Wunschkonzert: Roman (German Edition)
zu.
Ich rücke noch etwas weiter von ihm weg.
»Was ist denn los?«, fragt er erstaunt.
»Ach, es ist nichts, gar nichts.«
»Das glaube ich dir nicht«, widerspricht er. »Das war doch gestern nicht nichts!«
»Nein, äh, doch«, stammele ich. »Hör zu, ich muss jetzt echt los …« Ich merke, wie meine Stimme zittert und mir fast versagt. Ich senke den Blick, wenn ich ihn weiter ansehe, kriege ich das nicht hin. »Was da gestern passiert ist … also, versteh mich nicht falsch, ich mag dich sehr gern, aber …«
»Du hast einen Freund«, unterbricht er mich.
Ich sehe wieder zu ihm auf und bemerke, dass seine Miene sich nun merklich verdüstert hat. »Dieser Typ von gestern im Atlantic, du wolltest ihm nur eins auswischen und ihn mit mir eifersüchtig machen, richtig?«
»Was, wer … Martin?« Ich schüttele energisch den Kopf.
Aua,
keine gute Idee bei meinen Kopfschmerzen! »Um Himmels willen, auf gar keinen Fall! Ich hab keinen Freund.«
Tim sieht deutlich erleichtert aus.
»Die Sache ist die«, versuche ich zu erklären, »gestern hatte ich einfach zu viel getrunken, und das tut mir leid. Aber du und ich, wir wollen doch bald miteinander arbeiten, da geht das einfach nicht.«
Er guckt mich verständnislos an. »Die meisten Paare lernen sich bei der Arbeit kennen.«
Guter Konter.
»Richtig«, gebe ich ihm recht. »Aber in unserem Fall ist das doch peinlich! Ich meine, wenn ich dich unter Vertrag nehme und dann gleichzeitig was mit dir habe, dann sieht das doch so aus, als ob … als ob …« Ich weiß nicht weiter.
»Als ob was?«
»Na ja, du bist ja dann so etwas wie ein Schutzbefohlener von mir«, erkläre ich.
Tim guckt mich groß an – und bricht dann in schallendes Gelächter aus.
»Schutzbefohlener?«,
bringt er prustend hervor. »Stella, wir sind doch nicht in der Schule! Ich bin erwachsen, du bist erwachsen, wo ist das Problem?«
»Die Leute könnten denken, ich nehme dich nur unter Vertrag, weil ich was mit dir habe.«
»Na und? Lass die Leute denken, was sie wollen, das ist doch egal.«
»Mir ist es nicht egal«, sage ich ziemlich spitz.
Er runzelt die Stirn. »Himmel, das klingt aber ganz schön verspannt und überkorrekt!«, sagt er, und ich fühle mich schlagartig an Martins Worte erinnert. »Schau dich doch mal in der Medienbranche um, da gibt es jede Menge Pärchen, die zusammen Projekte machen.«
»Ja«, gebe ich zu. »Und über fast alle wird gemunkelt, dass der oder die nur mit jemandem zusammen ist, weil er oder sie sich einen Vorteil erhofft.« Ich habe den Satz noch nicht ganz ausgesprochen, da tut er mir schon leid. Mit Recht, wie ich sofort bemerke, denn mit einem Mal tritt ein verletzter Ausdruck auf Tims Gesicht.
»Verstehe«, bringt er zwischen zusammengepressten Lippen hervor. »So ist das also: Du glaubst, ich baggere dich nur an, weil ich beruflich was von dir will.«
»Nein, natürlich nicht!«, sage ich schnell, obwohl ich diesen Gedanken ja ehrlich gesagt schon einmal leise in Erwägung gezogen habe. »Das habe ich zu keinem Zeitpunkt vermutet.« Im Geiste kreuze ich Zeige- und Mittelfinger an beiden Händen.
Tim bedenkt mich mit einem prüfenden Blick, so, als würde er in mich hineinsehen wollen, ob ich auch die Wahrheit sage. Dann seufzt er und sieht wieder etwas entspannter aus. »Das wäre auch schlimm, wenn du so etwas denken würdest, Stella. Und zwar aus zwei Gründen.«
»Zwei?«, frage ich nach. Er nickt.
»Ja, weil du mich dann einerseits für ein Charakterschwein halten würdest. Und weil du andererseits offenbar nicht glauben kannst, dass dich jemand gernhat, so wie du bist. Nicht als A&R-Managerin, sondern einfach nur als Stella Wundermann.«
Wieder muss ich verlegen den Blick senken. »Du kennst mich doch kaum«, flüstere ich.
»Das stimmt.« Er legt eine Hand unter mein Kinn, hebt meinen Kopf und sieht mich an. »Aber genau deshalb möchte ich dich ja ein bisschen besser kennenlernen. Weil du mich faszinierst und ich gerne genauer wüsste, wer Stella Wundermann wirklich ist. Und außerdem«, fügt er hinzu, »habe ich ja jetzt nicht gesagt, dass wir sofort das Aufgebot bestellen sollen. Einfach ein bisschen Zeit miteinander verbringen, was ist so schlimm daran?«
»Gar nichts«, muss ich zugeben, während es in meinem Kopf gleichzeitig drunter und drüber geht. Das ist nicht gut, nein, das ist nicht gut, das führt am Ende nur zu einem schrecklichen Kuddelmuddel, das keiner will! Ein riesiges Durcheinander, und in der jetzigen
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