Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
Vom Netzwerk:
ihm um den Hals. »Ich hätte nicht geglaubt, dich wiederzusehen.«
    Es fühlte sich unendlich gut an, ein freundliches Gesicht in all dem Chaos anblicken zu können. Nikolas drückte sie fest an sich.
    »Gott, wie sieht du denn aus?«, entfuhr es Hannah besorgt, während sie über die Schrammen und Prellungen in seinem Gesicht strich.
    »Lange Geschichte, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.«
    »Paris, die Avenue Foch.« Der Klang ihrer Stimme war bestimmend.
    »Woher weißt du …?«
    »Komm rein«, forderte sie ihn lächelnd auf. Hannah trug immer noch Schwarz. Ein glitzerndes Abendkleid betonte ihre Figur und eine dezente Perlenkette schmückte ihren schmalen Hals. Dazu funkelten Ohrringe neben der Hochsteckfrisur. Der süßliche Hauch eines Parfüms umwehte sie.
    »Wolltest du noch ausgehen?«, fragte Nikolas.
    »Oh nein«, wiegelte sie ab. »Ich mache mich derzeit gerne etwas schick, so habe ich zumindest abends etwas zu tun.«
    Die unzähligen Weinflaschen, welche im Eingangsbereich aufgestellt waren und ein Sammelsurium von Farben und Formen bildeten, waren ihm nicht entgangen. Gerade als er das ansprechen wollte, drang Martins Stimme in den Hausflur.
    »Nikolas!«, rief er erleichtert und umarmte ihn dabei.
    »Was machst du denn hier?«, wollte Nikolas freudig überrascht wissen.
    »Hannah hat sich Sorgen gemacht. Bin direkt vom Krankenhaus mit der Reichsbahn hierher.« Martin stellte sich auf die Zehenspitzen und sprach leiser. »Ich dachte, dass du unterwegs zu …«, der Arzt verschluckte sich an seinen Worten, drehte verstohlen das Gesicht zu Hannah und räusperte sich kurz, »… dass du diesen Auftrag erledigen musst. Du weißt schon, deine heiße Spur.«
    Mit einem Lächeln überging Nikolas die Frage. Zusammen gesellten sie sich ins Esszimmer.
    »Ich bitte euch«, seufzte Hannah, während sie Gläser und Wein auf den Tisch stellte und mit einer einladenden Handbewegung den beiden Plätze anbot. »Wem macht ihr hier etwas vor? Martin hat mir erzählt, dass ihr von der Pariser SS befragt und wieder laufen gelassen wurdet. Das macht die Organisation der Partei nicht ohne Grund.« Dumpf ließ sie die Weinflasche auf den Tisch gleiten, reichte den Männern ein Glas und nahm selbst einen großen Schluck. »Hat das Ganze mit Erik zu tun? Bitte sagt es mir, ich muss es wissen.«
    Martin und Nikolas sahen sich an. In Martins Blick lag Hilflosigkeit, auch er hatte sich anscheinend die Frage gestellt, was er Hannah erzählen sollte. Nikolas entschied sich für eine Halbwahrheit, mit der Hannah gut leben und er selbst gut sterben konnte. Es gab keinen Grund, das Andenken seines toten Freundes zu schädigen.
    »Hannah, du musst mir versprechen, dass du heute Nacht nicht vor die Tür gehst. Schließ dich im Keller ein oder geh in einen Luftschutzbunker.« Nikolas klang eindringlich, fast befehlend.
    »Wieso sagst du das? Im Radio haben sie keine Meldungen über Fliegeralarm gebracht«, ängstlich starrte sie den Volksempfänger an, der eine leise Melodie in den Raum warf.
    »Mit großer Wahrscheinlichkeit wird heute Nacht ein Luftangriff stattfinden, dessen Ausmaß noch nicht abzuschätzen ist. Also bitte, versprich es mir.«
    Sie legte das Glas an die Lippen, war nun in ihrer ganz eigenen Gedankenwelt gefangen. Was sich gerade in ihrem Kopf abspielte, vermochte Nikolas nicht zu deuten.
    »Ich verspreche es«, wisperte sie schließlich. »Aber jetzt musst du mir verraten, was das alles mit Erik zu tun hat.«
    »Hannah, er ist da in etwas hineingeraten, etwas Großes. Etwas, was er später nicht mehr abschätzen konnte.« In Gedanken gab er sich selbst unrecht. Vielleicht war Erik der Einzige auf dieser Welt, der es richtig gedeutet hatte. »Mit Varusbach entwickelte er einen Kampfstoff, so mächtig und gefährlich, dass dieser entscheidend für den Ausgang des Krieges sein könnte.«
    Mehrmals klimperte sie ungläubig mit den Augen, musste sich auf die Hand abstützen. »Was sagst du da?«
    »Es ist wahr«, warf Martin ein, sich sicher, wie unglaublich die Worte seines Freundes klingen mussten.
    »Doch eine Probe wurde von der Résistance gestohlen«, erklärte Nikolas weiter. »Sie erkannten das Potenzial und wollten den Kampfstoff vernichten. Einige Männer des Oberkommandos zogen in Erwägung, diesen Stoff einzusetzen. Ich kenne die genauen Pläne nicht, aber im schlimmsten Fall könnte es Millionen Todesopfer geben. Erik entschied sich dagegen. Er wollte nichts mehr damit zu tun haben.« Sein Atem war

Weitere Kostenlose Bücher