Wunschkonzert: Roman (German Edition)
Regenjacke, Mückenspray, Sonnencreme, ein Notfallset mit Pflastern, Verbänden, Sicherheitsnadeln und so weiter gekauft.
»Aspirin und Mückenstichsalbe habe ich noch zu Hause«, überlegte ich laut, »also brauche ich noch Mobilat, Kohletabletten, Vomex und eine gute Wund- und Heilsalbe. Habe ich auch nichts vergessen?«
»Desinfektionsspray und Erfrischungstücher«, schlug Miriam vor.
»Die habe ich doch sowieso immer im Auto, die muss ich nur in die Tasche stecken.«
»Stella?«, erwiderte meine Freundin.
»Ja?«
»Das war ein Spaß! Kein Mensch braucht Desinfektionsspray und Erfrischungstücher!«
Wenig später beobachtete Miriam mich kopfschüttelnd, während ich in einem Outdoorgeschäft interessiert um einen Campingkocher schlich. »Du weißt aber schon, dass das keine Expedition in den Himalaya, sondern nur eine Woche in der Heide wird, oder?«
»Meinst du, ich übertreibe es ein bisschen?«
»Ein
bisschen?
« Sie prustete los. Also ließ ich den Campingkocher stehen, stattdessen gönnten wir uns im Hanseviertel noch zwei Gläser Champagner, ein paar Antipasti und sprachen die aktuelle Lage durch. Unser Fazit:
Ruhig bleiben!
Und Martin Stichler auch dann, wenn er noch so nett erscheint, im Auge behalten. Von seiner Einladung habe ich Miriam natürlich auch erzählt, und sie wurde richtig blass vor Neid. Ich versprach ihr, ein paar Fotos mit dem Handy zu machen und ihr zu schicken, was von ihr aber lediglich mit einem beleidigten: »Fotos! Vielen Dank, aber du musst mir keine Krumen hinwerfen!« quittiert wurde.
Stichwort
Ruhig bleiben:
Meinen Sonntagsbesuch bei Mama habe ich dann noch am Samstagabend abgesagt, was zwar ein ziemliches Donnerwetter verursachte (eingeleitet, wie könnte es anders sein, durch ein »Aha!«), aber nachdem Miriam mich wieder einigermaßen auf Spur gebracht hatte, wollte ich meine neu gewonnene Gelassenheit nicht durch einen Aufenthalt bei Muttern aufs Spiel setzen. Stattdessen habe ich meinen Besuch für den Sonntag nach dem Heide-Seminar angekündigt: »Da habe ich dann auch viel mehr zu erzählen«, habe ich ihr erklärt, was natürlich mit einem unheilvollen »Ja, das fürchte ich auch« kommentiert wurde.
Den Sonntag habe ich also nicht in Bremen verbracht, sondern damit, schon einmal alle Sachen zusammenzusuchen, die ich mit in die Heide nehmen will. Ab Montag habe ich dann im Büro meinen Krempel gepackt, womit ich im Gegensatz zu meinen Kollegen schon am Nachmittag fertig war. Also habe ich Tobias beim Entrümpeln seines Schreibtischs geholfen und dabei nicht schlecht gestaunt, was er in der kurzen Zeit, die er erst bei Elb Records ist, so alles angesammelt hat. Ein regelrechter Messie! Und als ich in einer seiner Schubladen ein Poster mit der Hauptdarstellerin von
High School Musical
entdeckte, musste ich mich eine halbe Stunde lang darüber kaputtlachen.
Am Donnerstag schließe ich um Punkt sechs die Tür zu meiner Wohnung auf. Leider liege ich etwas hinter meinem Zeitplan: In einer guten halben Stunde muss ich im Taxi zum Atlantic sitzen, also wird es höchste Zeit fürs abendliche Styling.
Kino trifft Pop
– aus den Berichten in der Zeitung weiß ich, dass sich da immer alle mächtig aufbrezeln. Endlich mal eine Gelegenheit, mein goldenes Paillettenkleid zu tragen, das ich mir in einem Anfall von … von … von was auch immer vor drei Jahren kaufen musste, ohne es bisher auch nur ein einziges Mal angehabt zu haben. Jetzt mal abgesehen vom Anprobieren in der Umkleidekabine, aber das zählt ja irgendwie nicht richtig.
Ich gehe ins Schlafzimmer, ziehe Jeans, Shirt und Unterwäsche aus und werfe die Sachen in den Wäschepuff. Dann hole ich neue Wäsche und eine Nylonstrumpfhose aus dem Schrank und schlüpfe schließlich in mein goldenes Kleidchen.
Sieht wirklich toll aus,
denke ich, als ich mich im Spiegel betrachte.
Richtig glamourös.
Noch glamouröser wäre es allerdings, wenn ich den Reißverschluss am Rücken ganz schließen könnte und mein BH nicht rausgucken würde. Mit umständlichen Verrenkungen versuche ich, den Zipper zu erreichen, und erinnere mich daran, dass mir damals im Laden auch schon die Verkäuferin helfen musste. Ziemlich unpraktisch, so ein Kleid, wenn man Single ist, denn nicht immer ist jemand anwesend, der einem hilft, es anzuziehen.
Oder es auszuziehen,
denke ich prompt. Verdammt, wie komme ich nachher, wenn ich wieder zu Hause bin, aus der schicken Goldpelle? Frei nach Miriam beschließe ich, mir erst Gedanken über das
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