Wunscherfuellung Fuer Selbstabholer
Fantasien werden Muskeln, Nerven und auf die Dauer sogar Organe geschwächt.
In Seminaren führe ich gerne ein Experiment vor, das belegt, welchen starken Einfluss eine negative Vorstellung auf unseren
Körper hat. Dazu bitte ich eine kräftige Frau oder einen starken Mann, einen Arm seitlich so auszustrecken, dass er einen
rechten Winkel zum Körper bildet. Dann bemühe ich mich, den Arm herunterzudrücken, während meine Versuchsperson mit aller
Kraft dagegenhält. Da ich kein weiblicher Arnold Schwarzenegger bin, habe ich das bisher noch nie geschafft. Nun fordere ich
meine(n) Partner(in) auf, etwas Negatives über sich zu denken, während ich gleichzeitig versuche, den Arm herunterzudrücken.
Dabei freue ich mich schon auf das Aha-Erlebnis des Publikums: Der Arm lässt sich mühelos herunterklappen.
|81| Dass sich unsere Vorstellung physisch auswirkt, ist auch außerhalb der Medizin angekommen. Psychologen schulen Hochleistungssportler
darin, mental zu trainieren. Eiskunstläuferinnen, Hochspringer oder Gewichtheber gehen jeden einzelnen Schritt eines Wettkampfes
im Geiste durch. Auf diese Weise gelingen ihnen die Bewegungen im Ernstfall leichter und sicherer. Außerdem lässt sich so
das Ergebnis optimieren. Wer sich etwas perfekt vorstellt, steigert damit seine Leistung in der Realität. Auch wenn Sie kein
olympisches Gold anstreben, können Sie das gerne einmal mit einer kleinen Übung selbst ausprobieren – vorausgesetzt, Sie haben
kein Rückenleiden.
Übung
Stellen Sie sich hin. Beugen Sie sich nun nach vorn, und versuchen Sie, mit den Händen Ihre Fußspitzen zu erreichen. Falls
Sie nicht besonders gelenkig oder trainiert sind, sieht es bei Ihnen wahrscheinlich so aus wie bei mir: Ihre Fingerspitzen
enden hoffnungslos ein paar Zentimeter über den Füßen. Nichts geht mehr, jedenfalls kaum ohne Muskelzerrung.
Richten Sie sich jetzt wieder auf, und schließen Sie die Augen. Stellen Sie sich bildlich vor, wie Sie locker mit den Fingern
Ihre Fußspitzen erreichen.
Öffnen Sie die Augen, und versuchen Sie jetzt noch einmal, Ihre Fußspitzen zu berühren.
Na, wie war es? Ich wette, diesmal haben Sie locker Ihre Zehen erreicht. Es kommt aber noch besser: Man hat herausgefunden,
dass die pure Vorstellungskraft Muskeln nicht nur dehnt, sondern sie sogar wachsen läst. Patienten, die nach einem Unfall
mit einem Gipsbein im Krankhaus lagen, stellten sich täglich intensiv vor, sie würden mit diesem Bein gymnastische Übungen
machen. Als der Verband entfernt wurde, zeigte sich, dass die Muskelkraft im verletzten Bein kaum geringer war als im gesunden.
Eine körperliche Veränderung ist besonders beweiskräftig, weil man sie messen kann. Doch das ist keineswegs die einzige Reaktion |82| auf unsere Vorstellungskraft. Wir können damit auch eine Wirkung auf geistigem und seelischem Gebiet erzielen, etwa unsere
Einstellung ändern oder unsere Fähigkeiten beeinflussen. Hier wirkt sich die Vorstellungskraft ebenso heilsam oder gefährlich
aus wie im physischen Bereich. Kürzlich fand ich einen schönen Spruch, der das auf den Punkt bringt: »Gewonnen und verloren
wird zwischen den Ohren.«
Dem Erfinder und Industriellen Henry Ford wird der Satz zugeschrieben: »Ob Sie glauben, dass Sie etwas können, oder ob Sie
glauben, dass Sie etwas nicht können – Sie haben in jedem Fall Recht.« Durch unsere Vorstellung bestimmen wir, ob wir uns
fähig oder unfähig, glücklich oder unglücklich fühlen. Wenn Sie möchten, können Sie das sofort überprüfen.
Übung
Schließen Sie die Augen, und stellen Sie sich detailliert ein Ereignis aus Ihrer Vergangenheit vor, bei dem man Sie verletzt
oder gedemütigt hat. Spüren Sie, wie Sie sich jetzt fühlen.
Und nun stellen Sie sich bitte ebenso ausführlich ein Erlebnis vor, bei dem Sie so richtig geglänzt haben oder bei dem Sie
sehr glücklich waren, etwa im Urlaub. Achten Sie wieder auf Ihre Emotionen.
Gewiss haben Sie den Unterschied deutlich gemerkt. Bei der negativen Vorstellung hat sich Ihre Stimmung wahrscheinlich verschlechtert.
Vielleicht haben Sie sogar noch einmal die ursprüngliche Wut oder den Schmerz empfunden. Bei der positiven dürften Sie gute
Laune bekommen haben, oder Sie fühlten sich entspannt.
In dem Zusammenhang spricht man von einer Autosuggestion, einer Selbstbeeinflussung. Die kann sich auf vieles beziehen, am
bedeutsamsten ist sie jedoch für Ihre Einstellung zu sich selbst. Vielleicht
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