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Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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Redefluss verebbt war. »Das Einzige, was wir wissen, ist, dass sich dieses Projekt im Endstadium befindet.«
    »Es könnte eine Kettenreaktion auslösen«, flüsterte Nikolas zu sich selbst. In seinem Geist schwangen die Worte des Generals nach: ›Eine Spirale der Gewalt.‹.
    »Der Zylinder im Bauch von Marek?«
    »War eine Probe des vorletzten Stadiums von Sarin-Beauté«, erklärte Claire schnell. »Nur noch einen Schritt vom perfekten Kampfgas entfernt. Damit hätten die englischen und amerikanischen Wissenschaftler die Möglichkeit, es zu erforschen, die Zivilbevölkerung auszustatten. Vielleicht ein Gegengift, verbesserte Schutzkleidung, was weiß ich, sacrebleu!«
    In ihrer Stimme lag Verzweiflung, als würde sie diese Last schon ewig tragen und sie würde von Sekunde zu Sekunde schwerer werden. Plötzlich sprühte ihre Stimme vor Angriffslust: »Es wird bisher nicht produziert, ist in der letzten Phase. Aus diesem Grunde sind wir hier.«
    Nikolas schluckte. Er wusste, was Rohn jetzt sagen würde, nachdem er die Kiste mit den Granaten wieder auf die anderen getürmt hatte.
    »Wir wollen das unterirdische Labor der IG Farben infiltrieren und alle Proben und Aufzeichnungen zerstören. Wenn auch nur ein bisschen davon nach Berlin gebracht werden kann, könnte es schnell reproduziert werden.«
    »Wir müssen auf einen Schlag ihre gesamte Forschung vernichten. Noch ist Sarin-Beauté nicht im Endstadium, wenn es jetzt in die Luft gesprengt wird, richtet es keinen Schaden an«, ergänzte Claire kalt.
    Beide sahen ihn an, als erwarteten sie eine bestimmte Reaktion.
    Natürlich. Es passte alles zusammen. Eriks Brief, dazu Hitler, der Antichrist, der die Welt zerstören wird, seine Verzweiflungstat, sein Tod.
    Du hast das Ende gesehen, alter Freund. Hast gesehen, was passieren könnte. Du konntest schließlich nicht anders, als es zumindest zu versuchen. Auch wenn du deinen Schwur dafür brechen musstest.
    »Und wie wollt ihr das schaffen? Ihr wisst selber, wie das IG-Farben-Werk in Leverkusen gesichert ist. SS, SA, Wehrmacht, Werksschutz, es ist unmöglich. Ihr könnt sie nicht einfach überrennen.«
    Rohn tippte auf den Lageplan, der vor ihm auf dem Tisch ausgebreitet lag. Nikolas trat an ihn heran. »Die Résistance hat diese Operation wochenlang vorbereitet. Über Verbindungen bekommen wir Luftunterstützung von der Royal Air Force.«
    »Schon wieder Verbindungen?«, sagte Nikolas voller Hohn in Claires Richtung.
    »Pâquerette«, antwortete sie flüchtig.
    Rohns Finger auf dem Lageplan tippte nun heftiger, als wolle er die beiden zur Konzentration ermahnen. Als er sich sicher war, ihre Aufmerksamkeit zu haben, zuckten seine Augen verschwörerisch. »Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass die Tommys großes Interesse daran haben, dass dieses Zeug zerstört wird.«
    »Nur leider«, ergänzte Claire, während sie sich dicht neben Nikolas stellte und sich auf dem Tisch abstützte, »haben wir niemanden mehr, der perfektes Deutsch spricht. Sie alle sind bei unserer ersten Operation ums Leben gekommen oder wurden bei der Blockdurchsuchung verhaftet. Dies ist aber für die Erfüllung der Mission unabdingbar.«
    »Und jetzt kommen wir ins Spiel«, säuselte Rohn. »Bist du dabei?«
    Er war den Weg zu weit gegangen, um jetzt umzukehren. Und selbst wenn, wohin sollte er gehen? Es gab keine andere Möglichkeit mehr. Nikolas atmete tief. »Lasst hören.«

Kapitel 15
     
    – Von Schuld und Sühne –
     
    Nikolas fand keinen Schlaf. Wie auch, in einer Nacht wie dieser. In unregelmäßigen Wellen prasselte der Regen auf das Dach, er hatte das Gefühl, die Tropfen vermochten das Holz zu durchschlagen. Die Petroleumflamme brannte ruhig und beleuchtete zaghaft in den Raum.
    Nur die Verrückten fanden die süße Erholung im Traum und wurden nicht von Gedankenspielen gequält. So wie Rohn.
    Gleichmäßig hob und senkte sich der Oberkörper des Mannes, dazu schnarchte er monoton. Nikolas’ Blick blieb auf dessen weißlich schimmernden Narben kleben und er fragte sich, aus wie vielen Schlachten sie wohl stammten. Das grau melierte Haar an den Schläfen glänzte, während Rohn sich unkoordiniert an der Nase kratzte und im Schlaf irgendwas murmelte, was Nikolas als ›kuscheln Yvette‹ identifizierte.
    Nachdem Claire und Rohn den tollkühnen Plan erklärt hatten, der ihn eher an ein Selbstmordkommando erinnerte, war er sich sicher, dass er heute die letzte Nacht auf Erden verbringen würde. Im Anschluss hatte Claire alle

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