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Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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hielt ihre Pistole im Anschlag.
    »Ich bin allein, von Stülpnagel schickt mich, ich sollte hierher kommen«, drangen die Worte schnell aus seinem Mund.
    Nikolas’ Blick hetzte durch den Raum. Es waren über ein Dutzend schwerbewaffnete Männer anwesend, die grimmig dreinschauten. Sie alle trugen die typische Armeekleidung, nur ohne Hoheitsabzeichen. Ein zusammengewürfelter Haufen von Soldaten mit den unterschiedlichsten Waffen ausgestattet.
    Claire ließ sich Zeit, während sie die letzten Stufen nahm. Sie trug dieselbe dunkle Hose und den schwarzen Pullover wie bei ihrem zweiten Treffen. Darüber lag auch diesmal das Holster, in das sie die Pistole gleiten ließ.
    »Ist dir jemand gefolgt?«
    »Nein, ich wurde nicht beschattet.«
    »Bist du dir sicher?«, fragte sie eindringlich.
    »Ja, verdammt!«
    Nach einer kurzen Überlegung sagte sie etwas auf Französisch. Sofort ließ der Druck an seiner Kehle nach. Außer Atem hielt er eine Hand auf sein Knie, während die andere seinen Hals befühlte.
    Einige Männer setzten sich in Bewegung und schlichen zur Tür hinaus, anscheinend um seine Aussage zu überprüfen. Die übrige Handvoll Widerständler behielten ihn weiterhin im Visier. Unter ihnen waren zwei bekannte Gesichter. Nachdem Hugo ihn nochmals gründlich durchsucht hatte, bellte Claire erneut einen Befehl und die Waffen sanken.
    Unter wachsamen Augen machte Nikolas ein paar unsichere Schritte auf Claire zu.
    Sofort wandte sie sich leise an ihn. »Von Stülpnagel schickt dich?«
    »Ja, er hat mich aus der Avenue Foch geholt und ein Machtwort gesprochen.«
    Ihr Blick war härter als das Messer, das er kurz zuvor an seiner Kehle gespürt hatte. »Hätte nicht gedacht, dass ich dich lebend wiedersehe«, sagte sie leise. Für einen Moment war da dieses Glitzern in ihren Augen, eine kurze Veränderung ihres unbarmherzigen Blickes, der durch ihre Unnahbarkeit noch härter wirkte. »Hast du den Zylinder?«
    Nikolas räusperte sich. »Claire … Sie haben ihn mir abgenommen. Dieser Varusbach war in Paris. Er hat ihn an sich genommen, denke ich.«
    Zuerst blieb sie ruhig, plötzlich wandelte sich ihr Gesicht. Blitzschnell drehte sie ihren Körper, nahm einen Becher vom Tisch und schleuderte ihn so fest gegen die Wand, dass die Keramik in unzählige Teile zerbrach. Ihre Augen glühten.
    »Weißt du, was das bedeutet?«, zischte sie leise und gepresst. »Hast du auch nur die geringste Ahnung, wer für diesen Zylinder alles sterben musste, wer sein Leben ließ?«
    Sie schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Die schallende Ohrfeige ließ ihn torkeln und brannte heiß, während sich ein Pfeifen in seinen Ohren festsetzte.
    Blut kochte in seinem Kopf. Er schnaubte laut, als er auf Claire zustürzte und sie mit beiden Händen fest an ihren Schultern packte. »Ohne mich hättest du diesen Zylinder auch nicht. Er wäre immer noch im Bauch von Marek.« Er presste sie so fest gegen die Wand, dass die Fenster klirren.
    Claires Ausdruck änderte sich nicht, als wäre ihr Gesicht aus Eis. Im Hintergrund hörte er, wie die Männer ihre Gewehre hoben. »Hättest du von Anfang an mit offenen Karten gespielt, wäre das nicht passiert.«
    Nikolas lehnte sich nach vorn, flüsterte ihr ins Ohr. »Aber du kannst ja mal Pâquerette kontaktieren, vielleicht weiß er eine Lösung. Es sei denn, du glaubst nicht an Legenden.«
    Stoßartig sog er Luft durch die Nase. Mit rasender Wut wandte er sich an die grimmig dreinblickenden Männer im Raum.
    »Ja, dann knallt mich doch ab!«, schrie Nikolas, zog seine Nase hoch und fixierte wieder Claire. »Wäre ja nicht das erste Mal, dass es wer versucht«, fügte er mit einer Mischung aus Sarkasmus und bitterem Realismus hinzu.
    Für einen kurzen Moment war Claire in Starre verfallen. Nach wenigen Herzschlägen griff ihre Hand seinen Arm und umschloss ihn fest. Mit kleinen, trippelnden Schritten wurde er in die erste Etage geschleift. Obwohl sie von zierlicher Statur war, hätte man meinen können, dass nicht sie, sondern drei starke Männer ihn zogen. Er hatte erhebliche Mühe, nicht auf der Treppe zu stolpern.
    Das obere Stockwerk des Hauses hatte einen kleinen, dunklen Flur, von dem drei Räume abgingen. Sie öffnete eine Holztür, schob ihn in das Zimmer und ließ das Schloss hinter sich einrasten.
    »Kommissar!« Rohns Gesicht hellte sich auf, als er Nikolas erkannte. Breitbeinig saß er vor einem Tisch, auf dem Lagepläne ausgebreitet waren. Wenige Kerzen brannten und flackerten ruhig. Die

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