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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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normalen Umständen müsste ich eigentlich
ja
sagen. Beziehungsweise, dass ich die Demos nun Lutz vorspielen werde und mir sicher bin, dass es daraufhin einen Künstlervertrag für ihn und seine Jungs gibt. Aber so, wie die Dinge im Moment liegen, kann ich das ja gar nicht, da sind mir die Hände gebunden. Und ich darf es ihm nicht einmal erzählen, weil ich zur Geheimhaltung verdonnert worden bin! Eine echt blöde Situation.
    »Hm, tja«, sage ich, »die Sachen sind schon echt klasse, keine Frage …« Was sage ich ihm bloß, was sage ich ihm bloß … »Aber irgendwas fehlt noch.« Okay, zugegeben, das kommt nun nicht ganz überzeugend, aber es hat einmal funktioniert, wieso nicht noch ein zweites Mal? Davon abgesehen: Was dem Album noch fehlt, ist der eine, richtige Knaller. Dieser eine ganz bestimmte Hit, der die Band auf einen Schlag bekannt machen wird. Aber ich gehe da jetzt lieber nicht zu sehr ins Detail – so leid es mir tut, ich muss Tim und die Jungs noch ein bisschen schmorenlassen.
    »Was soll denn da noch fehlen?« Tim schaut mich verständnislos und ein bisschen verärgert an. »Das sind Tracks, die alle funktionieren und von denen wir restlos überzeugt sind!«
    »Ja, sicher«, winde ich mich und spüre, wie meine Hände feucht werden. Ich möchte Tim wirklich nicht anlügen, weiß aber auch nicht, wie ich ihm sonst erklären soll, dass ich ihm immer noch keinen Vertrag gebe.
    »Vielleicht sollten wir«, meint er und sieht mich fast ein bisschen feindselig an, »es langsam mal bei einem anderen Label versuchen.«
    »Was?«, rufe ich entsetzt.
    Tim zuckt mit den Schultern. »Warum nicht? Wir eiern da jetzt schon so lange rum, dass ich manchmal glaube, du willst unsere Band gar nicht haben.« Noch immer guckt er böse, keine Spur mehr von dem flirtigen Lächeln, das er sonst immer für mich übrighat, und mich beschleicht der leise Verdacht, dass er mich ohne Vertrag doch nicht mehr so toll findet, wie er immer tut. »Ich könnte ja mal zu World Music gehen oder so«, teilt er mir mit.
    »Nein!«
Das schreie ich beinahe, gleichzeitig greife ich wie im Reflex nach seinen Händen und drücke sie fest. »Du musst mir da vertrauen, bitte, ich brauche nur noch ein paar Wochen Zeit, das ist alles!« In diesem Moment wird mir bewusst, dass ich gerade Tims Finger umklammere, ich räuspere mich verlegen und lasse ihn los.
    »Okay«, jetzt wirkt er nicht mehr verärgert, sondern amüsiert, er schmunzelt mich an, und ein Grübchen tritt auf seine linke Wange. »Ich wollte nur wissen, ob es dir wirklich noch ernst ist, aber deine Reaktion hat mich überzeugt.«
    »Das freut mich«, stelle ich erleichtert fest.
    »Aber ich habe eine Bedingung«, erklärt er mir dann.
    »Was für eine Bedingung? Wofür?«
    »Damit ich nicht zu einem anderen Label gehe.«
    »Und die wäre?«, frage ich und nehme einen Schluck von meiner Schorle.
    »Dass du noch einmal meine Hände nimmst wie gerade eben.« Vor Schreck verschlucke ich mich und spucke ein bisschen von meiner Schorle auf sein Shirt. Tim bricht in lautes Gelächter aus und wischt mit einer Hand die Spritzer weg, die sich aber natürlich nicht vom Stoff entfernen lassen. »Na, das war ja mal wieder eine ganz charmante Reaktion, Fräulein Wundermann!«
    »Sorry«, bringe ich keuchend hervor.
    »Schon gut«, er macht eine wegwerfende Handbewegung. »Aber dann gehst du jetzt wenigstens mit mir aus. Als Strafe dafür, dass ich noch länger warten muss – und dafür, dass du mich und die Jungs vorhin versetzt hast.«
    »Na gut«, willige ich ein, »Strafe muss sein.« Wir grinsen uns an – und während ich leicht versonnen das Grübchen betrachte, das sich dabei wieder auf seiner Wange bildet, muss ich zugeben, dass es eine schlimmere Strafe geben kann, als mit Tim Lievers auszugehen.
     
    »Weißt du«, erzählt Tim, als wir eine halbe Stunde später im Hamburger Schulterblatt vor einem der vielen Straßencafés sitzen, jeder ein Glas Wein vor sich – beziehungsweise: ich eine Weinschorle, denn auch wenn wir jetzt miteinander »ausgehen«, bin ich schließlich immer noch im Job, »ich habe schon während der Schulzeit in verschiedenen Bands gesungen und gespielt. Dabei habe ich immer davon geträumt, irgendwann mal ein eigenes Album aufzunehmen.« Er dreht das Glas zwischen seinen Händen und sieht dabei regelrecht versonnen aus. »Und dass es jetzt vielleicht bald schon so weit ist, kann ich kaum fassen.«
    »Momentan arbeitest du noch als Redakteur bei einer

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