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Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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Gespräch. Rohn schlug sich auf die Knie und erhob sich stöhnend.
    »Ich hoffe, wir sehen uns heute Abend«, sagte er bereits im Gehen. »Nicht, dass du am Ende die Hosen voll hast. Du weißt doch, was mit Verrätern passiert.«
    Sein schallendes Lachen konnte Nikolas noch hören, als er längst in der Scheune verschwunden war.
    Claire schien es Überwindung zu kosten, ihn anzusehen. »Wirst du heute Abend da sein?«
    »Ja, das werde ich. Versprochen.«
    »Gut.« Kurz sah es so aus, als würde sie innehalten und etwas hinzufügen wollen. Dann drehte sie sich so schnell, dass ihre Haare herumwirbelten, und ging davon.
     
    Er versuchte, noch ein paar Stunden zu schlafen. Doch es war nicht die entspannende Erholung, die er fand, sondern nur weitere Gedanken, welche seinen Geist malträtierten. Wieder und wieder las er Eriks Brief, bis er ihn schließlich auswendig und jede Zeile zitieren konnte. Er war sich sicher, dass er irgendetwas übersehen hatte. Eine Andeutung, einen Hinweis, der wichtig sein könnte. Irgendwann hatte sich die Dämmerung über den See gesenkt und das Zwielicht drang durch die Schlitze der Holzbretter. Für einen Moment beobachtete er die Sichel des Mondes, die sich weich auf die Oberfläche des ruhigen Sees legte. Der immer stärker aufkommende Wind zauberte kleine Wellen und ließ die Abbildungen im See sich langsam wiegen. Ein stürmischer Abend stand ihnen bevor. Noch einmal atmete er tief durch, als er diese Idylle verließ.
    Die Widerständler im Haus hatten ihn kaum beachtet. Hugo war so freundlich, ihm den Wagen rauszusetzen, was wohl eher seinem Argwohn geschuldet war, als dass er ihm einen Gefallen tun wollte. Tief in seine Gedanken vergraben, zog das dichte Unterholz des Forst Garath an Nikolas vorbei. Die Lichter des Wagens erhellten die Straße nur drei Meter weit. Ganz allmählich konnte er wieder Felder erkennen. Genervt beschlich ihn das Gefühl, dass er mit dem Fahrrad schneller vorankäme.
    Endlich erreichte er Leverkusen. Die Stadt lag im Dunkeln. Er erkannte die Stadtgrenze erst, als die Anzahl der Häuser zunahm, die die Straße säumten. Mit umherirrendem Blick suchte er nach Wehrmachtspatrouillen, Polizeieinheiten oder übereifrigen Bürgern. Doch er entdeckte nichts von Bedeutung. Wieder waren lediglich vereinzelte Flakhelfer auf ihrem Posten. Mehr Jungen als Männer, die Nikolas keines Blickes würdigten und viel zu sehr damit beschäftigt waren, voller Furcht abwechselnd in den Himmel und auf das Funkgerät zu starren. Nur das riesige Werk der IG Farben lief auf Hochtouren. Den Maschinen war es egal, welche Tageszeit gerade war. Akribisch verrichteten sie ihren Dienst. Er konnte die Punktstrahler erkennen, die den Boden des Werkes ausleuchteten und gleichzeitig kein verräterisches Licht in den Nachthimmel warfen. Dazu waren etliche Wellblechdächer errichtet worden und über viele Anlagen waren Planen gespannt. Mit Gewalt wandte er sich ab und steuerte seinen Wagen auf die Siedlung der führenden Firmenmitarbeiter. Er parkte den alten Opel etwas außerhalb und sah sich mehrmals um, während er den ersten Schritt auf die Kieselsteine setzte und auf Eriks Haus zuschritt. Noch hatte Nikolas sich keine Gedanken darüber gemacht, was er Hannah eigentlich sagen wollte. Als würden seine Beine auf dem knirschenden Boden kleben bleiben, wurden seine Bewegungen langsamer, bis sie schließlich völlig in Stille erstarrten.
    Was sollte er ihr berichten? Dass Erik sein Land verraten hat? Dass er mit de Gaules Widerstandsbewegung kollaborierte? Selbst wenn es einem höheren Zweck diente und seine Entscheidung richtig war, Hannah würde es nicht verstehen. Sie glaubte immer noch mit voller Überzeugung an den Endsieg, war vor Stolz sprühendes Mitglied der Partei, schloss sogar den Führer in ihre Gebete ein. Andererseits hatte sie ein Recht auf die Wahrheit, und falls wirklich der unwahrscheinliche Fall eintrat und das Himmelfahrtskommando der Résistance von Erfolg gekrönt sein sollte, hätte auch sie schlussendlich ihre Rache bekommen. Es gab keinen Grund, ihr von seinem Weg zu berichten, allein das Ergebnis war in diesem Falle wichtig, nichts anderes.
    Nikolas bemerkte, dass er zitterte, als er beherzt an die Tür klopfte. Auch durch die mit Pappe zugeklebten Fenster konnte er erkennen, dass Hannah sich minutiös an die Bestimmungen der Luftschutzwarte hielt und lediglich ein paar Kerzen entzündet hatte.
    Zaghaft öffnete sie einen Spalt, und als sie Nikolas erkannte, fiel sie

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