Tonlage, die keinen Zweifel daran ließ, dass er wirklich eine Pistole besaß und diese freimütig benutzen würde.
    »Dein Sohn!«
    Nikolas meinte, ein abfälliges und angestrengtes Keuchen zu vernehmen, als der Schlüssel von innen mehrmals gedreht wurde.
    »Was willst du noch?«, grunzte Eduard Brandenburg gereizt. Sein Gesicht lag im Halbdunkel, sodass sein stechender Blick noch bedrohlicher wirkte. An die Wand gelehnt, stopfte er etwas in seinen Hosenbund.
    Beim nächsten Atemzug schlug Nikolas eine Alkoholfahne entgegen. »Ich wollte mich bei dir entschuldigen.«
    Wahrscheinlich hatte Eduard mit allem gerechnet, nur nicht mit diesen Worten. Für den Bruchteil einer Sekunde war er überrascht, sodass er sich aus der Dunkelheit des Flures lehnte und den Lichtschalter betätigte. Jetzt konnte Nikolas sein Gesicht klar erkennen.
    »Wofür willst du dich entschuldigen? Hab gehört, du wurdest verdächtigt, mit diesen französischen Bastarden kollaboriert zu haben. Das ganze Dorf hat davon geredet«, schnaubte er herabsetzend, wobei seine tiefe Stimme eine Nuance höher wurde. »Der Kriminalkommissar Brandenburg ist ein Verräter. Der Kriminalkommissar Brandenburg ist übergelaufen. Die Leute haben mit dem Finger auf mich gezeigt. Einige meinten, dass es Ihnen unendlich leid tue und der Apfel diesmal sehr weit vom Stamm gefallen ist.« Er musterte seinen Sohn. »Um ehrlich zu sein, habe ich mit einer Todesnachricht gerechnet. Aber du bist am Leben und jetzt willst du dich dafür entschuldigen?«, stellte er mit einem fragenden Ausdruck fest.
    Nikolas fiel auf, dass keine Genugtuung in seiner Stimme lag. Vielleicht gab es noch Hoffnung. »Nein, Vater, nicht dafür.« Mehrmals sah er sich um. Die Straßen waren menschenleer. Bis auf das Gejammer einiger Katzen herrschte Stille. Beinahe gespenstische Stille. »Du hast mir vieles ermöglicht. Hast dir immer gewünscht, dass ich wie du für die gerechte Sache kämpfe. Gegen das Verbrechen, standhaft und ehrlich. Du wolltest immer, dass ich Polizist werde. Und dieses nicht als Arbeit, sondern als Berufung ansehe.«
    Eduard schwieg, fixierte seinen Sohn. Nikolas wartete seine Reaktion ab, als diese ausblieb, nahm er seine Entschuldigung wieder auf.
    »Es tut mir leid, dass ich nicht dieser Sohn war. Dass ich es einfach nicht sein konnte.« Nikolas musste sich anstrengen, um die Härte in seiner Stimme beizubehalten. »Ich werde fortgehen, Vater. Das machen, was du dir immer gewünscht hast und was anscheinend doch mehr zu

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