Wunschkonzert: Roman (German Edition)
wohlig schmatzend von mir wegdreht. Schnell setze ich mich auf, was sofort einen leichten Schwindel auslöst, und sehe angstvoll an mir hinunter.
Ich werde doch nicht …
Entwarnung: Ich stecke immer noch in meinem Paillettenkleid, sogar meine Strumpfhose habe ich noch an.
Okay, Stella, keine Panik, das Worst-Case-Szenario kannst du also ausschließen.
In diesem Moment geht mein Wecker los, so laut, dass er Tote zurück ins Leben bringen könnte. Mein Blick fällt aufs Display – es ist genau sieben Uhr morgens. Tim setzt sich neben mir stöhnend auf und reibt sich die Augen.
»Das ist ja ein furchtbarer Lärm«, beschwert er sich und gähnt noch einmal. Dann sieht er mich an, ein zärtlicher Ausdruck tritt auf sein Gesicht. »Guten Morgen, meine Süße.« Er beugt sich zu mir und will mich küssen. Erschrocken rücke ich ein Stück von ihm ab. »Was hast du denn?«, fragt er und sieht mich irritiert an.
»Noch keine Zähne geputzt«, behaupte ich schnell und will aufspringen, aber Tim schlingt seine Arme um mich und hält mich einfach fest.
»Macht doch nix«, findet er. Im nächsten Augenblick presst er schon seine Lippen auf meine. Nicht unangenehm, das muss ich zugeben – aber von diesem
himmlischen Duft,
den ich gestern Abend noch in der Nase hatte, ist nicht mehr viel übrig geblieben. Morgens um sieben nach einer Partynacht ist auch Tim Lievers nur noch ein Normalsterblicher.
Ich schiebe ihn ein Stück von mir weg. Denn nicht nur, dass seine olfaktorischen Qualitäten momentan etwas zu wünschen übriglassen: Mir ist die ganze Situation mehr als unangenehm. Ja, wir haben Spaß miteinander gehabt, und ja, wir haben rumgeknutscht. Aber das war gestern, und die Umstände waren besondere und ich betrunken. Wie bin ich überhaupt hier gelandet? Beziehungsweise, wie sind
wir
hier gelandet?
»Ich glaube, ich habe einen kleinen Filmriss«, gebe ich zu.
»Glaube ich auch«, stimmt Tim mir zu und lächelt mich an. »Du bist direkt vorm Atlantic zusammengeklappt.«
»Das weiß ich noch. Aber was war dann?«
»Danach habe ich dich vollkommen wehrlos, wie du ja warst, noch durch diverse Kneipen geschleppt. Habe auch Fotos von dir gemacht und mit meinem iPhone auf Facebook eingestellt, kann ich dir nachher zeigen.«
»Du hast
was?
«, bringe ich entsetzt hervor. Er lacht laut auf und gibt mir ein Küsschen auf die Nase.
»Stella, natürlich
nicht!
Was denkst du denn? Ich habe dich mit einem Taxi nach Hause gebracht, den Schlüssel aus deiner Tasche genommen und dich aufs Bett gepackt.« Er deutet mit dem Kinn auf Möhrchen, der wie immer neben meinem Kopfkissen liegt. »Netter Hase, übrigens. So wie du.« Ich merke, wie ich rot anlaufe, und überlege, ob ich Möhrchen schnell unters Bett werfen soll. Aber das bringt ja nichts, er hat mein Kuscheltier eh schon gesehen. So wie vermutlich meinen Schmöker
Leidenschaftliche Geliebte,
der ohne Tarnumschlag auf meinem Nachttisch liegt. Wozu auch? Konnte ja nicht damit rechnen, dass ein fremder Kerl in meinem Schlafzimmer landet. Peinlich, peinlich!
»Äh, ja«, bringe ich, einigermaßen nach Fassung ringend, vor. »Und dann?«
»Dann wollte ich dir noch aus deinem Kleid helfen, aber der blöde Reißverschluss ging nicht auf. Also wollte ich dich so zudecken und dann nach Hause fahren – aber du hast mich einfach nicht gelassen.«
»Ich habe dich nicht gelassen?«
Tim nickt. »Ja, du hast mich so fest an dich rangezogen, dass es sich fast wie im Schwitzkasten angefühlt hat, und mich gebeten, bei dir zu bleiben, weil du nicht allein sein wolltest.«
»Das habe ich gemacht?« Donnerwetter, ich muss ja wirklich megablau gewesen sein! »Aber warum bist du dann halbnackt?«, will ich wissen – und schicke ein schnelles Stoßgebet zum Himmel:
Lieber Gott, ich glaube zwar nur sporadisch an dich, aber bitte, bitte lass mich nicht gesagt haben, dass er sich ausziehen soll!
»Irgendwann hast du gefordert, dass ich meine Sachen ausziehe. Hast was von himmlisch oder so genuschelt, hab ich nicht ganz verstanden.«
Okay, Gott, der Besuch zu Weihnachten ist definitiv gestrichen!
»Aber süß war’s!«, schmunzelt Tim. »Und für mich zum Schlafen auch wesentlich bequemer als mit Klamotten.« Wieder streckt er einen seiner Arme nach mir aus. »Jetzt komm wieder her, ich will knuddeln! Vielleicht kriege ich jetzt ja auch deinen Reißverschluss auf, ich war gestern selbst nicht mehr ganz nüchtern und hatte ein paar feinmotorische Schwierigkeiten.« Er zwinkert mir
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