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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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komplett schamlos!
    »Das habe ich nicht unbedingt gedacht«, meint Tim, »aber enttäuscht war ich schon. Sehr.«
    Mir bleibt die Spucke weg, das kann ja wohl nicht wahr sein!
    »Keine schöne Erfahrung«, urteilt nun Hilde. Mein Kopf fährt zu ihr herum, und ich mustere sie böse. Sie ist immerhin die Einzige, die verstehen müsste, worum es hier gerade geht. Schließlich habe ich mich bei ihr ausgeheult!
    »Tja«, gebe ich leicht schnippisch zu bedenken, »vielleicht hat die Frau irgendwie geahnt, dass du es mit ihr nicht aufrichtig meinst?«
    Tim glotzt mich verständnislos an, denn er weiß ja nicht, dass ich ihn und Martin belauscht habe. Umso besser, dass ich Zeugin dieses Gesprächs wurde, sonst würde ich in diesem Moment wieder vor lauter schlechtem Gewissen und Scham im Boden versinken.
    »Wir Frauen haben einen sicheren Instinkt für so etwas«, füge ich noch hinzu.
    »So?« Das kommt von Martin. »Habt ihr das?« Er lehnt sich lächelnd und entspannt zurück gegen das Sofa, vor dem er sitzt.
    »In der Tat«, erwidere ich und versuche, ihn zuckersüß anzulächeln, obwohl ich ihm am liebsten den Hals umdrehen würde.
    »Sorry«, geht Tim dazwischen, »ich glaube, das war eine doofe Geschichte.« Er steht auf. »Weder sonderlich peinlich noch spannend noch irgendwas. Und irgendwie merke ich gerade, dass ich total müde werde. Wenn es okay ist, gehe ich mal auf mein Zimmer.«
    »Sicher«, sagt David, »kein Problem. Und danke noch einmal, dass du mitgemacht hast.« Tim nickt ihm zu, dann bleibt sein Blick kurz an mir hängen – und mir wird heiß und kalt, weil ich seinen Gesichtsausdruck überhaupt nicht deuten kann. Sauer? Abschätzig? Verschämt? Keine Ahnung!
    »Dann bis morgen früh«, sagt er und verlässt den Raum.
    »Gut«, meint David. »Dann lasst uns die Flasche noch einmal drehen. Da Tim weg ist, mache ich das mal.« Er greift nach der Flasche und gibt ihr einen Schubs. Gespannt beobachten wir, wie sie kreiselt. Und dann bleibt sie stehen. Der Hals zeigt auf – David selbst! Alle lachen, Tobias ruft ein »Na, dann mal los, Chef!« aus. Unser Boss grinst breit.
    »Wurde ja auch mal Zeit, dass ich drankomme«, stellt er fest. »Bevor ich euch die Geschichte erzähle«, fährt er dann fort und macht Anstalten, sich zu erheben, »muss ich euch etwas gestehen.«
    Meine Kollegen und ich mustern ihn neugierig. Etwas gestehen?
    Er geht rüber zu Mareike, die ihm bisher gegenübersaß, nimmt neben ihr Platz und fragt: »Darf ich, Schatz?« Sie nickt. Und wenn ich nicht schon wüsste, dass die zwei was miteinander haben, würde mir vermutlich in diesem Moment die Kinnlade genauso herunterfallen, wie sie es bei den anderen tut. »Kurz und knapp«, sagt David, »Mareike und ich haben uns ineinander verliebt.« Er legt einen Arm um ihre Schulter, sie kichert und klingt dabei einerseits amüsiert und andererseits geschmeichelt.
    »Echt?«, will Tobias wissen. David nickt.
    »Echt«, bestätigt er. »Auch wenn es für dich unvorstellbar ist: So etwas kann auch noch Dinosauriern wie uns passieren.« Er schmunzelt und drückt Mareike fest an sich.
    »Schön!«, kommentiert Hilde. »Wir haben ein zweites Seminarpärchen, und diesmal sogar mit dem Chef höchstpersönlich!«
    Wieder fange ich mir einen Seitenblick von Martin ein, den ich aber geflissentlich ignoriere.
Nein, mein Lieber, du und ich sind garantiert kein Paar und waren es auch nie! Du bist der letzte Abschaum, das ist alles.
    »Ja, ist es auch«, gibt David ihr recht.
    »Das ist doch aber nicht peinlich!«, werfe ich ein. Einerseits, um mich selbst zu beruhigen, andererseits, um meinem Chef zu signalisieren, dass ich das vollkommen okay finde. Er ahnt ja nicht, dass ich das schon längst weiß. Und irgendwie bin ich gerade ganz froh, dass er es hier vor allen erzählt, denn das enthebt mich von meinem Hoheitswissen.
    »Danke, Stella«, sagt David. »Jedenfalls, zu meiner Geschichte: Gestern waren Mareike und ich in meinem Zimmer, um zu …
äh …
« Er gerät ins Stocken.
    »Zu reden?«, schlägt Tobias vor und bricht danach sofort in prustendes Gelächter aus. Unser Chef nickt, während Mareike neben ihm unsicher hin- und herrutscht.
    »Genau, um zu reden.« Ich frage mich, wohin die Geschichte führen soll. Eine Sekunde später erfahre ich es: »Tja, und als wir dann mein Zimmer verlassen haben, konnte ich sehen, dass jemand unter meinem Bett lag.«
    Hatte ich das Gefühl, dass mir bei Tims Geschichte heiß und kalt wurde? Unsinn!
Jetzt
wird

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