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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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Stella knackt, hätte ich nicht gedacht.«
    »Hältst du bitte deine blöde Klappe?«, fahre ich ihn an. »Das hat dich nicht zu interessieren!« Tobias hebt abwehrend die Hände.
    »Jetzt flipp nicht gleich so aus! Ist doch nicht weiter schlimm.« Dann senkt er vertraulich die Stimme. »War halt wirklich ’ne Klassenfahrt«, erklärt er, »was meinst du, was bei den anderen so abgegangen ist?«
    »Bei den
anderen?
«
    »Ja, klar«, antwortet er. »Das war ein nächtliches Hin und Her über die Flure, das kann ich dir sagen! Nicht nur bei Natascha und mir, David Dressler und Mareike, da ging so
einiges
ab! Nicht bei allen, aber sicher bei der Hälfte. Davon hast du offensichtlich mal wieder nichts mitgekriegt, was? Also mach dich mal locker!« Mit diesen Worten ziehen die beiden lachend von dannen. Ich gucke ihnen überrascht nach. Im nächsten Moment muss ich grinsen. Wenn Tobias wüsste, was ich alles so mitbekommen habe, würde er sich schwer wundern … Immerhin habe ich bei David Dressler unterm Bett gelegen, während er mit Mareike geknutscht hat, das soll mir erst mal einer nachmachen! Okay, unser Boss hat die Sache mit Mareike schon zugegeben – aber ich war immerhin Zeugin!
     
    »Der ›Pfad der Wahrheit‹«, erklärt David, als wir eine Stunde später irgendwo mitten im Wald stehen, »ist kein leichter. Aber wir werden ihn alle miteinander gehen.«
    »Klingt gefährlich«, wirft Robert ein und schaut sich unwohl um. »Kommt jetzt doch noch die Nummer mit den glühenden Kohlen?«
    »Ja«, erwidert unser Chef lächelnd. »Allerdings ein bisschen anders, als ihr jetzt vielleicht denkt. Die glühenden Kohlen seid nämlich ihr.«
    »Wir?«, frage ich nach. Ich ahnte ja schon, dass dieser Wahrheitspfad irgendetwas Seltsames werden würde.
    »Exakt«, sagt er und erklärt dann weiter: »Ihr habt euch jetzt alle ein paar Tage kennengelernt. Habt viel miteinander erlebt, und den ein oder anderen Konflikt«, sein Blick wandert zu Martin, »gab es wohl auch.« Meine Kollegen und ich nicken. »Und deshalb machen wir jetzt Folgendes: Wir bilden alle miteinander wieder einen Kreis, und einer nach dem anderen stellt sich in die Mitte. Und dort wird er sich in Ruhe anhören, was die anderen für ein Bild von ihm haben.«
    Wie bitte?
    Ich habe mich wohl verhört! Öffentliches An-den-Pranger-Stellen für alle?
    »Äh«, meldet Natascha sich zu Wort, »ist das nicht ein kleines bisschen, nun ja … brutal?«
    »Ja, das ist es«, gibt David Dressler ihr recht. »Aber manchmal muss es erst ein bisschen weh tun, damit man weiterkommt. Und damit ihr seht, wie sehr ich an die Wirksamkeit dieser Methode glaube, fange ich sogar freiwillig an. Also, stellt euch in einem Kreis auf.« Wir tun es, David begibt sich in unsere Mitte. »Gut«, fordert er uns auf, »dann lasst mal hören, was ihr von mir denkt.«
    Keiner von uns sagt ein Wort, hier und da tauschen meine Kollegen ratlose Blicke.
    »Traut euch!«, ermuntert David uns ein weiteres Mal. »Keine Sorge, alles ist erlaubt!«
    »Am Anfang fand ich dich ziemlich seltsam«, bricht Hilde zuerst das Schweigen. »Aber mittlerweile bin ich der Meinung, dass du als Chef echt in Ordnung bist.« Zustimmendes Gemurmel erklingt.
    »Und sonst noch?«, fragt David. »Gibt’s nichts, was euch an mir stört?«
    »Ein bisschen seltsam fand ich das Seminar schon«, gibt nun Oliver zu. »Aber es hat irgendwie auch Spaß gemacht.«
    »Jetzt kommt schon!«, erwidert unser Chef. »Das war doch jetzt nichts wirklich Negatives!«
    Ich fand deine Entscheidung mit den Reeperbahnjungs echt total ungerecht,
liegt es mir auf der Zunge,
und ich kann nicht verstehen, weshalb du Martin die ganze Sache hast durchgehen lassen.
Aber das sage ich nicht, mit Kritik an David halte ich mich lieber zurück. Meine Kollegen scheinen auch keine Lust zu haben, die Chance zu nutzen, hier mal richtig auszuteilen, es kommen noch ein paar Nettigkeiten, vor allem und verständlicherweise von Mareike, dann ist David fertig.
    Nach David betritt Martin den Kreis, und zu meiner großen Genugtuung kriegt er sofort ordentlich sein Fett weg. »Arrogant«, kommt es von Natascha, Hilde bescheinigt ihm ein »Vorlaut«, und ich lasse es mir nicht nehmen, »skrupellos und verlogen« in die Runde zu werfen. Allerdings werden auch Stimmen laut, die Martin bescheinigen, er sei »talentiert« und hätte »einen guten Riecher«. Damit kommt mein lieber Kollege meiner Meinung nach mehr als gut weg, denn wer von uns hier den guten Riecher

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