Wunschkonzert: Roman (German Edition)
und E-Gitarre ein. Hat was.
Hat
wirklich
was!
»Klingt schön«, teile ich Tim mit, nachdem ich fertig gestylt ins Wohnzimmer komme.
»Gefällt es dir? Hab ich heute erst komponiert. Darum fehlt auch noch der Text.«
»Na ja«, mache ich einen Witz, »Text wird ja völlig überbewertet.« Wir grinsen uns an.
»Wollen wir dann los?«
»Ja, bin fertig.«
Die Suche - instrumental (00:12)
Audio: Die Suche - instrumental (00:12)
»Du siehst echt toll aus«, macht er mir ein Kompliment und wirft mir bewundernde Blicke zu.
»Danke.«
»Außerdem kannst du so heute Abend garantiert nicht verlorengehen. Du glitzerst ja wie eine goldene Diskokugel.«
»Das mit dem
toll
hat mir deutlich besser gefallen.«
»Wieso?«, gibt er grinsend zurück. »Ist doch ’ne runde Sache!«
»So, Schluss mit dem Unsinn. Lass uns los!«
Zwanzig Minuten später erreichen wir mit einem Taxi das Hotel Atlantic. Vorm Eingang hat sich bereits eine lange Schlange mit den schillerndsten Gestalten gebildet, ich bin in meinem Diskokugel-Kleid glücklicherweise überhaupt nicht overdressed. Ich entdecke Martin Stichler, der mir fröhlich zuwinkt. Direkt neben ihm steht ein etwas kleinerer, schwarzhaariger Mann, der uns interessiert mustert.
»Dein Date?«, fragt Tim und nickt mit dem Kinn Richtung Martin. Ich registriere leichte Eifersucht in seinem Tonfall, was ich nicht ganz unangenehm finde.
»So in der Art«, antworte ich. Und erst in diesem Moment wird mir bewusst, dass es vielleicht ein Fehler war, sich mit Tim ein Taxi zu teilen: Wenn die zwei sich jetzt kennenlernen, erfährt Martin womöglich, dass die Musik, die er kurz bei mir im Auto gehört hat, von Tim stammt, und dann … Nein, das will ich auf gar keinen Fall riskieren. Immerhin hatte Tim mir ja schon damit gedroht, sich an World Music zu wenden!
»Äh, kann ich dich um etwas bitten?«, flüstere ich Tim zu, während wir auf Martin zugehen.
»Um was denn?«
»Das da drüben ist ein, äh, Bekannter von mir.« Bloß nicht das Wort
Kollege
sagen! »Und der … der …«
»Der was?«
»Also, frag mich jetzt bitte nicht, warum, aber der soll nicht wissen, dass du Musiker bist«
»Wieso? Hat der damit ein Problem?«, wundert sich Tim. »Ich meine, das ist doch
Kino trifft Pop,
also werde ich sicher nicht der einzige Musiker hier sein. Wenn er solche Leute nicht mag, ist er eindeutig auf der falschen Veranstaltung.« In Tims Gesicht steht ein riesengroßes Fragezeichen. Verständlich, denn meine Bitte klingt einigermaßen wirr.
»Ich kann’s dir nicht erklären, tu mir bitte einfach den Gefallen«, zische ich ihm nur schnell zu, denn in diesem Moment haben wir Martin auch schon erreicht.
»Wir sehen uns dann drinnen«, sagt dieser eilig zu dem kleineren Mann, der sich mit einem Nicken verabschiedet und Richtung Eingang verschwindet. Dann wendet Martin sich mir zu.
»Hallo, Stella!«, begrüßt er mich und drückt mir zwei Küsschen auf die Wange. »Du siehst ja echt toll aus!«
»Danke.« Das Kompliment geht runter wie Öl, und ich muss mir fast auf die Zunge beißen, um Martin nicht auch für seinen Smoking zu loben, der wie angegossen sitzt. Seinen dunklen Sommermantel hat er, ganz Mann von Welt, lässig über den Arm gelegt.
Martin blickt Tim fragend an. »Hi«, sagt er und streckt ihm eine Hand entgegen. »Ich bin Martin.«
»Gerald«, antwortet Tim und verzieht dabei keine einzige Miene. »Gerald Strullenkötter.«
Ich verschlucke mich fast und muss mich sehr zusammenreißen, um nicht laut loszuprusten. Wo hat er denn diese Idee her?
»Interessanter Name«, erwidert Martin und zieht dabei irritiert eine Augenbraue in die Höhe.
»Ja«, stimmt Tim ihm zu, »das höre ich immer wieder.«
»Und du bist ein Freund von Stella?«
»Ich bin …«
Mir bleibt für eine Sekunde das Herz stehen.
»… ihr persönlicher Stylist«, behauptet Tim. »Und nebenbei arbeite ich als Kostümbildner beim Film. Das ist hier ja heute
Kino trifft Pop.
« Er betont das Pop sehr deutlich, aber ich hoffe einfach mal, dass es Martin nicht auffällt.
»So, nachdem wir uns nun alle vorgestellt haben«, flöte ich, »können wir doch auch reingehen, oder?«
Martin wendet sich wieder mir zu. »Klar. Hast du deine Einladung parat? Die kontrollieren hier an der Tür, als wollte man in einen Hochsicherheitstrakt.«
Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig.
Wieder sind es ganze drei Sekunden, ehe ich begreife, was Martin da eben gesagt hat.
»Äh, meine Einladung?«,
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