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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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sie einfach anrufen. Auf Mama hatte ich keine Lust, da werde ich mir am Sonntag noch genug finstere Prognosen anhören müssen. Und Möhrchen – na ja, als Gesprächspartner taugt er halt nicht wirklich. »Diese blonde Riese, der sich selbst so toll findet?«
    »Genau der«, bestätige ich ihr. »Und ich kann dir sagen: Der hat es voll auf mich abgesehen!«
    »Ist doch super!« Sie kichert. »Ich sag dir ja schon ewig, dass du endlich mal wieder einen Kerl im Bettchen brauchst, ein Hase ist auf Dauer nicht das Richtige für deine vernachlässigte Libido.«
    »Mach jetzt bitte keine blöden Witze«, fahre ich sie an. »Ich mache mir wirklich Sorgen!«
    »Sorry«, kommt es vom anderen Ende der Leitung, »ich dachte, ich könnte dich ein bisschen aufheitern.«
    »Aufheitern?« Ich gebe einen tiefen Seufzer von mir. »Das Einzige, was mich im Moment aufheitern könnte, wäre, wenn Martin Stichler tragisch unter einen Laster gerät und für vier bis sechs Monate aus dem Verkehr gezogen wird.«
    »Das ist aber sehr böse von dir«, erwidert Miriam in tadelndem Tonfall. »Außerdem klingst du schon wie deine Mutter! Jetzt wart doch erst einmal ab, wie dieses Seminar so wird. Sorgen kannst du dir dann immer noch machen, wenn es einen Grund dafür gibt.«
    »Ich finde, es gibt bereits jetzt schon Gründe dafür!«, beharre ich. »Allein dieses Teambuilding-Camp in der Heide, schon beim Gedanken daran schüttelt es mich!«
    »Ach was«, meint Miriam. »Vielleicht wird’s ja auch ganz lustig. Sieh es einfach als Spaß an, gib dich locker und entspannt, dann wird das schon.«
    »Miriam?«
    »Ja?«
    »Du weißt schon, mit wem du gerade telefonierst, oder?«
    »Wieso?«
    »Weil ich nicht locker und entspannt bin!«,
fahre ich sie an. »Jedenfalls nicht in so einer Situation, in der es um Leben oder Tod geht!«
    »Übertreib mal nicht gleich. Es geht maximal um deinen Job, das ist von Leben oder Tod noch weit entfernt.«
    »Für dich vielleicht! Du hast gut reden, dich kann schließlich keiner feuern.« Miriam arbeitet seit fünf Jahren als selbstständige Grafikerin und hat auch für Elb Records schon einige Aufträge erledigt.
    »Stimmt«, antwortet sie. »Und wenn ich morgen nichts mehr zu tun habe, kann ich nicht wie du zur Agentur für Arbeit gehen und Arbeitslosengeld beantragen, sondern bin gleich ein Fall fürs Sozialamt. So gesehen stehe ich natürlich
viel
besser da als du, da hast du absolut recht!«
    »Ich finde«, will ich einwenden, werde aber von Miriam sofort unterbrochen.
    »Lass mal überlegen, wer war noch mal einer meiner wichtigsten Kunden? Ach, das bist ja du mit Elb Records, richtig!« Mittlerweile hat ihre Stimme einen strengen Tonfall angenommen. »Also lass die Schwarzseherei und hör auf rumzujammern! Die Lage ist nicht zu ändern, also mach das Beste draus. Wie ich sagte: Immer schön locker und entspannt bleiben – zur Not trinkst du halt einen.«
    »Okay«, gebe ich maulig zurück, »du hast ja recht.« Einerseits hasse ich es, wenn Miriam mich so auf den Pott setzt – andererseits tut mir das manchmal ganz gut, denn im Gegensatz zu mir legt meine beste Freundin stets eine bewundernswerte Laisser-faire-Grundhaltung an den Tag. Liegt vielleicht an ihrer rheinischen Herkunft. Von ihrer
»Et es, wie et es«
- und
»Wat wellste machen?«
-Einstellung könnte ich mir jedenfalls schon ganz gut die ein oder andere Scheibe abschneiden.
    »Sischer dat«, kommentiert Miriam prompt in ihrem Heimatdialekt, dicht gefolgt von einem: »Liebelein, mach disch doch nit verrückt.«
    »Genau!«, gebe ich mich kämpferisch. »Dat wird eene wilde Sause in der Heide, dat sach isch disch!« Okay, ich kann den Dialekt nicht wirklich, dafür schiebe ich in italienischem Akzent mit gespielt heiserer Stimme hinterher: »Unte wenne die Signore Stichler mische machte unglucklich, dann ich rufe la famiglia! Unte die Capo di Capo, unte danne vir verssenken die Signore Stichler inne die Elbe.«
    »So machst du’s, genau!«
    Mein Handy klingelt. »Moment, ich muss da mal eben rangehen«, rufe ich in den Hörer.
    »Süße!«, hält Miriam mich zurück. »Wenn es okay ist und sonst nichts mehr war, würde ich jetzt gern auflegen. Gunnar macht mir eh schon die ganze Zeit Zeichen, dass die Roaming-Gebühren für dieses Telefonat langsam, aber sicher unsere gesamten Urlaubskosten übersteigen. Lass uns lieber morgen ausführlicher quatschen, wenn ich wieder in Hamburg bin, okay?«
    »Ja, ich hol euch vom Flughafen ab. Dreizehn Uhr,

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