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Wuppertod

Wuppertod

Titel: Wuppertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Stefan
trocken.
    »Stimmt.«
Peer Finke pustete in seinen Tee und trank. »Ich habe im
Radio gehört, dass die Wupperwelle das Casting für
Heigers Nachfolger ausrichten wird.«
    »Richtig«,
nickte Heike. »Und ich werde in der Jury
sitzen.«
    »Das trifft sich
hervorragend. Wenn ich vielleicht dem Casting beiwohnen dürfte
… um das eine oder andere Interview zu
führen.«
    »Das ist das
kleinste Problem«, nickte Stefan. »Ich denke, dass
Eckhardt nichts dagegen haben wird. Immerhin hast du uns auch schon
ein, zwei Mal mit Informationen versorgt.«
    »Wohl
wahr«, erwiderte Peer und strahlte. »Eine Hand
wäscht die
andere.«         
    Dem hatten Heike und
Stefan nichts hinzuzufügen. Als sie auf dem Rückweg zum
Sender waren, zwinkerte Stefan Heike zu. »Jetzt haben wir
immerhin einen Anhaltspunkt.«
    Heike war vor dem
ehemaligen Kaufhof-Gebäude stehen geblieben. »Was hast
du vor, Stefan?«
    Er lächelte
geheimnisvoll. »Ich werde diesem Jochims mal auf den Zahn
fühlen. Zumindest ist er ein Kandidat in der Liga der
Verdächtigen.«
    * * *
    In der Kornmühle
herrschte um diese Zeit nicht sehr viel Betrieb. Das alte,
hölzerne Mühlrad in der Mitte des Raumes drehte sich
langsam. Inzwischen diente es nur noch als Dekoration. Längst
wurde hier kein Korn mehr gemahlen.
    Es war früher
Nachmittag und das Mittagsgeschäft war gelaufen. Das Personal
bereitete sich auf das Abendessen vor, hantierte mit dem Besteck
und deckte die Tische in dem rustikal eingerichteten
Nobelrestaurant. Dort, wo einst die alte Mühle klapperte,
klapperten nun die Essbestecke. Ein findiger Gastronom hatte in der
alten Mühle an der Warndtstraße ein Restaurant mit
gediegenem Ambiente eingerichtet.
    Nur wenige Tische
waren besetzt. An einem Tisch in einer Nische saß eine junge,
elegant gekleidete Frau mit blonden Haaren. Sie trug ein schwarzes
Kostüm. Jetzt warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr und
trommelte nervös mit den Fingern auf der strahlend
weißen Tischdecke herum.
    Er verspätet
sich, dachte Michaela Heiger-Burbach und nippte an ihrem Rotwein.
Dann öffnete sich die Eingangstür und ein hoch
gewachsener Mann mit dunklen Haaren und Dreitagebart betrat das
Restaurant. Er blieb im Eingangsbereich des Gastraums stehen und
blickte sich suchend um. Als er Michaela Heiger-Burbach erblickte,
huschte ein Lächeln um seine Mundwinkel. Er näherte sich
mit weit ausladenden Schritten. Sie lächelte ihm
entgegen.
    Er nickte ihr zu, dann
ließ er sich auf dem gegenüber stehenden Stuhl nieder.
»Frau Heiger-Burbach«, grüßte er und reichte
ihr die Hand. Der Duft seines sündhaft teuren Rasierwassers
drang in ihre Nase. »Mein Beileid.«
    Sie nickte dankend und
kämpfte gegen die Tränen an. »Herr Tickmann,
schön, dass Sie Zeit für mich gefunden
haben.«
    »Leider habe ich
tatsächlich nicht sehr viel Zeit. Im Anschluss an unser
Gespräch habe ich noch einen Außendreh. Morgen
müssen wir einen neuen Darsteller suchen. Es wird ein Casting
veranstaltet, in Zusammenarbeit mit der Wupperwelle.« Er
verschränkte die Hände. Als er den Namen des Radiosenders
nannte, erhellte ein geheimnisvolles Lächeln Frau
Heiger-Burbachs fein geschnittenes Gesicht.
    »Was kann ich
für Sie tun?« Tickmann lächelte
verbindlich.
    »Mein Mann wurde
letzte Nacht brutal in unserem Haus zusammengeschlagen. Er liegt im
Krankenhaus und ist nicht ansprechbar. Die Polizei steht vor einem
Rätsel.«
    »Das tut mir
Leid.« Tickmanns Bedauern klang echt. Er nestelte an der
Tischdecke herum und bestellte bei einem Kellner einen Silvaner.
»Eine schwere Zeit für Sie, was?«
    »Allerdings.«
Tränen sammelten sich in ihren blauen Augen. Sie zog ein Tempo
aus ihrer Tasche, murmelte eine Entschuldigung und putzte sich die
Nase. »Es ist, als würde eine Welt
untergehen.«
    »Wie kann ich
Ihnen helfen?« Der Regisseur vergaß für einen
Augenblick den Stress und die Sorgen, die ihn plagten. Die Frau
seines Anwalts tat ihm schlichtweg Leid. Der Kellner brachte den
Wein, Tickmann kostete fachmännisch, nickte und nahm das Glas
entgegen. 
    »Durch Zufall
habe ich im Computer meines Mannes eine Datenbank geöffnet,
die seinen Kundenstamm enthielt. Wie Sie wissen, ist er
Rechtsanwalt.«
    »Allerdings, ich
erinnere mich.« Tickmann starrte ins Leere. Die Lippen hatte
er zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Eine
unglückliche Geschichte, und nur ungern erinnerte er sich an
die Zeit seiner Scheidung. Damals wurde zu viel dreckige
Wäsche gewaschen. Das ist

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