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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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erinnern könnte, dass ich so etwas normalerweise nicht mache. Einfach so rumknutschen – und mit einem Geschäftskontakt schon gar nicht. In diesem Moment ist mir das aber völlig egal – und es fühlt sich auch einfach viel zu gut an, um damit aufzuhören.
    »Stella«, flüstert Tim mir zwischen zwei Küssen ins Ohr, »wir sind total beschwipst.«
    »Ich weiß«, nuschele ich zurück.
    »Aber ich wollte das auch nüchtern schon mal tun«, gibt er zu. »Ich mag dich nämlich. Sehr sogar.«
    »Dasis chön«, seufze ich und schmiege mich noch dichter an ihn. »Obwohl das ’n bisschen unporf… unpof… unprol…« Ich gebe es auf, das Wort
unprofessionell
kriege ich in meinem Zustand einfach nicht mehr heraus. Stattdessen küsse ich Tim ein weiteres Mal. Er fühlt sich noch viel besser an, als er aussieht. Während er mich ganz fest in seinen muskulösen Armen hält, bin ich ihm so nah, dass ich sogar seinen Herzschlag spüren kann.
Dadamm, dadamm, dadamm.
Das klingt ein kleines bisschen wie Musik … Vielleicht sollten wir Tims Puls als Single rausbringen? Also, ich würde sie mir kaufen, auf jeden Fall!
    Und er riecht so gut! Mein Gott, wie er duftet, nahezu himmlisch! Auf der einen Seite männlich, auf der anderen fast süß – man könnte diesen Duft abfüllen und in kleinen Fläschchen verkaufen.
    Als wir uns einen kurzen Moment voneinander lösen, bemerke ich unweit von uns Martin, der gerade seinen Mantel anzieht und sich dabei mit dem kleineren Mann von vorhin unterhält. Scheinbar verabschiedet er sich von seinem Bekannten. Als hätte er meinen Blick gespürt, dreht er auf einmal seinen Kopf in meine Richtung. Wir sehen uns direkt an.
    »Schönen Abend noch!«, rufe ich und winke ihm zu, dann schlinge ich wieder meine Arme um Tims Hals und fange erneut an, ihn zu küssen. Aus den Augenwinkeln beobachte ich, wie Martin mit extrem grimmiger Miene den Saal verlässt, sein Bekannter sieht ihm leicht kopfschüttelnd – und, wie ich meine, lächelnd – hinterher. Richtig so, soll der Idiot nach Hause gehen! Wette, ich habe hier den wesentlich schöneren Abend, denn mit meinem schnuckeligen Musiker knutscht es sich von Minute zu Minute besser.
    »Hey, Tim! Du auch hier?« Die Stimme einer Frau lässt Tim und mich kurz voneinander ablassen. Direkt neben uns steht eine blonde Frau. Oder eher gesagt ein Mädchen, ich schätze es auf Mitte zwanzig. Genau genommen nicht nur ein sehr junges, sondern auch sehr hübsches Mädchen mit großen blauen Kulleraugen und niedlicher Kurzhaarfrisur. Unwillkürlich ziehe ich Tim wieder ein bisschen näher an mich heran. Er kichert leise, als würde er meine besitzergreifende Geste sofort richtig interpretieren.
    »Hi, Lucy-Lou«, begrüßt er die junge Frau und macht sich sanft aus meiner Umklammerung los, hält aber weiterhin meine Hand fest und drückt sie kurz. »Schön, dich zu sehen.«
    Lucy-Lou? Die heißt allen Ernstes Lucy-Lou?
    Allen-Ernstes-Lucy-Lou mustert mich interessiert. »Das ist Stella«, erklärt Tim, »meine, äh …«
    »A&R-Managerin«, werfe ich ein und lächele Lucy-Lou zuckersüß an.
    »A&R?«, fragt sie nach. Ich nicke. Dann breitet sich ein Strahlen auf ihrem Gesicht aus, und sie ruft: »Tim, das ist ja toll! Hat es also endlich geklappt mit dem Plattenvertrag? Super, Glückwunsch!«
    »Ja, äh, also«, bringe ich etwas stotternd hervor, denn ich will nicht, dass Lucy-Lou jetzt irgendwas in den falschen Hals kriegt und es dann womöglich noch herumposaunt. »Unsere Gespräche sin imma noch sehr vertraulich«, konkretisiere ich so vage wie möglich und merke, dass meine Verbalisierungsfähigkeiten definitiv nicht auf dem höchsten Stand sind.
    »Im Gespräch?«, echot Lucy-Lou und legt dabei fragend die Stirn in Falten.
    »Wir arbeitn dran«, schiebe ich hinterher.
    »Aber du musst Tim und seine Band auf alle Fälle unter Vertrag nehmen«, teilt sie mir in energischem Tonfall mit. »Die Jungs sind so was von super!«
    »Ich finne sie ja auch gut«, setze ich an, aber sie unterbricht mich.
    »Hast du Tim schon mal live performen gehört?«, will sie wissen.
    »Klar, ich …«
    Das kleine Mädchen lässt mich gar nicht zu Wort kommen, sondern greift stattdessen einfach nach Tims freier Hand. »Los, sing was für deine A&R-Managerin, das wird sie wegpusten. Da drüben spielt die Band meines Freundes, ich sag denen, sie sollen mal eine Runde mit ihrem Programm aussetzen. Die kennen doch ein paar deiner Songs von dem Gig vor ein paar Wochen, die

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